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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 04.06.2008


Zeit der Fische
Jana Muschick

Robert ist jung, arbeitslos und ohne Perspektiven. Erst die Begegnung mit Jana gibt ihm ein besseres Lebensgefühl. Doch die Hoffnung auf eine Liebe scheitert an allen Enden. Kinostart 5. Juni 2008!




Das Leben in der Platte

Der 19-jährige Robert (Janusz Kocaj) wohnt in Halle-Neustadt, ein Stadtteil, der überwiegend aus alten Plattenbauten, leerstehenden Kindertagesstätten, Bibliotheken und Baggerseen besteht. Im Rahmen des Projekts "Umbau Ost" wurden dort in den vergangenen Jahren viele Häuser abgerissen, um so die Struktur der Stadt aufzulockern. Doch in Roberts Zeit ist dieser Aufschwung noch nicht angekommen.

Wunschtraum

Der junge Punk lebt gemeinsam mit seiner Mutter Anna (Steffi Kühnert) in einer engen Zwei-Zimmer-Wohnung. Beide sind arbeitslos und resigniert, leben kurz vor der Armutsgrenze. Robert will nicht "malochen", am liebsten wäre er Musiker oder Revolutionär. Das wäre besser als ein langweiliger Job in einem ereignislosen Leben in der Platte. Eines Tages begegnet er der obdachlosen Jana (Kim Schnitzler) in der alten, geschlossenen Bibliothek.

Alptraum

Jana und ihr Bruder Clemens (Christian Blümel) kommen aus gutbürgerlichem Hause, das für sie zur Hölle wurde, weil Clemens´ Vater den Jungen fast täglich mit psychischen Folterspielchen gequält hat und ihm so jegliches Vertrauen in andere Menschen nahm. Der einzige menschliche Strohhalm, an den er sich klammert, ist seine Schwester Jana, die ihm versprochen hat, sich nie von ihm zu trennen. Als sich zwischen Jana und Robert eine zarte Jugendliebe entwickelt, belasten die Forderungen von Clemens und Anna das junge Glück zunehmend. In der Hoffnung, gemeinsam aus "Ha-Neu" weg gehen zu können, versuchen sie, sich aus ihrer tiefen Abhängigkeiten zu lösen. Loslassen aber ist schwierig – und so droht kurz vor dem Verschwinden der beiden Liebenden eine Katastrophe.

Bei den Internationalen Filmtagen Hof wurde die Kameraarbeit von Gregor Schönfelder für "Zeit der Fische" mit dem Förderpreis des deutschen Films ausgezeichnet. Drehbuchautor Laucke erhielt den Kleist-Förderpreis für junge Dramatiker 2007 für sein Stück "alter ford escort dunkelblau".

AVIVA-Fazit: Ein ungewöhnlicher deutscher Film mit resignierenden Bildern in einer kargen Landschaft. Die Beziehungen der Figuren wirken melodramatisch: Eine vom Leben enttäuschte Mutter, ein perspektivloser Sohn, zwei ausgerissene Jugendliche ohne jede Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Das ist nicht der übliche Hollywood-Kitsch, aber leider auch kein Film, der über die pubertierenden Wünsche seiner ProtagonistInnen hinaus wächst. Hier fehlt das gewisse Etwas, das aus einem Drama wirklich einen guten Streifen machen könnte.


Zeit der Fische
Deutschland 2007, 86 Minuten
Regie: Heiko Aufdermauer
DarstellerInnen: Janusz Kocaj, Kim Schnitzler, Christian Blümel, Steffi Kühnert
Produktion: Luna-Film GmbH
Im Verleih von Zorro Film GmbH
Kinostart: 5. Juni 2008

Weitere Infos:
www.zeit-der-fische.de


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Beitrag vom 04.06.2008

AVIVA-Redaktion