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Beitrag vom 14.07.2008
Charlotte Hart´s Living Lines - A Jewish artist remembers the culture of her Oma and Opa
Katharina Höftmann
Die Berliner Galerie "Studio im Hochhaus" zeigt eine Ausstellung der amerikanischen Malerin Charlotte Hart. AVIVA-Berlin hat einen näheren Blick auf die außergewöhnliche Künstlerin geworfen...
Nein, sie spricht nicht gerne über die rationalen Aspekte ihrer Kunst. Das merkt man sofort, wenn Charlotte Hart Fragen zu den Hintergründen und Bedeutungen ihrer Werke beantworten soll. "Wie soll ich etwas in Worte fassen, was ich genau deshalb geschaffen habe - weil ich keine Worte dafür hatte?" , fragt die Amerikanerin und schaut verwundert aus ihren großen "Mädchenaugen", die sie sich trotz ihrer rund 65 Jahre Lebenserfahrung bewahrt hat. Es sind diese Augen, die das Gesicht der Malerin mit einer faszinierenden Verträumtheit und Lebendigkeit erfüllen und ihre besondere Art zu sprechen charakterisieren.
Charlotte Hart ist Künstlerin und das bestimmt ihr Leben. Wenn sie keine Bilder malt, verfasst sie Gedichtbände, illustriert Bücher oder gestaltet Fensterscheiben in Synagogen. Um sie dann doch zum Reden zu bringen, muss man sie nur etwas anstoßen und erfragen, warum und wie sie dies und das geschaffen hat. Die Sprachlosigkeit weicht dann detaillierten, geradezu ausschweifenden Beschreibungen von Formen, Farben und Kombinationen des Lebens. Kein Wunder, denn die Frau weiß was sie tut, hat sie doch am Art Institute of Chicago und der Northwestern University ein Kunststudium abgeschlossen.
Doch zu ihrer Ausbildung gesellt sich noch etwas anderes - die Leidenschaft nämlich. Die springt einer förmlich entgegen, wenn sie beispielsweise von der großen Ehre berichtet, die Fenster einer Synagoge in Florida gestalten zu dürfen. "Ich habe die Klangwellen des Gebets ´Schma Israel´ in Kobaltblau auf das eine Fenster gebracht. In Kobaltblau! Es war wunderbar." Das berichtet sie weniger mit Stolz als viel mehr mit der Freude daran etwas zu tun, was getan werden muss - weil es ihrer Meinung nach das einzig richtige ist.
Mittlerweile hat und hatte die jüdische Künstlerin Ausstellungen im National Museum of American Art , dem Smithsonian Institute in Washington oder im Nebraska State Museum.
Ihren Schaffensprozess beschreibt Hart als intuitiv und ungeplant. Das letzte Mal, als sie inspiriert wurde, saß sie im Prenzelberger Café ´Godot´: "Ich war überfordert mit persönlichen Problemen, angefüllt mit dem einzigartigen Erlebnis Berlin und dachte an meine Deutsch-Österreichische Abstammung, an die Shoa - es war eine Welle von Gedanken und Emotionen." Genau dieser Wellencharakter findet sich jetzt in ihrer aktuellen Ausstellung unter dem Titel "Living Lines - A Jewish artist remembers the culture of her Oma and Opa" wieder. Dass diese in einer Galerie in Berlin gezeigt wird, ist nur die logische Konsequenz der Inspiration.
Die Ausstellung stellt eine Art Brücke zwischen traditioneller jüdischer und deutsch/österreichischer Kultur dar. "In Living Lines geht es auch um Wiedergutmachung: Ich versuche die Kultur, die einst so von den jüdischen Menschen geliebt wurde - wegen ihrer Poesie, Musik, Philosophie und Scharfsinnigkeit – auf eine besondere Art wieder zu besuchen, mit der Verantwortung der Kunst."
Die Deutsche und Österreichische Kultur spielte seit jeher eine große Rolle im Leben von Charlotte Hart. Ihre Großeltern Frieda und Immanuel Loewenherz wanderten zwar zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die USA aus, ihre deutschen und österreichischen Wurzeln jedoch vergaßen sie nie. "Meine Großeltern sprachen viel über Literatur. Manchmal rezitierten sie Gedichte am Abendbrotstisch oder nutzten einfach Zitate Deutscher Literaten, um Dinge besser zu erklären."
Diesen wertvollen Erfahrungen widmet die Künstlerin nun ihre Ausstellung und konzentriert sich dabei nicht nur auf jüdische Inhalte. Auch alltägliche Dinge, Eindrücke und verschiedene Gefühle finden sich in den über siebzig kleinformatigen Tusche- und Bleistiftzeichnungen wieder. Die Bilder erzählen tausend Geschichten und überlassen es doch den BetrachterInnen, was sie in ihnen sehen. Und wer genau hinschaut, erkennt in jeder Zeichnung die lebendigen Mädchenaugen von Charlotte Hart.
Besuchen Sie die Ausstellung noch bis zum 24. August 2008.
Charlotte Hart´s Living Lines - A Jewish artist remembers the culture of her Oma and Opa
Studio im Hochhaus
Zingster Str. 25
13051 Berlin
Öffnungszeiten:
Montag-Donnerstag: 11:00-19:00 Uhr, Freitag: 11:00-16:00 Uhr, Samstag und feiertags geschlossen, Sonntag: 14:00-18:00 Uhr
Eintritt: kostenlos
Weitere Infos unter: www.kultur-in-lichtenberg.de