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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 26.03.2009


Susi Hyldgaard – It`s Love We Need
Silvy Pommerenke

Die dänische Jazzsängerin hat sich mit ihrem sechsten Album ganz dem Bigbandsound verschrieben. So melancholisch, wie der Albumtitel vermuten lässt, ist die CD bei Weitem nicht, denn fette Bläser...




... schräge Klarinetten, satte Drums und Scateinlagen machen das Album zu einem akustischem Abenteuer.

Susi Hyldgaard, mal blond, mal braun, geboren 1963 in New York als Tochter eines enthusiastischen Jazzmusikers, verbrachte ihre eigentliche Sozialisationsphase in Dänemark, dem Heimatland ihrer Eltern. Mit fünf begann sie schon Klavier zu spielen, arbeitete später in Kopenhagen als Dozentin an der Musikhochschule und konnte sich scheinbar nicht entscheiden zwischen Jazz, Elektronika, Ambient, Pop, Folk und modernem Singer/Songwriting. Eine wandelbare Künstlerin, denn während sie sich noch auf ihrem vorhergehenden Album "Magic words den stillen und zurückhaltenden Tönen widmete, schlägt sie nun eine lebendigere und schnellere Gangart ein.

Auf "It`s Love We Need" werden in vielfältiger Weise Bläser eingesetzt, die die Musikerin aus der kleinen Formation herauslösen und in Richtung großes Orchester hineintransportieren. Somit ist der Albumtitel irreführend, denn aufgrund dessen würde man eine introvertierte Arbeit erwarten, die Herz- und Seelenschmerz filigran vermittelt. Nun wagt sie den Schritt in Richtung großes Orchester - also Bigband - und löst dadurch die verzweifelte und oftmals ungelöste Frage nach "It`s Love We Need" lässig und leicht auf. Somit wird alles spielerischer und lebendiger gefragt, aber auch beantwortet. Sei es, dass sie locker flockig – mit einer gehörigen Portion Blues - um Verzeihung bittet ("Please forgive me"), alles besser machen will ("Little is better") und dabei extrem charmant rüberkommt, oder dass sie in erstaunlichen Scateinlagen dem Hip Hop und gleichzeitig dem Jazz frönt ("Borderline happiness"), so beweist sie eine erstaunliche Vielfalt auf diesem Album, die sich deutlich abhebt von ihren Kolleginnen, die sich mit weichgespültem Jazz und ohrenschmeichlerischen Arrangements in die Herzen der HörerInnen einspielen.

Susi Hyldgaard hat den erstaunlichen Spagat geschafft, sowohl harmonisch audiophil zu klingen, als auch verwegen abwegig. Das Album "It`s Love We Need" ist angenehm sperrig, geht nicht sofort ins Ohr und dennoch auf der Stelle ins Herz. Man könnte auch sagen: Jazz, mal anders. Jenseits von Barlounge-Abenden, kurzweiligen Sekt-Frühstücken und sinnlichen Candle-Lights-Dinners bietet Hyldgaard mit ihrem neuestem Album ein Crossover von all dem Vorgenanntem und ist dabei angenehm unangepasst. Und trotz alledem schwebt über der CD das Diktum: It`s Love We Need!

Susi Hyldgaard im Netz: www.susihyldgaard.dk und auf MySpace

Weiterhören: Ulita Knaus und Silje Nergaard

AVIVA-Tipp: Die amerikanische Dänin hat mit ihrem sechsten Album vor allem dem Bigbandsound einen Kniefall erwiesen. Dadurch hebt sie sich vielfältig von anderen Jazzmusikerinnen ab, denn die Songs auf "It`s Love We Need" sind oftmals nicht so lazy, wie man es eigentlich erwarten würde. Ein Album, das voller Spannungsmomente ist, das es zu entdecken gilt und das vor allem eines macht: Spaß!

Susi Hyldgaard
It`s Love We Need

Label: Yellowbird / edel, VÖ März 2009


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Beitrag vom 26.03.2009

Silvy Pommerenke