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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 31.01.2011


Interview mit Zaz. Deutsch und Französisch
Georges, Adler, Vartanian

Anlässlich eines Konzerts kam die französische Newcomerin Isabelle Geoffroy alias Zaz im Januar nach Berlin. AVIVA-Berlin hat ihr via E-Mail einige Fragen zu ihrem turbulenten...




...Musikerinnenalltag, ihrem Debütalbum und sozialem Engagement gestellt.

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In Frankreich ist sie seit Mai 2010 als "neue Edith Piaf" bekannt. Nach Deutschland kam die frohe Botschaft erst ein paar Monate später, inzwischen reißt sich auch das Nachbarland um die französische Künstlerin mit der sympathischen Art. Bevor sie mit dem selbstbetitelten Debütalbum die Charts stürmte, war Zaz unter FestivalbesucherInnen, KabarettistInnen und StraßenmusikerInnen bereits bekannt.

Denn vor ihrem großen Durchbruch, bereiste Zaz mit unterschiedlichsten Gruppen die Welt. 2006 ließ sich die Sängerin in Paris nieder und unterhielt das Publikum - abwechselnd im Kabarett "Aux 3 Maillets" in Saint-Michel und auf der Place de Tertre im Künsterviertel Montmartre. 2008 begann Zaz Solokarriere mit dem Talentwettbewerb "Génération France/BleuRéservoir". Nach ihrem Sieg unterschrieb sie einen Plattenvertrag bei Sony Music und hat seitdem etliche Auszeichnungen erhalten, darunter einen der "European Border Breaker Awards".

AVIVA-Berlin: Als Du Dich der Latinrockband "Don Diego" angeschlossen hast, hast Du einen Künstlernamen angenommen, wie wurde aus Isabelle Geoffroy die Musikerin "Zaz" und welche Bedeutung hat dieser Name (für Dich)?
Zaz: Der Name ist praktisch und einprägsam. "Zaz" geht so leicht ins Ohr wie "Zorro" und leichter zu merken als "Isabelle".

AVIVA-Berlin: Chanson, Blues, Jazz, Pop, Rap... auf Deinem Album bringst Du verschiedene Genres gekonnt zusammen. In "Ni Oui Ni Non" singst Du von der Qual der Wahl. Was reizt Dich an der Vielfalt?
Zaz: Das ist das Leben - Begegnungen, Gespräche und natürlich Vielfalt. Unerwartete Ereignisse und die Überraschungen, die das Leben bereithält, halten die Langeweile fern.

AVIVA-Berlin: Wenn Du von Deinen musikalischen Vorlieben sprichst, beziehst Du Dich meist auf internationale Künstler wie beispielsweise India.Arie oder Bobby McFerrin, gibt es gegenwärtig auch Gruppen oder KünstlerInnen aus Frankreich, die Du besonders bewunderst? Könntest Du Dir zum Beispiel vorstellen, mal einen Song von Barbara zu performen?
Zaz: Ich gehöre nicht zu den Bewunderern und Verehrern bestimmter MusikerInnen, aber natürlich weiß ich das außergewöhnliche Repertoire der französischen Musik zu schätzen. Von KünstlerInnen wie Brassens, Ferrat oder Barbara nehme ich gerne Ideen auf, die ich anschließend in meinen Songs verarbeite.

AVIVA-Berlin: In Deinem Song "Je Veux" pfeifst Du auf Geld und Konsum und in einem Interview hast Du erwähnt, dass Du mit der Art wie die Menschen die Erde behandeln, nicht einverstanden bist. Engagierst Du Dich für Umweltschutz oder soziale Projekte?
Zaz: Das ist schon in Arbeit und ich bin hochmotiviert! Die Aktionen von Pierre Rabhi gefallen mir sehr gut, zurzeit arbeiten wir mit dem von ihm gegründeten Verein "Colibri" an sozialen Projekten, und ich hoffe, dass es bald schon etwas Neues zu berichten geben wird. (Anm. der Redaktion: Pierre Rabhi ist ein französischer Landwirt, Philosoph und Autor. Er setzt sich seit Jahren für die Belange der Umwelt ein und betreut soziale Projekte. 2007 hat er die "Bewegung für die Erde und den Humanismus" gegründet, die vorwiegend unter dem Namen "Colibris" bekannt ist.)

AVIVA-Berlin: Du hast einmal erwähnt, dass Du in Paris zum Musizieren auf den Straßen von Montmartre übergegangen bist, weil Du Dich eingeengt fühltest. Heute bleibt für Dich zwischen Interviewterminen, TV-Shows und Auftritten sicher nicht viel Zeit um Durchzuatmen. Verspürst Du manchmal den Drang wieder auf der Straße zu spielen?
Zaz: Ich möchte meinen Erfolg nutzen um Dinge zu teilen, mit den Menschen zu kommunizieren und um meine Vision von Solidarität und Gerechtigkeit zu übermitteln.

