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AVIVA-BERLIN.de 8/3/5784 - Beitrag vom 01.06.2021


Jüdinnen in Deutschland nach 1945 – Erinnerungen, Brüche, Perspektiven. Ein Projekt des Deutschland Archivs der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb
Sharon Adler, Anja Linnekugel

Mit der Veröffentlichung wissenschaftlicher Beiträge und Essays sowie Interviews und Porträts bilden die beiden Herausgeberinnen Anja Linnekugel (bpb) und Sharon Adler (AVIVA-Berlin, Stiftung Zurückgeben) die Diversität der Lebens- und Arbeitswelten wegweisender und engagierter Jüdinnen ab.




Das Wirken jüdischer Frauen nach 1945 im geteilten und vereinten Deutschland sichtbar zu machen, ist das Ziel der Reihe "Jüdinnen in Deutschland nach 1945 – Erinnerungen, Brüche, Perspektiven" des Deutschland Archivs (DA) der bpb. Innerhalb dieser Reihe werden wissenschaftliche Beiträge und Essays sowie Interviews und Porträts auf www.bpb.de veröffentlicht. Für die Zukunft sind Veranstaltungen, eine Ausstellung und ein Buch in der Schriftenreihe der bpb in Planung.

Herausgeberinnen der Reihe sind die Diplom Kommunikationswirtin, Anja Linnekugel, seit 2018 Referentin bei der Bundeszentrale für politische Bildung/Redaktion Deutschland Archiv und die Herausgeberin der AVIVA-Berlin, die Kulturjournalistin und Fotografin Sharon Adler.

Die Themen

Das Deutschland Archiv stellt jüdische Frauen und ihre Erfahrungen als Angehörige der ersten, zweiten und dritten Generation von Überlebenden des Holocaust im Nachkriegsdeutschland sowohl in der Bundesrepublik als auch in der DDR in den Mittelpunkt. Darüber hinaus werden in der Reihe die Öffnung der innerdeutschen Grenze, der Zuzug von Jüdinnen aus der ehemaligen Sowjetunion in den 1990er-Jahren, die Einwanderung von Israelinnen, die in den 1970er und 1980 Jahren nach Deutschland gekommen sind und die verstärkte Einwanderung von Israelinnen seit Anfang der Nullerjahre, und die Perspektive von Jüdinnen als Teil einer Minderheit in der heutigen Migrationsgesellschaft thematisiert. Wie die jüdische Gemeinschaft diese massiv verändernden Einschnitte erlebt und verarbeitet hat, ist Gegenstand der inhaltlichen Auseinandersetzung. Darüber hinaus gibt es Beiträge zum Feminismus und zu Bildung, Migration und Kultur. Um die Diversität der Lebenswelten von Jüdinnen abzubilden, nimmt das Projekt die unterschiedlichen Perspektiven, Lebensformen und religiöse Ausrichtung von traditionell, orthodox, liberal bis säkular sowie non-religiös, hetero bis queer, wie auch eine rein kulturell konnotierte Verbundenheit mit dem Judentum in den Blick.

