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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 16.05.2008


Kerstin Blodig – Nordisk Sjel – Nordic Soul - Live mit Kelpie am 18. Juli 2008 in der Freilichtbühne an der Zitadelle Spandau
Tatjana Zilg

Die Norwegerin begeistert als experimentelle Stimmakrobatin genauso wie als Sängerin und virtuose Gitarristin. Ihre Songs erklingen expressionistisch wie ein Gemälde von Edvard Munch, ...




... ein anderes Mal cineastisch wie für einen Fantasy-Filmscore geschrieben, und dazwischen immer wieder heiter-dahinfließend wie eine die auditiven Sinne verwöhnende Melange aus Folk, Pop und Country.

"Nordisk Sjel" ist kein neues Solo-Studioalbum von Kerstin Blodig, sondern eine Zusammenstellung ihrer schönsten Songs, ergänzt von neuen Titeln, die in Zusammenarbeit mit dem schottischen Songwriter und Produzenten Bob Melrose entstanden sind.
Sie kann auf eine 13jährige Involviertheit in die skandinavische Folkszene zurückblicken, während der sie eine ausführliche Entdeckungsreise durch die musikalische Vergangenheit der nordischen Landschaften unternahm. Ihr großes Talent als Sängerin und Gitarristin sowie die sorgsame Aufbereitung und mutige Neukomposition der traditionellen Weisen brachten ihr viel Anerkennung in der einschlägigen Musikszene und hohes Ansehen bei anspruchsvollen Musik-LiebhaberInnen ein. Sie beteiligte sich parallel an vielen unterschiedlichen Projekten: Sie ist Gründungsmitglied der Gruppen Touchwood, Norland Winter und Talking Water. Zudem ist sie eine Hälfte des Duo Kelpie. 2005 bewies sie mit dem Album "Trollsang", dass sie auch als Solomusikerin der magischen Welt der Elfen, Trolle und anderen Fabelwesen Leben einhauchen kann.

Dennoch ist "Nordisk Sjel" kein herkömmliches Best Of – Album. Vielmehr kann es als eine Art musikalische Werkschau mit einigen Ausblicken auf die Zukunft angesehen werden. Die Song–Auswahl bietet einen umfassenden Rundblick über ihre außergewöhnliche musikalische Kreativität und ist zugleich eine Einführung in die Welt skandinavischer Volksweisen. Diese werden aber nie musik-ethnologisch nach konstruiert, sondern neu umgesetzt, wobei Elemente aus Rock, Pop und Jazz integriert werden.

Das Album konzentriert sich auf Songs aus den Alben "Var det du-var det deg?" von Kelpie, "Power Of The Moon" von Talking Water und aus dem Solowerk "Trollsang". Manche der Songs sind völlig neu arrangiert und abgemischt. So auch der Opener "Jeg lagde meg sa silde (Herr Ole)" vom Kelpie-Album. In Norwegen ist die Folk-Ballade als Volksweise sehr bekannt und wurde zu einem Lieblingssong von Kerstin Blodig. Sie singt sie in den norwegischen Lyrics, deren Sprachmelodie eine sehnsuchtsvolle, mysteriöse Stimmung hervorruft. Zurückgenommene, aber detailreiche Instrumentalisierung lassen den Song zu einem Hinhörer werden, der sofort in die einzigartige Welt der Ausnahme-Musikerin hineinzieht. Einige der anderen Songs, zumeist von "Trollsang", sind in einer alten nordischen Sprache gesungen, die es einfach macht, Fabelwesen wie Elfen und Feen vor dem inneren Auge tanzen zu sehen.
Aber es finden sich auch englischsprachige Songs auf "Nordisk Sjel". "Power Of The Moon" vom gleichnamigen Talking Water–Album ist eine Ode an die Kraft der Mondes, inspiriert von Tagebucheinträgen des norwegischen Malers Edvard Munch. Der Song kommt erstaunlich rockig daher und der Gesang erinnert an die Qualitäten einer P.J. Harvey oder Marianne Faithfull.
Die Songs, die sie gemeinsam mit Bob Melrose vertont hat, wurden in Glasgow aufgenommen, wo der Songwriter lebt. "Want You" nimmt mit einem bluesigen Flair für sich ein, während "Seagulls" sich in Richtung zeitgenössischer Electro-Pop bewegt, aber ohne auf Instrumente wie Bouzouki, (eine irische Langhalslaute) und Congas zu verzichten. Der Song wird von einer sehr vielschichtigen Melodien-Struktur getragen und dennoch schmiegt er sich mit dem sehnsüchtigen, romantisch angehauchten Text sehr eingängig in die Ohren.

Weiterhören: Somersault und Zuyla.

Kerstin Blodig im Netz: www.kerstinblodig.com und auf Myspace

AVIVA-Tipp: Ein besonderes Qualitätsmerkmal ist der raffinierte Instrumenteneinsatz, der sich durch das ganze Album zieht. Folk-Melodien werden mit cineastischen digitalen und elektronischen Effekten zu einmaligen Sound-Scapes gestaltet. Zugleich spielt auch die geschickte Verwendung von akustischen Instrumenten wie Gitarre, Bass, Schlagzeug, Akkordeon, Flöte und Mandoline eine große Rolle. So entstand eines dieser Alben, zu dessen Klängen frau so wunderbar die Gedanken bis zu fernen Horizonten schweifen lassen und anschließend mit der neu geschöpften Kraft die unmittelbare Umgebung mit einem Hauch von Leidenschaft und Abenteuer verzaubern kann.

Kerstin Blodig
Nordisk Sjel
Nordic Soul

Label: Westpark, VÖ Mai 2008

Kerstin Blodig spielt live mit Kelpie am Freitag, den 18. Juli 2008,
ab 20.00 Uhr
auf der Freilichtbühne an der Zitadelle Spandau
Mauerstrasse 6
13599 Berlin



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Beitrag vom 16.05.2008

AVIVA-Redaktion