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Beitrag vom 29.06.2010
Interview mit Barbara Romaner
Undine Zimmer
Romaner ist die Neuentdeckung von Felix und Percy Adlon. Sie haben die Theaterschauspielerin in München auf der Bühne entdeckt und waren von ihr begeistert. In Adlons neuestem Film...
... "Mahler auf der Couch" spielt Romaner die berüchtigte Alma Mahler als hingebungsvolle, aber auch leidende Ehefrau des eigensinnigen Komponisten Gustav Mahler.
Barbara Romaner ist die Neuentdeckung von Felix und Percy Adlon. Sie haben die Theaterschauspielerin in München auf der Bühne entdeckt und waren von ihr begeistert. In Adlons neuestem Film "Mahler auf der Couch" spielt Romaner die berüchtigte Alma Mahler als hingebungsvolle, aber auch leidende Ehefrau des eigensinnigen Komponisten Gustav Mahler.
Barbara Romaner, eine Südtirolerin und Jahrgang 1978, ist seit 2007 festes Ensemblemitglied des Münchner Volkstheaters. Sie wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet: 2004 mit dem Luisenburger Nachwuchspreis, 2008 wurde sie zur Theater-Heute-Nachwuchsschauspielerin ernannt, 2009 war sie in Wolfgang Weigls Filmproduktion "Blindlings" vom Förderpreis Deutscher Film zur besten Darstellerin nominiert. Im Film "Mahler auf der Couch" zeigt Romaner die umstrittene Figur der Alma Mahler von einer neuen Seite. Die extravagante Künstlermuse wird als Ehefrau dargestellt, die ihr eigenes künstlerisches Schaffen und ihre Vergnügungen für die Musik ihres Mannes aufgibt und darunter leidet.
AVIVA-Berlin: Was hat Sie in der Vorbereitung auf die Rolle der von vielen geliebten und von vielen gehassten Alma Mahler am meisten an dieser Person fasziniert und was abgestoßen?
Barbara Romaner: Es gibt eine wunderschöne Anekdote über die Alma als neunjähriges Mädchen: Ihre jüngere Schwester Gucki bettelte um einen klugen Spruch fürs Poesiealbum, Alma ließ sie eine Weile schmoren und sagte dann: "Da hast einen: Wer vor Eifer brennt, der kann schwer gelöscht werden. Und dieser Spruch ist nicht von Schiller, nicht von Goethe, der ist von mir, von der Alma Schindler!" Dass sie so brennen konnte für die Musik, für einen Mann, für eine Idee, das finde ich herrlich. Abstossend ist ein sehr hartes Wort, mich hat nichts abgestossen, vielleicht die Beziehung zu ihrer Tochter Manon, aber gewundert habe ich mich über vieles in ihrer Biographie.
Auffällig ist: als Mädchen und junge Frau ihre Bereitschaft und Fähigkeit ihre Stimmungsschwankungen, Glück und Seelennöte auf Papier festzuhalten. Da macht sie mit einer schillernden Schamlosigkeit zwischen narzisstischer Selbstdarstellung und tiefsinniger Wahrheitssuche. Später, nach Mahlers Tod, hat sie viel Verstörendes und auch viel Wunderbares getan, allerdings wird das in unserem Film nicht gezeigt, es geht ja um die Liebesgeschichte zwischen Mahler und Alma.
AVIVA-Berlin: Warum, glauben Sie, hat die 19 Jahre jüngere Alma Schindler Gustav Mahler, trotz ihrer anfänglichen Unsicherheit gegenüber der Beziehung und dem großen Selbstopfer, das sie in dieser Ehe bringen musste, geliebt?
Barbara Romaner: Ich vermute, dass die beiden ihre große musikalische Begabung, die Hingabe, der Glaube und die stete Suche nach dem Wahren, Schönen ganz eng ineinander verwebt hat.
AVIVA-Berlin: Die Tagebücher der Alma zeigen eine selbstbewusste, lebhafte, aber auch kritische Frau. So werden einige Kommentare Almas zu Gustav Mahler auch im Film zitiert. Wie würden Sie persönlich die Alma charakterisieren?
Barbara Romaner: Oh ja, unbedingt lebhaft, selbstbewusst und ebenso unterwürfig, melancholisch, verzweifelt, lustlos und unstet. Sie war eine schillernde hochbegabte intelligente Frau mit einer überbordenden Emotionalität. Stark wie eine Löwin, wenn es etwas gab, wofür sie kämpfen wollte. Widersprüchlich, rätselhaft in ihrem Lieben.
AVIVA-Berlin: Was hat die Männer an dieser Frau fasziniert?
Barbara Romaner: Ich denke, dieses "Brennen" für die Musik, die Kunst, das Leben. Und das Gefühl, dass diese Frau einem nicht nur den Rücken frei halten kann, sondern dazu noch beurteilen kann, ob das Geschaffene einen Wert für die Ewigkeit hat oder nicht.
AVIVA-Berlin: Was bedeutet die Rolle der Alma Mahler für Sie persönlich bezüglich Ihrer Schauspielkarriere?
Barbara Romaner: Ich bin gespannt, wie ich in ein paar Jahren darauf antworten werde, denn ich habe das Gefühl, dass ich in meiner Art zu arbeiten einen point of no return erreicht habe, doch kann ich das noch gar nicht wirklich in Worte fassen. Ich bin dankbar und glücklich, dass ich mich jetzt schon an einer derartig umfangreichen Rolle austoben durfte.
AVIVA-Berlin: Schlägt Ihr Herz vor allem fürs Theater? Nach welchen Kriterien suchen Sie Filmangebote aus, was muss ein Drehbuch besitzen, um Sie zu von der Bühne vor die Filmkamera zu holen?
Barbara Romaner: Es ist seltsam, denn in meiner Familie gibt und gab es keine Theaterleute und doch hat es mich schon als Kind so stark auf die Bühne gezogen und nicht vor die Kamera. Inzwischen find ich beides super, wenn mich die Geschichte berührt, wenn ich lache, weine, mich drin wieder finde, etwas verstehe, lerne.
AVIVA-Berlin: Sie haben vielfältige Rollen gegeben, wie die "Nina" von Tschechows Möwe, "Ingrid" und "Anita" in Ibsens Peer Gynt, Hamlets "Ophelia", die Titelrolle in Julie Zehs "Schilf", die Schneekönigin bis hin zur Räuberbraut "Undis" in Ronja Räubertochter, Alice im Wunderland und Pippi Langstrumpf - Von welcher Rolle schwärmen Sie noch heute? Welches könnte eine zukünftige Traumrolle für Sie sein?
Barbara Romaner: Die "Geierwally" ist und bleibt meine Lieblingsrolle, da hat alles gestimmt, Regie, Bühne, Kollegen, mein Verständnis, der Zeitpunkt - alles. Der "Goldoni" in Würzburg hat große Laune gemacht, ebenso unser Ensemblestück "Schilf" am Volkstheater und "Peer Gynt" mag ich auch immer mehr, da kann ich richtig laut und schrill-schräg über die Rampe knallen.
Zur Zeit hätte ich große Lust auf eine neue Komödie. Grade probe ich "Anna Karenina" am Volkstheater. Das ist etwas Schweres und Schmerzhaftes. Die Premiere ist übrigens am 30. September, im Herbst!
AVIVA-Berlin: Vielen Dank für das Interview!
Lesen Sie auch unsere Rezension zu "Mahler auf der Couch" auf AVIVA-Berlin.