Satte Farben vor Schwarz - Ein Film von Sophie Heldman. Ab 11.08.2011 auf DVD und Blu-ray - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kultur



AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 05.08.2011


Satte Farben vor Schwarz - Ein Film von Sophie Heldman. Ab 11.08.2011 auf DVD und Blu-ray
Yasmine Georges

Die beiden Kino-Größen Senta Berger und Bruno Ganz stehen in diesem bewegenden Film über Liebe und Tod erstmals gemeinsam vor der Kamera. Als langjährig verheiratetes Paar werden sie mit einer...




...Tatsache konfrontiert, die sie zwingt, ihr gemeinsames Leben in Frage zu stellen.

Eine Frau liegt erschöpft im Bett. Sie wirkt wie gelähmt. Von unten dringen Geräusche zu ihr herauf, doch sie bleibt weiterhin bewegungslos im Halbdunkel liegen. Für die erste Szene ihres Spielfilmdebüts hat dffb-Absolventin Sophie Heldman ein bedrückendes Motiv gewählt. Das Bild der ruhenden Anita (Senta Berger) brennt sich intensiv in das Gedächtnis der ZuschauerInnen, wie eine Ahnung, ein Ausblick auf das Kommende.

Die Diagnose

Anita und Fred (Bruno Ganz) sind seit 50 Jahren ein Paar. Sie haben zwei erwachsene Kinder und eine Enkelin, die kurz vor dem Abitur steht, ein wunderbares Haus mit Garten und eine mehr als ausreichende Rente. Dennoch liegt eine Spannung in der Luft - das unausgesprochene Bedürfnis, zu reden. Die alltäglichen Geräusche sind unnatürlich laut in der Stille des großen Hauses und die emotionale Distanz der Eheleute wird fast sichtbar. Denn Fred hat Prostata-Krebs. Der Pensionär wehrt sich gegen die Chemotherapie, er will nicht den Rest seines Lebens als Patient verbringen. Und so flüchtet er vor der angespannten Kälte seines Hauses, mal in seine neue Wohnung und dann in sein ehemaliges Büro. Erst die Anreise ihres Sohnes Patrick (Barnaby Metschurat) bringt die beiden wieder zusammen und zwingt sie erneut zur Auseinandersetzung mit Freds Krankheit.

Regie und AkteurInnen

"Als ich mich zum ersten Mal mit Senta und Bruno über die Figuren unterhalten habe, dachte ich: Ich habe Partner gefunden.", erzählt Regisseurin Sophie Heldman. Die beiden spielen das Paar mit einer gelassenen Selbstverständlichkeit, die es vermag, dem Film ein wenig des Ernstes zu nehmen. Sie tasten sich wie die Figuren im Film langsam an das zentrale Thema heran.

In stillen Bildern zeigt die Regisseurin das allmähliche Schwinden des Glücks und beweist dabei ihren Blick für die Details. Nicht nur Mimik, Gestik und die Dialoge enthüllen die Gefühle der ProtagonistInnen, Heldman nimmt ebenso Geräusche und Farben in ihre Dramaturgie auf und bedient sich auch des Wetters um Emotionen deutlich zu machen. Anitas Auszug in ein Seniorenheim folgt einer stürmischen Gewitternacht, die das Ausmaß ihrer Verzweiflung deutlich macht. Sophie Heldman findet eine bildhafte Sprache, die gut zu dem sensiblen Thema des Films passt. Sie fängt die Schwierigkeit, offen mit dem Gedanken an den Tod umzugehen, dank dieser Metaphorik, gekonnt ein. Doch nicht nur Anita und Fred stehen im Zentrum des Films. "Es gibt in ´Satte Farben vor Schwarz´ keine Nebendarsteller(-Innen)" kommentiert die Regisseurin das Ensemble.

Das Drehbuch ist reduziert, der Cast erlesen. Barnaby Metschurat als Sohn Patrick brilliert ebenso wie Carina Wiese, die mit ihrer langjährigen Hauptrolle in "Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei" bekannt wurde. Auch Leonie Benesch überzeugt als Enkelin Yvonne. Seitdem sie in dem Spielfilm "Das weiße Band" ein Kindermädchen spielte, gilt sie als neuestes Talent des deutschen Kinos.

