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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 31.08.2007


Little Dragon – Debut
Silvy Pommerenke

Die Welt ist doch manchmal verrückt! Da gibt es diese Frau mit japanisch-amerikanischen Wurzeln, die in Göteborg aufwuchs und nun ganz so klingt, wie eine britische Undergroundsängerin. Ihr Name:...




...Yukimi Nagano. Um sie herum siedeln sich "alte Schweden" an, deren wohlklingende Namen Erik, Fredrick und HÃ¥kan lauten.

Kennen gelernt hat sich das Quartett in der High School, und nun bereichert es das Musikgeschehen mit einer Mixtur aus Elektro, Singer-Song-Writing und ein wenig Jazz oder Lounge-Music. Die Vielfältigkeit dieses Albums ist extrem beeindruckend. Somit haben die vier da ein sehr ansprechendes Debutalbum hingelegt, das von Eigenwilligkeit, Extravaganz und dann doch irgendwie Old-School strotzt. Vergleiche sind scheinbar schnell gezogen, denn manchmal erinnern sie – oder besser gesagt Sie, also die Sängerin – an Feist oder an Amy Winehouse. Instrumentalisch ist hingegen viel mehr Elektro zu hören, wobei hier manchmal auch die japanischen Wurzeln von Nagano eine Rolle spielen dürften. Aber auch den Jazz lassen sie nicht ungestreift, wie beispielsweise auf dem Song "Scribbled Paper" zu hören ist, wo ein Kontrabass nicht fehlen darf.

Es ist eine Musik, die relativ einmalig ist. Schlicht und eingängig gestrickt auf den ersten Blick, aber mit Tiefe, bei eingehendem Studium der Musik. Getragen wird das alles von der intuitiven Gestaltung der Songs, die – so abgedroschen die Zuschreibung auch klingen mag – Klanggebilde erscheinen lassen und somit einen absoluten Hörgenuss ergeben. Transzendent klingen die Songs aus den Boxen wider, erwecken einen Stillstand der Zeit und rühren ans Herz.

Eine filigrane Pop-Oper könnte man das Ganze nennen, denn auch Streicher sind mit an Bord, oder zumindest kommen sie aus dem Elektronik-Raum als solche herüber. Besonders beeindruckend und ergreifend ist "Twice", der Song, zu dem die SchwedInnen ein wunderbar melancholisches Scherenschnitt-Video kreiert haben. Er überzeugt vor allem durch seine Sachlichkeit und dennoch Ausgefallenheit. Dieser Track ist mittlerweile in den Londoner Rough Trade-Läden zur "Single of the Week" gekürt worden. Kein Wunder, denn schön ist er, einfach nur schön!

Anspieltipps: "Twice" ist mit Sicherheit das genialste Stück dieses Debutalbums. Schlicht und ergreifend rührt es an die Nerven der HörerIn! "No love" hingegen könnte direkt von Leslie Feist interpretiert worden sein. Die Vielfalt des Albums ist mehr als überzeugend, denn kein Lied gleicht dem anderen und die Beschreibung der Band als "eine Stadt – Blaue Lichter, Leuchtreklame, Neon, Liebe, Einsamkeit, Technologie" dürfte ziemlich exakt ausdrücken, um welche Art der Musik es sich handelt. "Stormy Weather" ist eine dieser überzeugende Balladen des Albums – trotz oder gerade durch den Einsatz einer schlichten Hammond-Orgel. Etwas zügiger geht es bei "Constant Surprises" zu, – der zukünftigen Single - die durchaus einen Hauch von Soul aufweist.

Weiterhören: Feist und Micatone

Little Dragon im Netz: www.myspace.com/yourlittledragon

AVIVA-Tipp: Nordische Musik, abseits von ABBA oder a-ha. Nicht nur, dass sie mit deutlich mehr Vokalen aufwartet, sondern auch mit eindeutig mehr musikalischer Raffinesse, denn es handelt sich um ein Konglomerat aus Elektro, Jazz und Lounge-Musik. Sie meinen das geht nicht? Sie täuschen sich! Und die Stimme der Sängerin Yukimi Nagano ist mindestens ebenso wohlklingend wie ihr Name!

Little Dragon
Label: Peacefrog / Rough Trade, August 2007
EAN: 5060100741284


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Beitrag vom 31.08.2007

Silvy Pommerenke