HeimART: Eine Fotoausstellung der KünstlerINNEN-Gruppe new-koelln in der Werkstatt der Kulturen vom 10.10-9.11.2003 - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kultur



AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 15.10.2003


HeimART: Eine Fotoausstellung der KünstlerINNEN-Gruppe new-koelln in der Werkstatt der Kulturen vom 10.10-9.11.2003
Sabine Grunwald

5 KünstlerInnen interpretieren persönliche Gegenstände von MigrantInnen auf ungewöhnliche Art und Weise




Die Werkstatt der Kulturen, ein umgebautes Gebäude der ehemaligen Schultheiß-Brauerei, feiert vom 23. bis 25. Oktober sein 10jähriges Bestehen. Zum Geburtstag hatte sich die Werkstatt eine besondere Projektidee ausgedacht. Lag bis dato der Schwerpunkt der Ausstellungen auf dem Menschen in der Fotografie, so sollten es diesmal Still-Leben sein. Persönliche Gegendstände von MigrantInnen galt es künstlerisch zu be- und verarbeiten. Wer war dazu besser geeignet, als die KünstlerInnen-Gruppe new-koelln, die seit knapp einem Jahr besteht. Von den 4 Frauen und 2 Männern stellen 5 Mitglieder aus:
Helmut Fischer, Andrea Neese, Andrea Streit, Holger Stück und Karin Wook, sie alle leben und arbeiten in Neukölln und sind mit der Problematik von MigrantInnen täglich konfrontiert.

Die fünf KünstlerInnen inszenieren und präsentieren ihre Arbeiten auf eine sehr persönliche Art und Weise. Der eigene Stil kommt unverkennbar zum Tragen und ist das Markenzeichen dieser unterschiedlichen Persönlichkeiten, denen es dennoch gelingt eine homogene Ausstellung zu erarbeiten.
Helmut Fischers Bilder haben etwas leichtes, schwebendes. Am Eingang, gleich links werden wir mit der Carmencita konfrontiert, ein notwendiges Utensil für den täglichen Kaffeegenuss. Losgelöst von ihrer täglichen Bestimmung und künstlerisch bearbeitet, wirkt die selbst erfundene "Fotografik" fremd und neuartig. Der kleine Maisgott, eine Grabbeigabe aus Mexiko, überwacht zufrieden lächelnd die BesucherInnen der Ausstellung.

Holger Stück hat eine andere Herangehensweise. Er ist gelernter Grafiker, was seine Werke auch kund tun. Seine Serie: Konkav, konvex und Wasser-Eisen, zeigt Gebrauchsobjekte, Schüsseln und Teller aus dem Iran. Die Fotoprints wurden ausgeschnitten und im nachhinein auf einen selbst bereiteten Untergrund montiert. Die verwendeten Erdfarben und Blautöne harmonieren mit den klar gestalteten Bildern.

Gegenüber ein ganz eigenes Konzept von Andrea Neese. Sie inszeniert und verfremdet nicht. Für ihre s/w Bilder benutzt sie skurrile oder alltägliche Gegenstände des Alltags, die in der vorgefundenen Umgebung aufgenommen werden. Die Ukraine stellt sich durch zwei Smirnoff Wodka Gläser im Vordergrund dar, die Campells Tomato Soup erinnert an Andy Warhol.

Andrea Streit, ursprünglich Malerin und Installationskünstlerin begeisterte mich mit ihren brillanten s/w Fotografien, die sich thematisch mit Finnland befassen. Zwei abgetragene, geflickte Kleider in Verbindung mit einem Baum sind in der Lage, die Melancholie und Einsamkeit der finnischen Landschaft zu spiegeln. Mal als Ganzes zu sehen, dann nur im Detail oder gar als Bild auf dem Kopf stehend, evozieren die klaren Arbeiten eigene Bilder. Diese können sich aufgrund der minimalistischen Präsentation der Fotografien in Ruhe entwickeln.

Einen fulminanten farblichen Kontrast bilden die Arbeiten von Karin Wook. Sie benutzt Kunst- und Gebrauchsgegenstände aus Bangla Desh und Gaza. Die orientalischen Still-Leben hat sie am PC nachbearbeitet und teilweise verfremdet. Ihr Anliegen ist es, wenige, aussagekräftige Objekte der jeweiligen Kultur in einen neuen Kontext zu bringen. Dadurch soll die Betrachterin zu eigenen Interpretationen angeregt werden.

Die Werkstatt der Kulturen feiert ihr Jubiläum vom 23.10 bis 25.10.2003 mit mehreren Veranstaltungen. Am Freitag und Samstag findet ab 22.00 und 20.00 Uhr je eine Performance statt. Eine Geburtstagsparty mit Live Musik rundet das Festwochenende ab.




HeimART
Werkstatt der Kulturen
Wissmannstraße 32
www.werkstatt-der-kulturen.de
Öffnungszeiten: Di-So 10-21 Uhr


Kultur

Beitrag vom 15.10.2003

Sabine Grunwald