Meine schöne innere Sonne. Ein Film von Claire Denis und Christine Angot mit Juliette Binoche, Valerie Bruni-Tedeschi Kamera: Agnes Godard. Kinostart 14. Dezember 2017 - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kultur Kino



AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 16.12.2017


Meine schöne innere Sonne. Ein Film von Claire Denis und Christine Angot mit Juliette Binoche, Valerie Bruni-Tedeschi Kamera: Agnes Godard. Kinostart 14. Dezember 2017
Kristina Tencic

Der Untertitel des Filmes - Isabelle und ihre Liebhaber - weist uns bereits in die richtige Richtung: Es geht chaotisch zu in Juliette Binoches Liebesleben als Künstlerin Isabelle. Ein Liebhaber gibt sich die Türklinke mit dem anderen, aber eines haben sie alle gemeinsam - Isabelle liebt sie und glaubt fest daran, dass...




...es diesmal, wenn auch recht spät in ihrem Leben, die große Liebe ist.

Das führt zu einem emotionalen Wirbelwind, in den sie uns als nichtsahnende ZuschauerInnen mitzieht und in dem wir quasi in Echtzeit immer noch mehr Facetten ihres (Liebes-) Lebens entdecken.

AVIVA-Tipp: Natürlich ist es immer ein Genuss, Juliette Binoche bei ihrem Schauspiel zuzusehen. Andererseits drängt sich als ZuschauerIn hier immer wieder das Gefühl auf, dass ihr aufgrund ihres Ruhms sehr viel freie Hand vonseiten der Regie gelassen wurde, was oft in improvisierten Dialogen mündet, die Wiederholungen mit sich bringen und mit stärkerer Regiehand sicherlich hätten interessanter gestaltet werden können. Dies manifestiert sich leider am stärksten in der finalen Szene mit Gerard Depardieus Gastauftritt.
Indes macht dies natürlich auch den Charme dieser französischen Liebeskomödie aus, dieses chaotisch-kokette je ne sais pas.

Zur Regisseurin: Claire Denis wurde 1948 in Paris geboren und verbrachte einen Großteil ihrer Kindheit in Französisch-Westafrika. 1971 schloss sie ihr Filmstudium am Institut des hautes études cinématographiques in Paris ab.
Sie assistierte Regisseuren wie Costa-Gavras, Wim Wenders und Jacques Rivette, bevor sie 1988 ihr Langfilmdebüt Chocolat – Verbotene Sehnsucht inszenierte.
In ihren Filmen beschäftigt sich Claire Denis häufig mit Menschen am Rande der Gesellschaft und mit dem Erbe des Kolonialismus wie in Der Fremdenlegionär (1999), Trouble Every Day (2001) oder Land in Aufruhr (2009).
Claire Denis schrieb das Drehbuch gemeinsam mit der Schriftstellerin Christine Angot. Für die Kamera zeichnet wie schon oft bei Denis´ Filmen Agnes Godard verantwortlich.

Zur Hauptdarstellerin: Juliette Binoche wurde 1964 in Paris als Tochter der Regisseurin und Schauspielerin Monique Yvette Stalens und des Bildhauers, Regisseurs und Schauspielers Jean-Marie Binoche geboren. Bereits als Jugendliche spielte sie auf Amateurbühnen. Sie besuchte kurz das Conservatoire National Supérieur d´Art Dramatique und tourte mit einer Theatertruppe durch Frankreich, Belgien und die Schweiz.
Mitte der achtziger Jahre begann sich Binoche in Frankreich als Schauspielerin mit kleineren Rollen zu etablieren. Sie spielte in Jean-Luc Godards Maria und Joseph (1983) und André Téchinés Erotikdrama Rendez-vous(1985). Eine César-Nominierung für ihre Rolle an der Seite von Michel Piccoli in Leos Caraxs Die Nacht ist jung folgte. Ebenfalls 1986 übernahm Binoche ihre erste englischsprachige Hauptrolle an der Seite von Daniel Day-Lewis in Philip Kaufmans Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins. Obwohl der Film ein weltweiter Erfolg ist, entschied sich Binoche zunächst, keine weiteren internationalen Rollen zu übernehmen und spielt in kleineren französischen Produktionen und am Théâtre de l´Odéon in Paris. 1991 spielt sie wieder unter der Regie von Leos Carax in Die Liebenden von Pont-Neuf, gewinnt den European Film Award und erhält ihre dritte von bisher neun César-Nominierungen.
Zu Beginn der 1990er Jahre wandte sich Binoche wieder ihrer internationalen Karriere zu, die ihr weltweite Anerkennung brachte. So war sie die erste Schauspielerin, die den Preis als "Beste Schauspielerin" der drei wichtigsten europäischen Filmfestivals erhielt – 1993 in Venedig für ihre Rolle in Krzysztof Kieslowskis Drei Farben – Blau, 1997 bei der Berlinale für Der englische Patient (Regie: Anthony Minghella, 1996) und 2010 in Cannes für Die Liebesfälscher (Regie: Abbas Kiarostami). Für ihre überzeugende Darstellung in Der englische Patient erhielt Binoche einen Oscar als beste Nebendarstellerin. Vier Jahre später wurde sie für ihre Rolle in Chocolat – Ein kleiner Biss genügt (Regie: Lasse Hallström) erneut für einen Oscar nominiert.

