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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 19.02.2014


Chrysta Bell - This Train
Clarissa Lempp

Sängerin Chrysta Bell ist die neue Muse von David Lynch. Für ihr Debüt "This Train" betätigte sich die Filmikone u.a. als Produzent. Mystische Klangszenen, verruchte Traumwelten: Musik als Film Noir.




David Lynch macht nicht nur visuell beeindruckende Filme, er hat auch stets ein gutes Händchen für Musik bewiesen. Nach der Veröffentlichung eigener Alben, fördert der Regisseur nun seine neue Muse: Chrysta Bell. Als musikalischer Mitstreiter und Produzent begleitete Lynch ihr Debüt "This Train". Auf dem Album-Cover posiert die Sängerin in Großaufnahme mit einem (aufgemalten) Tränen-Tatoo und einem Herz mit der Unterschrift "David" auf der Wange. Seit dem Jahr 2000 arbeiten die beiden KünstlerInnen bereits miteinander. Für seinen Film "Inland Empire" (2006) schrieb und performte Bell gemeinsam mit Lynch den Song "Polish Poem", der ebenfalls auf dem Album zu hören ist.

Mit "This Train" setzt die ehemalige Leadsängerin der Band "8 ½ Souvenirs" ihr erstes Solo-Album um. Hall-Effekte, Echos, jazziges Schlagzeug, labyrinthische Keyboard- und Gitarrenschichten entwerfen die typisch Lyncheske Verführung in der "Twilight Zone". Mal verraucht, mal verrucht, mal zerbrechlich entwirft sich die Sängerin immer wieder neu in den Songs. "Real Love" betört mit verzerrten Gitarren, "The Truth Is" könnte direkt aus einem düsteren 1980er DJ-Set stammen. Für die Musik zeichnen sich Bell, Lynch sowie GastmusikerInnen verantwortlich, die Texte stammen komplett aus der Feder des Filmemachers. Surreale Zustände aus Liebe, Verlorensein und rätselhaften Bildern werden da von Bell besungen.

Wie eine moderne, dunklere Version von Julie London vereint die klassisch ausgebildete Sängerin eine kühle Femme-Fatale Attitüde mit ätherischer Eleganz. Die mystischen Sound-Landschaften des Albums dominiert traumwandlerisch ihre klare Stimme, die hier und da - und besonders beim Titel-Track "This Train" - an Beth Gibbons erinnert.

AVIVA-Tipp: "This Train" ist kein Dance-Album. Die geheimnisvoll wabernde Grundstimmung lässt oberflächlich nur wenig Abwechslung aufkommen. Aber das schadet dem Album nicht. Denn wer sich darauf einlässt, wird mit einigen Perlen belohnt, die erst beim zweiten Hören glänzen. Ein spannendes Album, nicht nur für Fans der Lynch-Ästhetik.

Chrysta Bell
This Train

Label: Qq5/Jsm (rough trade)
VÖ: 31.01.2014

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Beitrag vom 19.02.2014

Clarissa Lempp