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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 13.05.2004


Bikini - Eine Enthüllungsgeschichte
Tatjana Zilg

Zeitgeschichte anhand einer kleinen modischen Zweckbekleidung - Die Modejournalistin Beate Berger verfolgt die turbulente Geschichte der Bademode seit dem Aufkommen des nassen Freizeitspaßes.




Am 18. Juli 1946 meldete Louis Réard beim Pariser Patentamt einen zweiteiligen Badeanzug unter den Namen "Bikini" als Gebrauchsmuster an. Das Schönheitsideal des makellos-schlanken Körpers wurde nunmehr gnadenlos propagiert. Eine Modelfigur im schicken Bikini ist bis heute Ziel zahlloser Diät- und Gymnastikempfehlungen.

Die Wortschöpfung des Franzosen, der ursprünglich Maschinenbauingenieur war, bezieht sich aber nicht - wie schnell angenommen - auf dem Wortstamm Bi, das Zweifache. Namenspatronin war die im Pazifik liegende Insel Bikini. Bei der wörtlichen Übersetzung aus der Sprache der Einheimischen in "Land der vielen Kokosnüsse", entstehen die passenden Klischeebilder: Meer, Reise, Abenteuer, Sehnsucht, Heimweh nach dem paradiesischen Nabel der Welt. Louis Réard nutzte die Liberalisierung der Moralvorstellungen, um sich mit seiner modischen Erfindung zu etablieren.

Barbara Berger entziffert die facettenreiche Geschichte, die hinter dem schnell angezogenen Kleidungsstück steht. Wer denkt beim knappen Bikini schon an Emanzipation? Doch beim Blick zurück in die Seebäder des 19. Jahrhunderts sehen wir Frauen in plumpen, sackartigen Flanellkleidern, zusätzlich belastet mit unförmigen, unpraktischen Pluderhosen. Schwimmen wurde in derartiger Bekleidung, die sich schnell mit Wasser vollsog, zur Qual! Nur langsam reduzierte sich die Bademode bis zum Ende des 19 Jhs. auf komfortablere Badekostüme aus leichteren Materialien, die aber körperbedeckend blieben. Die Entwicklung des Badeanzugs in Trikotform zu Beginn des 20. Jhs. erfolgte zunächst aus pragmatischen sportlichen Gründen, da Frauen sich zunehmend für die Teilnahme am sportlichen Wettbewerb durchsetzten. Gleichzeitig jedoch wurden die Seebäder zu luxuriösen und geselligen "Orten des Blickes". Der massive Ausbau des Eisenbahnnetzes führte zur Popularisierung und Baden am Strand bekam einen hohen Freizeitwert. Das Fundament für den späteren Siegeszug des Bikini war gelegt.

Leicht wurde es ihm aber nicht gemacht: In den fünfziger Jahren wurde die "ideale Frau" vorrangig am Herd des Reihenhauses gesehen.
Mieder betonten die Figur der perfekten Fünfziger-Jahre-Schönheit - im Bikini hätte darauf verzichtet werden müssen. Aber Modezeitschriften brachten Hochglanzartikel über Mädchen in Bikinis an Traumstränden. Die Neugier und die Lust an der Zurschaustellung des Körpers war geweckt: In den sechziger Jahren wurde er zumindest von Vorreiterinnen gerne und stolz getragen. Seit den freizügigen siebziger Jahren ist er nicht mehr vom Strand und aus dem Schwimmbad wegzudenken.

Die Autorin dokumentiert die Geschichte des Bikinis anhand von Zitaten aus Modezeitschriften aller Welt, geschichtlichen Ereignissen, Filmsequenzen, literarischen Bezügen und mehr. Die soziologische und psychologische Einbettung in die Historie der Mode bietet zahlreiche innovative Gedankenanstöße. Zudem enthält das Buch ausführliches und sehr interessantes Fotomaterial.

Zur Autorin:
Beate Berger wurde 1959 geboren und lebt in Köln. In ihrer Tätigkeit als Journalistin hat sie sich auf die Themen Kultur und Mode spezialisiert. Sie schreibt u.a. für Vogue, Glamour, Marie Claire, Die Zeit und die Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

AVIVA-Tipp: Eine sehr informative und sorgfältig belegte, zugleich unterhaltsam geschriebene Geschichtsstudie aus der schillernden Welt der Mode - ergänzt durch soziologisch relevante Analysen.



Bikini - Eine Enthüllungsgeschichte
Beate Berger

Marebuchverlag, erschienen März 2004
ISBN 3 936384 88 6
Euro 24,90
272 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag200256372075" target="_blank">



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Beitrag vom 13.05.2004

AVIVA-Redaktion