Meine schöne innere Sonne - Isabelle und ihre Liebhaber
Originaltitel: Un Beau Soleil Intérieur
Frankreich 2017
Regie: Claire Denis
Drehbuch: Claire Denis & Christine Angot
DarstellerInnen: Juliette Binoche, Xavier Beauvois, Josiane Balasko, Valeria Bruno-Tedeschi, Nicolas Duvauchelle, Philippe Katerine, Gérard Depardieu u.v.m.
Kamera: Agnes Godard
Spielzeit: 94 Minuten
FSK: 12 Jahre
Verleih: Pandora Film
Starttermin: 14. Dezember 2017
Eine Produktion von Curiosa Film in Co-Produktion mit FD Production, Ad Vitam, Versus Production
Mehr zum Film unter: sonne.pandorafilm.de

Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:

Die Wolken von Sils Maria
Ein Film mit Juliette Binoche und Kristen Stewart. DVD-/ Blu-ray Release: 27. August 2015
Tief wie die Täler zwischen den Engadiner Bergen des Sils Maria beschreibt Regisseur Olivier Assayas Gegensätze in seinem Film: Zwischen jung und alt, Mainstream und Klassik, Schnelllebigkeit und Verstetigung lässt er Juliette Binoche und Kristen Stewart in einen dynamischen Dialog treten, der, soviel darf vorweg genommen werden, keine Siegerinnen kennt. (2014)

Mademoiselle Populaire
Nachdem uns der Oscar gekrönte "The Artist" in den Stummfilm entführt hat, bleibt das französische Kino dem Retrotrend verschrieben und versetzt uns mit dieser Romantikkomödie in die 1950er Jahre in denen Frauen wahrlich kein leichtes Los hatten – oder keinen einfachen Wettbewerb, wie es bei der jungen Provinzlerin Rose der Fall ist. (2013)

Eine Dame in Paris
Selten wurde Kratzbürstigkeit so charmant verkörpert wie in der Rolle der wohlhabenden und doch vereinsamten Migrantin, gespielt von der Grande Dame des französischen Films, Jeanne Moreau, die sich auf keinen Fall helfen lassen will, erst Recht nicht von einer Dorfpomeranze (brillant verkörpert durch die erfolgreiche estländische Schauspielerin Laine Mägi). (2013)

Portugal mon amour
Debutregisseur Ruben Alves verzaubert Frankreich mit einer Komödie über ein Einwandererpärchen, das einfach zu gut ist für die Welt - bis ein Erbe sie in die alte Heimat lockt und sie hier vielleicht endlich lernen, nein zu sagen und auch mal an sich zu denken. (2014)

Mary
Ein Film von Abel Ferrara mit Oscarpreisträgerin Juliette Binoche
Abel Ferraras jüngstes Werk, das sich mit Glauben und den Verunsicherungen unserer Zeit auseinandersetzt, wurde mit dem Spezialpreis der Jury auf dem Filmfest in Venedig 2005 ausgezeichnet. (2008)


Kultur > Kino

Beitrag vom 16.12.2017

Kristina Tencic