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Beitrag vom 11.05.2005
Weiter als der Mond
Christiane Sanaa
Das Weltbild der neunjährigen Caro wird erschüttert, als im Jahre 1969 die erste Mondlandung stattfinden soll. Wie kann Gott das zulassen? Kann sie ihm und den Erwachsenen überhaupt noch trauen?
Caro lebt mit ihren Eltern und fünf Geschwistern auf einem Bauernhof in Holland. Die Welt ist im Umbruch und die technischen Neuheiten erreichen langsam auch ihr kleines, heimatliches Dorf. Als sie von der bevorstehenden Mondlandung erfährt, ist sie fest davon überzeugt, dass Gott verhindern wird, das die Menschen die Engel vertreiben. Denn für sie beginnt der Himmel gleich hinter dem Mond.
Ihre Auseinandersetzung mit der Welt und ihr Ringen um Verständnis stoßen auf wenig Widerhall. Der Lehrer in der Schule lacht sie aus, der Vater, der ebenfalls Probleme mit der Entwicklung von Wissenschaft und Technik hat, ist der Trunksucht verfallen oder spielt im nüchternen Zustand den Familienclown. Die Mutter ist im Dauereinsatz zwischen Haus, Hof, Kindern und ihrem ständig betrunkenen Ehemann. Außerdem erwartet sie ihr sechstes Kind. Also unterhält sich Caro mit Gott.
Als ihre Kommunion immer näher rückt, schließt sie ein Abkommen mit ihrem Vater: Er will aufhören zu trinken und sie will schwimmen lernen, wovor sie panische Angst hat. Doch der Vater hält sein Versprechen nicht. Caros Weltvertrauen, dass bisher von der katholischen Religion und dem Vertrauen in die Eltern geprägt ist, gerät mehr und mehr ins Wanken.
Ihre Gespräche mit Gott werden zunehmend kritischer. Sie wartet darauf, dass er etwas unternimmt um die Dinge wieder ins rechte Lot zu bringen. Doch nichts geschieht, außer dass auch noch alle Schweine auf dem Hof sterben, die die Lebensgrundlage der Familie darstellen. Der Vater verabschiedet sich nun endgültig vom nüchternen Dasein und versinkt in trunkener Apathie, während die Mutter all ihre Kräfte aufbringen muß, um das Leben der Familie aufrecht zu erhalten.
Caro beginnt nun alles zu hinter fragen, bis sie schließlich erkennt, dass sie einen eigenen Standpunkt und ihre eigene Kraft entwickeln muss, unabhängig von ihren Erwartungen an Gott oder die Erwachsenen. Sie lernt sich freizuschwimmen.
"Weiter als der Mond" läßt die ZuschauerInnen teilhaben am Prozeß des Erwachsenwerdens eines jungen Mädchens. Die Entwicklungen in der Realität widersprechen immer mehr ihren festen, anerzogenen Vorstellungen, die ihrem kindlichen Bewußtsein einen Halt gaben. Sie droht in diesem Strudel unterzugehen. Am Ende ist sie jedoch stark genug, eine eigene Position einzunehmen. Es ist ein Film über ein Kind und zugleich über starke Frauen.
Nach der Deutschlandpremiere auf dem Münchner Filmfest gewann "Weiter als der Mond" auf dem internationalen LUCAS Festival in Frankfurt 2004 die LUCAS-Trophäe für den besten Film. Er erhielt von der internationalen Vereinigung der Filmclubs (FICC) den Don-Quijote-Preis und den Preis des internationalen Kinder- und Jugendfilmzentrums (CIFEJ).
Weiter als der Mond
(Sea of Silence)
Regie: Stijn Coninx
Drehbuch: Jacqueline Epskamp
DarstellerInnen: Johanna ter Steege, Huub Stapel, Neeltje de Vree, Anneke Blok, Jappe Claas
Niederlande/Belgien/Deutschland/Dänemark 2003
Dauer: 99 min
Kinostart: 12. Mai 2005