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Beitrag vom 14.02.2007
Pariser Platz 13. Im Frühjahr 2012 im AvivA-Verlag als Taschenbuch erschienen
Christiana Puschak
Schönheitsideale entstehen in den Köpfen und werden durch Bilder ausgelöst, denen wir täglich begegnen. Dem Schönheitskult der dreißiger Jahre widmete schon Vicki Baum eine zartbittere Komödie.
Der Name Vicki Baum ruft allzu rasch den Gedanken an leichte und seichte Unterhaltungskost hervor, die sich am Geschmack eines Massenpublikums ausrichtete. Liest man nun die von Julia Bertschik herausgegebene und von ihr mit einem kundigen Nachwort versehene Komödie "Pariser Platz 13", so wird frau schnell eines Besseren belehrt.
Wie bereits der Untertitel verheißt, handelt das 1930 entstandene Theaterstück um Kosmetik, Alter und Mode. Geistvoll und mit scharfzüngigen Worten nimmt Vicki Baum das Streben nach ewiger Jugend und das Erzeugen von Modeneuheiten ins Visier.
Um dem zeitgemäßen Bild der stets attraktiven, unermüdlich beruflich engagierten und dabei erfolgreichen Frau zu entsprechen, nehmen Vicki Baums Protagonistinnen allerlei Mühen auf sich. Gern ertragen sie die manchmal damit verbundenen Schmerzen. So absolvieren sie regelmäßig ihre Konsultationen im Schönheitssalon von Helen Bross am Pariser Platz.
Dieser gelingt es kunstvoll und mit einer speziellen Methode, ältere Frauen zu verjüngen, hässliche zu verschönern und den zu füllig gewordenen zu einer schlanken Figur zu verhelfen. Gemäß dem Motto: "es gibt viele Wege, den Zahn der Zeit ein wenig aufzuhalten".
Als Vorbild für die Zauberkraft des gelungenen Einsatzes von Produkten und Erfindungen der Schönheitsindustrie dient Helen Bross selbst, die mit ihren 42 Jahren selten älter als Mitte 20 geschätzt wird.
Die einzigen in der Komödie auftauchenden männlichen Wesen sind der Geschäftsführer, ein Masseur und ein den Salon schmückender Adonis von zarten 14 Jahren. Der später im Rampenlicht erscheinende Pix, Liebhaber einer nicht mehr ganz so jungen, jedoch wohlbetuchten Dame stiftet einige Verwirrung. Nicht zuletzt ist er Auslöser für die Entdeckung kleiner Schönheitsfehler im Schönheitssalon.
Der amüsante wie ironisierende Effekt der Komödie wird durch geschickt eingefügte Regieanweisungen, Kommentare und "eingelernte Redensarten" gesteigert: "Eine Frau mit Verstand muss soviel Verstand haben, dass man den Verstand nicht bemerkt."
Vicki Baum lässt gekonnt Anspielungen wie Zitate aus ihren journalistischen Arbeiten in ihren Text einfließen. Sie persifliert mit dieser Komödie den damals existierenden und heute wieder so aktuellen Schönheitswahn so virtuos, dass kein Auge trocken bleibt – allerdings nicht nur vom Lachen.
AVIVA-Tipp: Der Verlegerin Britta Jürgs ist es zu danken, dass sie diese 1931 an den Berliner Kammerspielen uraufgeführte und sehr zu empfehlende Komödie in ihr Verlagsprogramm aufgenommen hat. Das Stück wird ergänzt durch Artikel von Vicki Baum über Kosmetik, Alter und Mode und enthüllt den kritischen wie entlarvenden Impetus.
Zur Autorin: Vicki Baum, 1888 als Hedwig Baum in Wien geboren, Jüdin, schrieb neben ihrem Welterfolg "Menschen im Hotel" weitere Bestseller und war die erfolgreichste Autorin des 20. Jahrhunderts. Bereits 1932 wanderte sie in die USA aus. 1933 wurden ihre Bücher im nationalsozialistischen Deutschland verboten. 1960 starb sie in Hollywood und hinterließ eine unter dem vielsagenden Titel "Es war alles ganz anders" verfasste Autobiografie.
Vicki Baum
Pariser Platz 13
Eine Komödie aus dem Schönheitssalon und andere Texte über Kosmetik, Alter und Mode.
Herausgegeben von Julia Bertschik.
AvivA-Verlag, erschienen September 2006
Geb., 220 S. S/W - Abbildungen.
EAN: 9783932338274
ISBN: 3932338278
16,50 Euro
Vicki Baum
Pariser Platz 13
Eine Komödie aus dem Schönheitssalon und andere Texte über Kosmetik, Alter und Mode
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Julia Bertschik
Aktualisierte Neuausgabe, Frühjahr 2012
ISBN 978-3-932338-50-2
13,90 Euro