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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 26.09.2008


Alony – Unarmed and dazed
Silvy Pommerenke

Traurig, melancholisch sind die ersten Begriffe, die zu der Musik von Efrat Alony in den Sinn kommen. Selbst bei Live-Konzerten kann man das spüren, ohne in die ebenfalls traurig-melancholisch...




...braunen Augen von Efrat zu sehen.

Das ist sie wohl auch, und genau darin liegt die Stärke dieser Jazzvokalistin. Oder, um es mit den Worten von Ellen Key, einer der ersten schwedischen Frauenrechtlerinnen zu sagen: "Aus Qualen Perlen!" Die Leidensfähigkeit bringt erstaunliche künstlerische Momente zu Tage. Und, fast möchte man sagen Wie gut, denn sonst würden solche Songs gar nicht erst das Licht der Öffentlichkeit erblicken. Als HörerIn partizipiert man hier an den Einsamkeiten und Sehnsüchten, dem Verlassen werden und den dunklen Seiten des Lebens der Künstlerin. Zudem ist es immer wieder die Stille, die Efrat Alony besingt. Allein der Albumtitel verweist schon auf den gesamten Plot. Auch wenn sie bereits im letzten Sommer aufgenommen wurde, so passt die CD hervorragend zu den mittlerweile kahlen Bäumen und zu dem Geruch von Herbst in der Luft, der jedes mal etwas von Tod und Abschied hat. Aber: das bedeutet letztendlich auch immer wieder einen Neuanfang!

"Unarmed and dazed" ist perfekt gelungen! Die israelische Sängerin Efrat Alony, mit (musikalischen Wurzeln in Haifa, Boston und Berlin, steht zwar mit ihrem Nachnamen repräsentativ für die Band, kann jedoch nicht auf ihren musikalischen Partner Mark Reinke verzichten. Auf den Pianisten traf sie bei ihrem Studium in Boston, und fortan bildeten sie ein Team. Er steht stellvertretend für die Musik, sie für die Texte – zusammen sind sie "Alony". Mit dabei sind wieder einmal Andreas Henze am Bass, der in der Berliner Musik-Szene – so hat man den Eindruck – fast überall mitmischt, Kay Lübke an den Drums und das Athena String Quartet. Neben ihren Studioaufnahmen und Liveauftritten wurde sie denn auch kürzlich mit dem Jazz-Performance-Preis der Karl-Hofer-Gesellschaft ausgezeichnet – nicht zu Unrecht!

Wie immer, sind auch auf diesem wunderbaren dritten Album Cover-Versionen vorhanden, die fast schöner als die Originale sind. Hier sind es "She`s leaving home" von Paul McCartney und John Lennon (auch grandios umgesetzt von Sarah Jane Morris) und "Take it with me" von Tom Waits. Auf dem letzten Album war es das unsagbar schöne "Wild is the wind", vielen eher von David Bowie bekannt, zuerst jedoch von Johnny Mathis gesungen: "Love me, love me, love me, say you do [and] with your kiss my life begins…" – da geht die Brust schier über vor Sehnsucht und Begehren.

Anspieltipps: "Silent seekers""And all that I want now – is you / you`re all that I need now". Das ist einfach nur schön! Auch "The song of comfort" ist eines der Highlights des Albums und "Lights on/off" klingt fast ein wenig Brecht`sch.

Weiterhören: Beady Belle und Sarah Jane Morris

Alony im Netz: www.alony.de

AVIVA-Tipp: Efrat Alony ist eine der begnadetsten Jazzsängerinnen in Deutschland. Das warme Timbre ihrer Stimme kombiniert mit dem Klavierspiel Mark Reinkes lädt zum Herzschmerz auf die schönste Art und Weise ein!

Alony
Unarmed and dazed

Label: Enja/Soulfood, VÖ 29. September 2006


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Beitrag vom 26.09.2008

Silvy Pommerenke