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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 27.01.2016


Family Business – ein Dokumentarfilm von Christiane Büchner, Kinostart: 28.01.2016
Helga Egetenmeier

Betreuerinnen aus Osteuropa sind bereits seit längerem Pflege-Realität in vielen Familien Deutschlands. Christiane Brückner begleitet in ihrer Dokumentation zurückgenommen, jedoch eng an deren Emotionen, eine Haushaltshilfe und ihre Kundin...




... vom Stadium der Entscheidung füreinander, dem gemeinsamen Leben, bis hin zur Frage über die Zukunft ihres Arbeitsverhältnisses.

Wie auch in ihrem Film "pereSTROIKA - umBAU einer Wohnung", folgt die Regisseurin der Spur der ökonomischen Entscheidungen in ihre intimsten Familienbeziehungen hinein. Dafür erfasst Christiane Büchner ihre Protagonistinnen zuerst unabhängig voneinander in ihrem Alltag. Dort ist Jowita Hausherrin, die sich dafür entscheidet, in Deutschland als Pflegerin zu arbeiten, um endlich mit dem Ausbau ihres Hauses weiterzukommen. Schweren Herzens verlässt sie dafür ihre 13-jährige Tochter und ihren Mann für zwei Monate.

Die Töchter der 88-jährigen Anne wenden sich an die deutsch-polnische Agentur CareWork, da ihre Mutter nach dem Tod ihres Mannes eine Dauerbetreuung benötigt. Sie selbst sind berufstätig sind und haben ihre eigenen Familien. So können sie sich nicht rund um die Uhr um ihre Mutter kümmern, die in der eigenen Wohnung ihr vertrautes Leben weiterführen möchte.

Als Jowita die Betreuung der 88-jährigen Anna aufnimmt, wird die fremde Wohnung zu ihrem zeitweisen Zuhause, das Anna, hilfsbedürftig und gleichzeitig Arbeitgeberin, mit ihr teilt. Neben dem ökonomischen Aspekt definiert sich ihr Arbeitsverhältnis auch über hauswirtschaftliches Können und persönliche Sympathie. Einfühlsam nah kommt die Regisseurin an das gemeinsame, wie auch an das in getrennten Zimmern stattfindende Leben der beiden Frauen.

Da Christine Büchner den Aspekt der Schwarzarbeit nicht in den Mittelpunkt rücken wollte, hat sie sich auf der Suche nach ihren Protagonistinnen an eine Vermittlungsagentur gewandt. Trotzdem wird auch in der legalen Beschäftigung die Relevanz des ökonomischen Aspekts - besonders für Jowita - immer wieder deutlich. In deutschen Familien werden nur 10 % der ausländischen Betreuerinnen legal beschäftigt, ein Faktor, den die Dokumentarfilmerin Anne Frisius in den Mittelpunkt ihres Filmes "Dringend gesucht - Anerkennung nicht vorgesehen. Hausangestellte erstreiten sich ihre Rechte" stellt.

AVIVA-Tipp: Immer sehr nah an den beobachteten Menschen, lässt die Regisseurin ihnen trotzdem den Raum, ihre Gefühle zu entfalten und sie zu äußern. Dass dies trotz Anwesenheit der Kamera so nachvollziehbar und aufrichtig gelingt, wenn auch manchmal etwas scheu, ist bemerkenswert und lässt die ZuschauerInnen beeindruckt über soviel Einblick in diese Vermischung aus Privat- und Arbeitsleben zurück.

Zur Regisseurin: Christiane Büchner studierte Bildhauerei und Experimentalfilm an der HdK Berlin, war Stipendiatin des Berliner Senats am Institut für zeitgenössische Kunst in Moskau, absolvierte ein Aufbaustudium an der Kunsthochschule für Medien in Köln und erhielt das Gerd Ruge Stipendium 2005 für den Film "pereSTROIKA - umBAU einer Wohnung". Lehrtätigkeit und Gast-Professur an verschiedenen deutschen Hochschulen, sowie freie Filmemacherin für WDR, MDR, 3sat und arte. Ihre Themen findet sie vorwiegend in Mittel- und Osteuropa. Christiane Büchner lebt und arbeitet in Köln.
Mehr Infos unter: www.buechner-filmproduktion.de

Family Business
Dokumentarfilm 2016, Deutsch und Polnisch mit UT
Buch und Regie: Christiane Büchner
Kamera: Thomas Plenert, Justyna Feucht
Verleih: Real Fiction
Lauflänge: 89 Minuten
Kinostart: 28.01.2016

Weitere Informationen und Termine finden Sie unter:
www.familybusiness-film.de

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Weitere Informationen

Die Dokumentarfilmerin Anne Frisius beschäftigt sich in Dringend gesucht - Anerkennung nicht vorgesehen. Hausangestellte erstreiten sich ihre Rechte mit den Aspekten illegaler Beschäftigung von nichtdeutschen Hausangestellten.

CareWork, deutsch-polnische Vermittlungsagentur für Betreuungskräfte





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Beitrag vom 27.01.2016

Helga Egetenmeier