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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 31.03.2014


Flip Grater - Pigalle
Christina Mohr

Nach "While I´m Awake I´m at War" heißt das neue Album der neuseeländischen Musikerin und Autorin Flip Grater zwar "Pigalle", klingt aber ganz und gar nicht französisch. Wenn frau aber weiß,...




... dass die Platte in den berühmten Pigalle-Studios in Paris aufgenommen wurde, erschließt sich der Titel.

Ganz offensichtlich bezieht sich Clare "Flip" Grater allerdings nicht auf das verruchte Image des Viertels als TouristInnenfalle, sondern auf die wechselvolle Geschichte Pigalles und seine künstlerische Seite: das Gebiet südlich von Place Pigalle zum Beispiel ist berühmt für seine vielen Musikalienhandlungen und seit jeher ein Treffpunkt für MusikerInnen aus aller Welt.

Die Stimmung auf Flip Graters viertem Album ist so melancholisch und traurig, dass frau sich beim Hören fast Sorgen um die Künstlerin macht: "I´m quitting my life cold turkey / It´s the only way out for a junkie like me / To finally be free" singt sie im Opener "The Quit". Junkies, Teufel und falsche FreundInnen bevölkern auch die übrigen spartanisch arrangierten Songs, die zu keinem Moment an Vergnügungsviertel-Drehorgel-Kitsch á la "Pigalle, die große Mausefalle" erinnern.

Vielmehr imaginiert frau sich an ein Lagerfeuer, an dem Flip Grater mit Gitarre und dunkler, warmer Alt-Stimme verstörende Moritaten darbietet, die auch von Nick Cave, Tom Waits, Leonard Cohen oder PJ Harvey stammen könnten: "The truth is everywhere there´s danger / And promises are neither facts nor lies / The truth is none of us are getting out alive" ("Justin Was A Junkie"). Nicht gerade lebensfroh, aber faszinierend in seiner konsequenten Düsternis und Aussichtslosigkeit.

Musikalisch variiert Flip Grater typische Americana-Klänge: Alternative-Country, Folk und Blues, ihr Gitarrenspiel wird von den angenehm zurückhaltend agierenden (französischen!) BegleitmusikerInnen mit Trompete, Bass, Mandoline, Klavier und Schlagzeug untermalt. Mit Nicolas Ker, Sänger der französischen Band Poni Hoax, singt Flip Grater das abschließende Duett "To The Devil", das selbstverständlich kein gutes Ende nimmt: das verzweifelte Paar geht gemeinsam zum Teufel, der vielleicht auf Pigalle wohnt.

AVIVA-Tipp: "Pigalle" ist ein Album, bei dem frau sich wohlig gruseln und grämen kann – und sich darüber wundern, dass die 32-jährige Neuseeländerin ansonsten sehr positiv gestimmt ist: Neben dem Musikmachen schreibt Flip Grater Kochbücher, ist Vegan-Aktivistin und schreibt auf ihrer Website einen sehr witzigen Blog über das Leben auf Tour.

Flip Grater
Pigalle

11 Titel
Label: Make My Day/Indigo. VÖ: 28.3.2014

Flip Grater im Netz:
www.flipgrater.com

Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:

Flip Grater - While I´m Awake I´m at War



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Beitrag vom 31.03.2014

Christina Mohr