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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 01.10.2009


Ingrid Michaelson - Everybody. Live am 18.11.2009 im Columbiaclub
Tatjana Zilg

Vor knapp zwei Jahren gelang der amerikanischen Songwriterin der souveräne Einstieg in das Musikgeschäft mit dem kokett-munteren Album "girls and boys". Ihre Songs, die sich durch frechen Wortwitz..




... und zauberhaft schöne, sensible Melodien auszeichnen, kamen beim Publikum bestens an.

Fast aus dem Nichts tauchte die New Yorkerin im Herbst 2007 als Support Act ím Rahmen der Deutschland-Tournee von Jason Mraz auf. Die Musikerin strahlte eine große Präsenz aus, als sie allein mit ihrer Ukulele auf der Bühne des Huxleys stand und ihre Songwriting-Perlen vorstellte. Schnell war die Neugier geweckt und die MusikhörerInnen begeisterten sich auch hierzulande für Ingrid Michaelsons US-Hit "The Way I Am". In dem Song beschrieb sie das Geborgenheitsgefühl in einer stabilen Beziehung, in der es gelingt, dem anderen ohne Vorbehalte zu begegnen. Mit dem Longplay-Debut "girls and boys" reichte die sympathische Mittzwanzigerin einen variationsreichen Blick auf die verschiedenen Aspekte im Auf und Ab moderner Beziehungen nach und füllte bald auch als Main Act die Konzertsäle.

Für diesen schnellen Durchbruch sorgte die Entdeckung ihres Songwriting-Talents durch das US-amerikanische Fernsehen. Ein Scout der Krankenhaus-Serie "Grey´s Anatomy" hörte ihre Songs bei Myspace und warb sie für den Music Score an. Ihren ganz persönlichen Stil, mit dem sie nun bei 25 Millionen ZuschauerInnen auf offene Ohren stieß, entwickelte sie zuvor in bewährter Indie-Manier. Zwar wurde sie von den Eltern bereits als Vierjährige zum Klavierunterricht geschickt, aber aus einer Trotzreaktion heraus wendete sie sich später dem Schauspiel zu und studierte am College Theaterwissenschaften. Erst während einer Theaterreise wurde ihre Lust geweckt, selbstgeschriebene Songs zu veröffentlichen. Ein Theaterkollege ermunterte sie dazu, als er sie während der Pausen am Klavier spielen und singen hörte. Nach einer Weile fleißigen Tüftelns und Feilens an dem Material brachte sie ihr Debut auf dem von ihr gegründeten Label Cabin 24 Records heraus.

Gut geerdet durch den bodenständigen Start in den Erfolg über den Indie-Weg checkte sie für das Follow-Up die erweiterten Möglichkeiten, die ihr durch die größeren finanziellen Mittel bei der Alben-Produktion zur Verfügung standen. Sie nahm sich dabei aber die Freiheit, sich gegen ein Übermaß an Technik zu entscheiden und Spontanität zu zulassen:
"Ich habe die meisten Vocals für das neue Album in den Shelter Island Studios aufgenommen, sie dann aber am Ende doch noch einmal eingesungen - im Schrank meines Produzenten, den er gleichzeitig als Gesangskabine nutzt. Irgendwie hab ich mich dort drinnen besser gefühlt. ´Maybe´ ist vor zwei Monaten entstanden und sollte eigentlich gar nicht auf dem Album sein. Dieser Song, den wir in der letzten Minute zusammengewürfelt haben, ist letztlich die Single geworden. Bei der anderen Single ´Everybody´ haben wir das Schlagzeug und den Gesang in dem schicken Studio aufgenommen, aber dann trotzdem alles nochmal in Dans Haus neu gemacht. Wenn wir bei ihm waren, gab es keinen Druck!"

So klingen auch die Songs von "Everybody" frisch und ungezwungen und überzeugen durch Neofolk angehauchte Pop-Melodien, die ihre Besonderheit durch mal einprägsam schnelles, mal filigran raffiniertes Ukulele-Spiel erhalten, welches sich aber nicht allein behaupten muss, sondern von Streich-Instrumenten, Piano, Gitarre und Drums einfühlsam schön umgeben wird. Die Texte sind oft mit leicht mitsummbaren Hooklines versehen, die wie kleine Trostspender für verletzte Herzen wirken. Denn im Kontrast zu den Zuversicht spendenden Melodien geht es inhaltlich um die dunklen Seiten von Beziehungen, wie um unerwidertes Verliebt-Sein oder um den Trennungsschmerz nach dem Verlassen-Werden.

Weiterhören: Regina Spektor und Tori Amos

Ingrid Michaelson im Netz: www.ingridmichaelson.com, www.ingridmichaelson.de und www.myspace.com/ingridmichaelson

AVIVA-Tipp: Die Songwriterin hat mit ihrem zweiten Album noch mehr zu sich selbst gefunden. Es gelingt ihr der Balanceakt, das neue Selbstbewusstsein in authentische Songs zu verwandeln, die sowohl mit dem anspruchsvollen Mainstream einer Tori Amos als auch mit dem eigenwilligen Indie-Sound einer Regina Spektor mithalten können.

Konzerthinweis: Ingrid Michaelson spielt live am Mittwoch, den 18.11.2009, um 21.00 Uhr
im Columbiaclub
Columbiadamm 9 – 11
10965 Berlin

Ingrid Michaelson
Everybody

Label: Cabin 24 Records, Universal, VÖ September 2009



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Beitrag vom 01.10.2009

AVIVA-Redaktion