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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 29.04.2006


Minette Walters - Des Teufels Werk
Christiane Müller

Die Journalistin Connie Burns wurde von einem Psychopathen gekidnappt und konnte nur mit knapper Not entkommen. Die von Panikattacken gequälte Frau versteckt sich in einem einsamen Landhaus...




Connie Burns, eine hübsche Frau Mitte Dreißig, hat einen toughen Job: Sie ist Kriegskorrespondentin und ständig in den schlimmsten Krisengebieten unterwegs. In Sierra Leone, Afrika, macht sie die Bekanntschaft des ungemein unsympathischen, fiesen John Harwood. Er hat einen üblen Ruf als Schläger, Sadist, Frauenhasser und Rassist. Connie verdächtigt ihn öffentlich, eine Serie besonders brutaler Morde an schwarzen Frauen begangen zu haben. Dies wird sie teuer bezahlen, denn Jahre später trifft sie den "Teufel" in Menschengestalt in Bagdad wieder. Er nennt sich jetzt Keith MacKenzie und verdingt sich als Söldner.
MacKenzie nutzt diesen Zufall, um sich an der Journalistin zu rächen und entführt sie. Drei Tage hält er Connie gefangen und setzt sie schlimmsten Demütigungen und Todesangst aus. Er verletzt sie jedoch nicht körperlich und lässt sie gegen ihre Erwartung wieder laufen. Die zutiefst verängstigte Connie zieht sich in ein einsames Haus in der ländlichen Idylle von Dorset zurück. Dort hofft sie, mit dem Erlebten fertig zu werden und vor allem, ihre Panikattacken zu überwinden, die sie immer wieder peinigen.

In dieser Ausnahmesituation lernt sie Jess Derbyshire kennen, ihre schroffe, wortkarge Nachbarin, zu der sich allmählich eine Freundschaft entwickelt.
Kontakt zur Außenwelt – zu ihrem Chef der Nachrichtenagentur oder ihren Eltern - hat Connie nur per E-Mail, und sie hofft, dass ihr Peiniger sie nicht wieder finden wird. Doch sie ahnt, dass das Katz-und-Maus-Spiel noch nicht beendet ist. Gemeinsam mit Freundin Jess bereitet sie sich auf den Tag vor, an dem der Killer wieder vor ihr steht. Doch diesmal wird sie besser vorbereitet sein...

Spannend, beklemmend und brutal geht es zu in Minette Walters neuem Thriller "Des Teufels Werk". Doch während viele andere Krimi-AutorInnen sich gegenseitig mit Schilderungen exzessiver Gewaltszenen übertrumpfen, erzählt Walters rohe Brutalität nur indirekt. Das ist bei diesem Plot sehr wichtig, denn sonst könnten nur die abgebrühtesten LeserInnen diesen Thriller lesen. So wird etwa die Geiselhaft von Connie nur sachlich per E-Mail erzählt, grausame Details werden höchstens angedeutet und der Fantasie der LeserInnen überlassen. Walters setzt auf das "Kino im Kopf" und kaut ihren LeserInnen nicht alles vor. Selbst der Showdown wird nicht direkt, sondern rückblickend erzählt, was die Geschichte erträglicher macht. Schließlich geht es hier um die kranke Psyche eines Mörders und dessen ebenso kranke Handlungen, und diese werden nicht verständlicher, bloß weil sie in allen unappetitlichen Details ausgebreitet sind. (Ein Negativ-Beispiel von unnötigem, sensationsgierigem Auswalzen von Gewalt ist der Serienkiller-Roman "Cupido" von der Ex-Staatsanwältin Jilliane Hoffman. Sie lässt keine Grausamkeit aus und erzählt alles so detailliert, dass man beim Lesen mit dem Würgereiz kämpfen muss. Solche Bücher gehören in den Müll statt ins Regal).

Leider hat der Roman bei aller Spannung auch einige Längen. So erfahren die LeserInnen zum Beispiel die komplette Familiengeschichte von Jess, was nicht nur überflüssig für den eigentlichen Plot – Killer jagt Frau – ist, sondern zum Teil sterbenslangweilig. Fast wirkt es so, als habe Walters einfach noch Füllmaterial gebraucht, um auf die mehr als 400 Seiten zu kommen. Mit knackigeren 300 Seiten wäre der Thriller immer noch umfangreich und sie hätten allemal ausgereicht.

AVIVA-Tipp: Ein gruseliger, aufregender, teilweise brutaler Thriller, der eher zartbesaiteten LeserInnen nicht zu empfehlen ist.
Minette Walters sagte laut Verlagsinformation über "Des Teufels Werk": "Es ist ein temporeiches und spannendes Buch, und ich würde Ihnen raten, beim Einschlafen das Licht anzulassen, wenn sie es im Bett lesen." Das rate ich denen, die jetzt zu diesem Buch greifen, auch...

Zur Autorin: Minette Walters, geboren 1949, arbeitete lange als Redakteurin des Frauenmagazins "British Women´s Weekly" bevor sie sich ganz auf die Schriftstellerei konzentrierte. Seit ihrem Krimidebüt "Im Eishaus" zählt sie zu den Lieblingsautorinnen von Millionen LeserInnen in aller Welt. Viele ihrer Romane wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Minette Walters lebt mit ihrem Mann, den zwei Söhnen und den Hunden Benson und Hedges in einem Landhaus aus dem 18. Jahrhundert in Hampshire, England.
Mehr Informationen über die Autorin unter www.minettewalters.co.uk


Des Teufels Werk
Minette Walters

Originaltitel: The Devil´s Feather
Ãœbersetzt von Mechtild Sandberg-Ciletti
Goldmann Verlag, erschienen im Februar 2006
19,95 Euro
ISBN: 3-442-30128-9
Gebunden, 416 Seiten90008115&artiId=5203085"



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Beitrag vom 29.04.2006

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