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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 11.06.2003


Liebe versetzt Särge
Hilde Meier

Für die Liebe ist es nie zu spät. Diese Botschaft bringt Nick Hurran nach "Grasgeflüster" jetzt mit "Grabgeflüster" ins Kino. Eine Komödie mit echt britischem Humor




Es gab Zeiten, da war eine Komödie nur eine Komödie. Heutzutage ist das nicht mehr so, nein, sie ist auch ein Drama, ein Horror-Geister-Splatter-Movie und zudem auch noch ein Tanzfilm. Aber wenn die Mischung so gelingt, wie in Nick Hurran´s "Grabgeflüster", dann soll das nicht weiter stören.

Die erste Botschaft steht im Titel, sie muß nicht mehr erklärt werden. Liebe versetzt Berge. Die Letzte lautet: Es ist nie zu spät, es zu versuchen. Auch dabei geht es um die Liebe.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Betty und Boris sind eigentlich schon seit der Tanzstunde ineinander verliebt, nur war Boris damals nicht mutig genug, um Betty aufzufordern. So hat Hugh mit Betty getanzt und sie dann auch geheiratet. Nach dem Tod ihrer Schwiegermutter trifft Betty Boris wieder als Bestatter. Er hat nie geheiratet und liebt sie noch immer.

So beginnt der Tanz von vorn. Der Himmel über Wales hängt wieder voller Geigen und zarte Wölkchen tummeln sich über sattem Grün. Dies ist die erste Stelle der Komödie, an der die Tränen nicht gelacht, sondern vor Rührung geweint werden.
Hugh betrügt Betty nach Strich und Faden mit seiner Sekretärin Meredith. Er ist klein, dicklich und britisch-rothaarig. Boris ist dagegen eine stattliche Erscheinung: Groß, dunkelhaarig, ganz der Gentleman. Er tanzt gerne, elegant und sicher.

Zwischen der Ehetragödie und der keimenden Liebesgeschichte malt Nick Hurran Waliser Lokalkolorit. Wir lernen die örtliche Tierwelt kennen, die Katze von Betty, den Kater von Boris, er stellt uns die Zwillingsschwestern aus dem Blumenladen vor, den Arzt, den Pfarrer und das skurrile Bestattungsunternehmen, Boris´ Konkurrenz.

Als Boris nun endlich mit Betty getanzt hat, kann er ihr auch seine Liebe gestehen. Und - sie liebt ihn auch und würde auch mit ihm in die Karibik flüchten, nur der arme Hugh darf nicht unter der Trennung leiden. Man ahnt, was jetzt kommt. Nun, wo die Sache in Schwung gekommen ist, läßt Boris nicht mehr los und entwickelt einen teuflisch komischen Plan, um Betty ganz für sich zu haben. Er läßt sie sterben.
Doch vorher wird getanzt. Sehr schön, sehr zärtlich, sehr romantisch. Das späte Paar, wie "Ginger und Fred" - vereint.

Und dann erst beginnt die Arbeit zur Sicherung des Glücks. Boris organisiert Betty´s Tod, der Plan ist komplex. Erst nach vielen bösen Turbulenzen "stirbt" Betty.

Brenda Blethyn, die man auch aus "Grasgeflüster" kennt, spielt die Betty Rhys-Jones hervorragend und Alfred Molina bekannt aus "Frida" und "Chocolat" gibt den Boris Plotz mit Bravour.

Diese Komödie ist eigentlich todtraurig. Vor allem ist sie aber 94 Minuten lang Unterhaltung vom Feinsten - und zum Lachen und zum Weinen gleichermaßen.



Grabgeflüster - Liebe versetzt Särge
(Plots with a view)
Regisseur: Nick Hurran
DarstellerInnen: Brenda Blethyn, Alfred Molina, Robert Pugh
Christopher Walken, Naomi Watts, Lee Evans
94 Minuten
Kinostart 19.06.03


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Beitrag vom 11.06.2003

AVIVA-Redaktion