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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 29.04.2014


Daniel Friedman - Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten
»Nana« Nicole Witzke

Buck Schatz hat vieles gesehen und überlebt, das KZ, den Krieg und den Tod seines einzigen Sohnes. Der 87-jährige Mordkommissar im Ruhestand fürchtet daher nur noch Krankenhäuser, Altersheime ...




... und Nichtraucherzonen. Und sein Sofa, samt Fox-Nachrichten, lässt der alte Zyniker nur ungern im Stich.

Buck Schatz lässt sich nur ungern etwas sagen, und wenn, dann nur von seiner Frau Rose. Doch als er an das Sterbebett seines alten Kriegskameraden Jim Wallace gerufen wird, ist er noch einmal gefordert sich seiner Vergangenheit zu stellen, seine Familie und seine Ehre zu verteidigen. Denn der alte Freund und Mithäftling beichtet ihm auf dem Sterbebett Ungeheuerliches:

Jim hat den damaligen KZ-Aufseher Heinrich Ziegler und Bucks Peiniger nicht nur mit dem Leben, sondern auch mit einer Kofferraumladung Nazigold davonkommen lassen!

So sehr Buck auch vom Geständnis des sterbenden Kameraden schockiert und angewidert ist, um so weniger denkt er zunächst daran, seine Fernbedienung gegen eine "Knarre" einzutauschen und sich auf die Jagd nach Nazischergen und Goldbarren zu machen. Schließlich liegt seine letzte erfolgreiche Mörderjagd schon mehrere Jahrzehnte zurück, Nazischergen werden auch nicht jünger und dürften mindestens mit einem Bein schon im Grab stehen. Weder um das Gedächtnis noch um die körperliche Fitness ist es bei dem knapp neunzig jährigen Kettenraucher besonders gut bestellt. Denn das Einzige was man von Buck fürchten muss, ist seine scharfe Zunge.

"Wenn man die Chance hat, nichts zu tun, sollte man sie ergreifen"

Buck verlässt sein Sofa nur für Krankenhausbesuche, Beerdigungen und dann auch nur auf Befehl seiner Ehefrau Rose oder wenn das jüdische Gemeindezentrum zu kostenlosem Speis und Trank einlädt, allerdings natürlich nur unter großem Gezeter.
Nein, zunächst sieht es nicht danach aus als ob Buck sich noch einmal auf VerbrecherInnenjagd und Schatzsuche begibt. Doch sein Enkel "Tequila" lässt einfach nicht locker:

"Wenn Du nicht wenigstens versuchst, ihn zu finden, schaust du doch ebenso weg, wie dein Freund es getan hat"

Von seinem Enkel an der Ehre gepackt, unternimmt Buck dann doch einen Versuch den alten Nazischergen zu finden und sticht in ein regelrechtes Hornissennest. Weitere grausame Morde passieren und immer abstrusere Gestalten tauchen auf. Buck wird vom Jäger zum Gejagten und er sieht sich schon vom Mossad verfolgt.

"Sie sind ebenfallsoft Zeuge menschlichen Leidens geworden. Wie kann man lernen mit derartigen Gräueln zu leben?

Hinter diesem rasanten und leicht schnodderigen Roman verbirgt sich eine tiefsinnige Geschichte. Es ist die Geschichte eines überlebenden Juden, eines Mordkommissars, eines durchaus liebenswerten und liebenden Ehemanns, Vater und Familienmenschen. Letztlich geht es um die Frage von Recht und Unrecht und welche Versuche wir unternehmen, das Richtige zu tun und welchen Versuchungen wir unterliegen.

Zum Autor: Daniel Friedman, geboren 1981 in Memphis, studierte Rechtswissenschaften in New York. Der Journalist und Blogger lebt und arbeitet in Manhattan. Die Anregungen zur Figur des Buck Schatz stammen von seiner Großtante. Sein Debütroman "Don´t ever get old" (Originaltitel) wurde für die wichtigsten amerikanischen Thriller-Preise nominiert und die Produzenten der Erfolgsserie "Sherlock Holmes" haben sich bereits die Filmrechte für diesen Roman gesichert. (Presse-Informationen)
Mehr Infos unter: danieljfriedman.blogspot.de

AVIVA-Tipp: Nein, politisch korrekt ist dieser bitterböse Detektivroman nicht. Wie kann er das auch? Es geht um Nazis, SerienmörderInnen, viele Stangen Nazigold und noch mehr Zigaretten. Aber es ist einer der unterhaltsamsten Romane gegen das Vergessen, die ich bisher gelesen habe – und dies im wahrsten Sinne des Wortes!

Daniel Friedman
Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten

Originaltitel: "Don´t ever get old"
Aus dem Amerikanischen von Teja Schwaner
Aufbau Verlag, erschienen April 2014
Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
ISBN: 978-3-351-03568
17,99 Euro

Weitere Informationen im Netz unter:

Der Trailer zum Buch www.youtube.com

www.aufbau-verlag.de

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»Nana« Nicole Witzke