Der Blick von Außen

Die Figuren fügen sich alle in die spannungsgeladene Zweisamkeit von Anita und Fred. Das "Zwei-Personen-Stück" profitiert von der Einführung der neuen Charaktere. Auch die ehemalige Sekretärin und die Betreuerin aus dem Seniorenheim treten kurzzeitig in das Blickfeld der Kamera und unterbrechen die, auf die Eheleute konzentrierte, Handlung. Die Regisseurin gibt den ZuschauerInnen dank dieser kurzen Sequenzen die Möglichkeit, selbst zu reflektieren und die Handlungen der beiden ProtagonistInnen in Frage zu stellen.

Der Tod schleicht langsam in den Fokus des Films

Schlussendlich dreht es sich doch um das Paar. Um ihre Entscheidungen, Träume, Ziele und Hoffnungen. Das Alter spielt dabei anfangs keine große Rolle, erst die Krankheit lenkt die Gedanken auf das drohende Ende. Der Tod wird schließlich zur unausweichlichen Gewissheit, die sich in den Gesichtern des Paares und der Kinder widerspiegelt. Zum Schluss folgt die Kamera jedoch nur Anita und Fred. Wenn sie sich in Schwarz gehüllt in ein Taxi setzen und in Freds Wohnung fahren, steht eine Frage im Raum: Sind sie bereit zu gehen?

"Satte Farben vor Schwarz" wurde auf dem internationalen Filmfestival "San Sebastian" gezeigt, lief auf den "Internationalen Hofer Filmtagen" und war im Jahr 2010 für den "First Steps Award" nominiert.

AVIVA-Tipp: "Satte Farben vor Schwarz" spricht dank seines breit gefächerten Casts ZuschauerInnen jedes Alters an. Die Thematik dreht sich zwar hauptsächlich um das Älterwerden und die Fragen, die diesen Prozess begleiten, doch Sophie Heldman erzählt in ihrem Debüt auch von Beziehungen, familiären Bindungen und Sinnfragen, die das Leben aufwirft.

Zur Regisseurin: Sophie Heldman wurde 1973 in Hamburg geboren. Sie wuchs als Tochter einer Mexikanerin und eines Deutschen in der Schweiz auf. 1993 ging sie in die USA und sammelte erste Erfahrungen beim Film. 1996 begann sie Regie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) zu studieren. Zusätzlich besuchte Heldman Meisterklassen in Schauspielführung an der Tisch School of the Arts in New York. Neben ihrem Studium arbeitete Sophie Heldman unter anderem als Regieassistentin für Sydney Pollack. Ihr Kurzfilm "Icke" wurde beim Film Festival Max-Ophüls-Preis für den "Besten Kurzfilm" nominiert, auf internationalen Filmfestivals vorgestellt und mehrmals im Fernsehen ausgestrahlt. Sophie Heldmans Spielfilmdebüt "Satte Farben vor Schwarz" ist zugleich ihr Abschlussfilm an der dffb.
(Quelle: farbfilm verleih

Satte Farben vor Schwarz
Deutschland/Schweiz 2010
Regie: Sophie Heldman
Buch: Sophie Heldman, Felix zu Knyphausen
DarstellerInnen: Senta Berger, Bruno Ganz, Barnaby Metschurat, Carina Wiese, Leonie Benesch, Sylvana Krappatsch, Thomas Limpinsel, Ruth Glöss u.a.
Verleih: farbfilm Filmverleih
Lauflänge: 85 Minuten
Kinostart: 13.01.2011 mit knapp 150.000 KinobesucherInnen
Veröffentlichungstermin DVD und Blu-ray: 11.08.2011
FSK: ohne Altersbeschränkung

DVD und BLU-RAY FACTS:
EAN: DVD: 4009750209189 / Blu-ray: 4009750392799
Laufzeit: DVD ca. 84 Min. / Blu-ray ca. 88 Min.
Ton: DVD: Deutsch Dolby Digital 5.1 / Blu-ray: Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
Bild: DVD: 1,85:1 (16:9 anamorph) / Blu-ray: 1,85:1 (HD 1080/24p)
Extras: Making of


Weitere Infos zum Film finden Sie unter:

www.satte-farben-vor-schwarz.de

Weitersehen auf AVIVA-Berlin:

"Giulias Verschwinden", ein Film mit Bruno Ganz

"Die Wolke", ein Film mit Carina Wiese


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Beitrag vom 05.08.2011

AVIVA-Redaktion