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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 30.09.2004


Land of Plenty
Julia Rohrbeck

Was passiert, wenn eine junge Idealistin und ein Vaterlandsverteidiger, geprägt durch seine Vergangenheit als US-Soldat, aufeinandertreffen? Wim Wenders versucht, diese Frage zu beantworten.




Eine schöne Geschichte haben sie sich da ausgedacht, Wim Wenders und Scott Derrickson: Lana, eine junge Amerikanerin, die als Tochter eines Missionars in Afrika und im Nahen Osten aufgewachsen ist, kehrt in die USA zurück und engagiert sich in einer Obdachlosen-Mission in Downtown L.A.
Paul, selbst ernannter Vaterlandsverteidiger und Ex-Soldat der "US Special Forces" während des Vietnam-Krieges, engagiert sich seit dem 11. September 2002 im "Krieg gegen den Terror".

Um die ganze Sache eindringlicher zu gestalten sind Paul und Lana natürlich Onkel und Nichte und beobachten zufällig gleichzeitig den Mord an einem Obdachlosen. Während Paul den Mann zuvor wegen seines "verdächtigen arabischen Aussehens" ins Visier genommen hatte, nahm Lana bei der Essensausgabe in der Obdachlosen-Einrichtung das Gespräch zu ihm auf. Sie erfährt auch seinen Namen: Hassan. Jetzt ist der Geheimnisvolle tot und die Ausgangslage für einen spannenden Dialog voller Weltanschauungs-Gegensätze geebnet. Doch was geschieht?

In Trona sucht Lana nach dem einzigen Angehörigen Hassans. Während sie Tee trinkend einen netten Tag mit Youssef und seinen Fotoalben verbringt, versucht Paul die Drahtzieher der "arabischen Terroristen", die er in Trona vermutet, aufzuspüren.

Ich sitze im Kinosessel und warte auf die Konfrontation zwischen den beiden, warte auf stichhaltige Argumente von Lana, warte darauf, dass die junge, engagierte Frau dem alten Knacker Paroli bietet und ihm seine Gespenster austreibt. Und warte und warte...

Und das ist das enttäuschende am Film: Für Konfliktpotential ist reichlich gesorgt, nur bleibt die Auseinandersetzung aus. Lana lebt ihr Leben und lässt ihren paranoiden "Onkel" Paul mit seinen rechten Ansichten leider links liegen. Schade.

Der Regisseur bemerkt dennoch: "Ich denke, der Film ist hochgradig politisch. Nicht in einer so offensichtlichen Art, wie Michael Moores "Fahrenheit 9/11". Aber er besetzt die gleichen Themen: Unehrlichkeit, Täuschung, fehlgeleiteter Patriotismus, Desinformation, Manipulation." So jetzt wissen wir´s.

AVIVA-Tipp: Wer sich einen Film über das Scheitern des "American Dream" ansehen will, ist bei Michael Moore besser aufgehoben. Trotzdem ist das "Land of Plenty"-HauptdarstellerInnen-Paar sehenswert. Michelle Williams und John Diehl identifizieren sich 100%ig mit ihren Rollen. Außerdem gibt`s authentischen Leonard Cohen-Gesang.



Land of Plenty

Deutschland/USA 2004
Länge: 123 Minuten
Regie: Wim Wenders
Drehbuch: Wim Wenders, Michael Meredith
DarstellerInnen: John Diehl, Michelle Williams, Richard Edson, Wendell Pierce
Verleih: Reverse Angle
Filmstart: 7.Oktober 2004




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Beitrag vom 30.09.2004

AVIVA-Redaktion