Veröffentlicht wurden in der Reihe bislang Interviews mit Vertreterinnen unterschiedlicher Generationen und Herkunft wie Lala Süsskind (ehemalige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin), Jessica Jacoby (Filmjournalistin und Dokumentarfilmautorin), Shelly Kupferberg (freie Redakteurin und Moderatorin), Esther Jonas-Märtin (Rabbinerin und Publizistin), Marguerite Marcus (Kinderärztin und Familientherapeutin), Rachel Shneiderman (ehemalige Gemeindeschwester und Pflegedienstleiterin der Jüdischen Gemeinde zu Berlin), Ella Ponizovsky Bergelson (Künstlerin), Jalda Rebling (Kantorin und Schauspielerin), Hetty Berg (Direktorin Jüdisches Museum Berlin), Judith Tarazi (Kunsttherapeutin, Leiterin von OMANUT), Marina Weisband (Publizistin, Politikerin, Diplompsychologin, Beteiligungspädagogin), Rachel Kohn (Künstlerin), Anetta Kahane (Amadeu Antonio Stiftung), Mirna Funk (Schriftstellerin), Rahel R. Mann (Psychotherapeutin), Schriftstellerin Lena Gorelik und Charlotte Knobloch (Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern). Weitere Interviews, darunter mit Elisa Klapheck, Cécile Wajsbrot, Rachel Salamander, Rebecca Seidler und Dalia Grinfeld sind geplant. Veröffentlicht wurde bereits auch ein Porträt über Ingeborg Rapoport (Kinderärztin und Wissenschaftlerin für Kinderheilkunde) sowie wissenschaftliche Beiträge von Angelika Königseder und Juliane Wetzel ("Die Frauen in den Lagern für jüdische Displaced Persons"), Dr. Alina Gromova ("En-Gendering jüdische Migration: Narrative jüdischer Frauen mit sowjetischer Erfahrung in Deutschland nach 1990"), Professorin Dani Kranz ("Israelinnen und Israeli*nnen in Deutschland") und Professorin Sonia Combe ("Hier können die Faschisten nichts unternehmen").

In den kommenden zwei Jahren wird das Online-Angebot weiter ausgebaut, sodass sich Interessierte einen umfangreichen Überblick über das vielfältige Leben jüdischer Frauen in Deutschland seit 1945 verschaffen können. Sowohl in den Interviews als auch in den Beiträgen wird deutlich, was die Shoah für die Protagonistinnen und ihre Familien bis heute bedeutet – und warum sie dennoch oder auch gerade deswegen in Deutschland leben, arbeiten und sich engagieren.

Zur Entstehung der Reihe "Jüdinnen in Deutschland nach 1945 – Erinnerungen, Brüche, Perspektiven"

Nach dem Attentat auf die Synagoge in Halle (Saale) an Yom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, entstand im Herbst 2019 die Idee, zeitgenössisches jüdisches Leben in Deutschland in all seinen Facetten abzubilden und damit dem wachsenden Antisemitismus in Deutschland Informationen und Perspektiven entgegenzusetzen.

Die Reihe "Jüdinnen in Deutschland nach 1945 – Erinnerungen, Brüche, Perspektiven" ist online unter: www.bpb.de

Zum Deutschland Archiv (DA) der bpb

Das Deutschland Archiv (DA) der bpb versteht sich als publizistisches Forum zur gemeinsamen deutschen Nachkriegsgeschichte und zum deutsch-deutschen Einigungsprozess im europäischen Umfeld. Bis Ende 2012 erschien das DA als gedrucktes Periodikum, seit 2013 ist es ein multimediales Online-Portal, das auch Inhalte wie Zeitzeug_innengespräche oder Videoreportagen präsentiert.

Zu den Herausgeberinnen:

Anja Linnekugel
, Diplom Kommunikationswirtin HdK Berlin (heute UdK), seit 2018 Referentin bei der Bundeszentrale für politische Bildung/Redaktion Deutschland Archiv, vorher 12 Jahre Referentin bei der SPD-Bundestagsfraktion in der Öffentlichkeitsarbeit, 4 Jahre in der Agentur für politische Kommunikation wegewerk, 2 Jahre Persönliche Referentin beim Senator für Stadtentwicklung.

Sharon Adler, Journalistin, Moderatorin, Fotografin und Gründerin und Herausgeberin des Online-Magazins und Informationsportals für Frauen, AVIVA-Berlin. Sharon Adler hat verschiedene Projekte zu jüdischem Leben in Deutschland für unterschiedliche Auftraggeber/-innen umgesetzt und selbst solche Projekte initiiert. Seit 2013 engagiert sie sich außerdem ehrenamtlich als Vorstandsvorsitzende der Stiftung ZURÜCKGEBEN, Stiftung zur Förderung jüdischer Frauen in Kunst und Wissenschaft.


Quelle: Presseinformation des Deutschland Archivs (DA) der bpb, Juni 2021


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Beitrag vom 01.06.2021

AVIVA-Redaktion