AVIVA-Berlin: Gibt es einen Unterschied zwischen der Straßenmusikerin Zaz und der Künstlerin, die vor 10.000 Leuten auf der Bühne steht?
Zaz: Nein, das Publikum ist anders, aber ich bin es nicht.

AVIVA-Berlin: Viele MusikerInnen wie Charlotte Gainsbourg oder Vanessa Paradis sind auch SchauspielerInnen. In welcher Art von Film würdest Du gerne mitspielen und welche/n Regisseurin/Regisseur würdest Du Dir wünschen?
Zaz: Alles zu seiner Zeit. Ich singe, ich schreibe und komponiere, das ist mein Beruf, es ist schwer, sich sofort in eine andere Richtung zu orientieren.

AVIVA-Berlin: Zurück zur Musikszene: Du hast deine CD unter anderem "deiner Liebsten" gewidmet, ist das als diskretes Coming-Out zu verstehen? Denkst du, dass es für homosexuelle KünstlerInnen schwerer ist Erfolg zu haben?
Zaz: Das ist ein lustiger und zugleich verwirrender Aspekt dieses Textes, das muss man analysieren. Ich habe dennoch das Gefühl, dass die Gesellschaft sich enorm verändert hat, insbesondere ihr Blick auf die Welt der KünstlerInnen, also nein, das denke ich nicht.

AVIVA-Berlin: Eines Deiner Themen ist Verantwortung. Textzeilen wie "C´est à toi d´exprimer ta beauté" fordern dazu auf, sein Leben zu gestalten. In Interviews hast Du über die Suche nach Dir selbst gesprochen und die Rolle des Opfers, das von den Umständen geleitet wird, bewusst von Dir gewiesen. Existentialistische Literaten wie Jean-Paul Sartre, vertreten ebendiese Auffassung. Sie sprechen vom Selbstentwurf und der Entscheidungsfreiheit des Einzelnen. Beeinflusst Dich die Literatur bei Deiner Arbeit, inwieweit lässt Du Dich von ihr inspirieren?
Zaz: Wie jeder hoffe ich, dass die Menschen, die mir begegnen, und die Bücher die ich lese, auf mich als Menschen einwirken. Es ist lustig, was Du über Sartres Ansichten sagst, weil mir das nicht bewusst war, aber ich bin froh, dass ich diese mit ihm teile.

AVIVA-Berlin: Vor Deinem Debüt in Frankreich bist Du viel herumgekommen und hast oft den Job gewechselt. Du hast Dich selbst einmal als "Außenseiterin" bezeichnet, die auf der Suche nach ihrem Platz ist. Hast Du ihn inzwischen gefunden?
Zaz: Nein, denn ich mag es in Bewegung zu bleiben und immerzu auf der Suche zu sein.

AVIVA-Berlin: Arbeitest Du schon an einem zweiten Album oder wirst Du in nächster Zeit weiterhin auf Tournee sein?
Zaz: Im Moment ist es kompliziert, weil alles mit unglaublicher Geschwindigkeit geschieht. Ich bin andauernd gefragt und folglich bleibt mir nicht viel Zeit für diese Arbeiten. Dennoch komme ich langsam voran, und ich habe ich bereits einige neue Songs geschrieben.

AVIVA-Berlin: Du scheinst immer gut gelaunt. Bei Interviews und in Shows gibst Du Dich optimistisch, auf der Bühne bist Du ausgelassen und heiter. Woher nimmst Du diese positive Energie?
Zaz: Ich liebe meine Arbeit und die Menschen, die kommen um mich singen zu hören. Das gibt mir Energie.

AVIVA-Berlin: Was würdest Du heute tun, wenn es mit der MusikerInnenkarriere nicht geklappt hätte?
Zaz: Ich wäre Musikerin!

AVIVA-Berlin: Du träumst von einem kleinen Haus in den Pyrenäen. Wünschst Du Dir eine große Familie? Und würdest Du dann weiterhin auf Tour gehen wollen, oder könntest Du Dir auch vorstellen sesshaft zu werden?
Zaz: Ich träume von einem großen Haus in den Pyrenäen, aber der Rest ist geheim.

Aviva-Berlin: Vielen Dank für das Interview. Viel Erfolg für die Zukunft wünschen wir Dir und viel Glück für die Verleihung der "Victoires de la Musique"!

Weitere Infos zur Künstlerin finden Sie unter: www.zaz-music.de

Weiterhören auf AVIVA-Berlin:

"ZAZ – Album-Review und Konzert-Impressionen"

Die Interviewfragen haben konzipiert: Yasmine Georges, Sharon Adler, Aurélia Vartanian


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Beitrag vom 31.01.2011

AVIVA-Redaktion