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AVIVA-BERLIN.de 1/26/5785 - Beitrag vom 20.04.2004


Veranstaltungen des Museums Blindenwerkstatt O. Weidt
Anne Winkel

Lesungen, Führungen, Vorträge und Zeitzeugengespräche im Mai und Juni 2004. Erinnerungen an die Shoah und die ostjüdische Kultur werden wach gehalten




In der Rosenthaler Straße 39 in Berlin kann Otto Weidts einstiger Arbeits- und gleichzeitiger Schutzraum für jüdische ArbeiterInnen besichtigt werden. Otto Weidt (1883-1947), "Sohn eines Rostocker Tapezierers und Polsterers" eröffnete nach seiner Erblindung in den 1940er Jahren eine Besen- und Bürstenbinderei in Berlin. Als die Nationalsozialisten mit der Deportation jüdischer BürgerInnen beginnen, setzt sich Weidt für seine jüdischen ArbeiterInnen ein. Er organisierte Nahrungsmittel, falsche Papiere und verteidigt seine Angestellten vor den Nazis als unentbehrliche Arbeitskräfte. Des Weiteren bestach der stille Widerständler NS-Funktionäre und erreichte so 1943, dass bereits abgeholte ArbeiterInnen in seine Werkstatt zurückkehren konnten.

Neben der Dauerausstellung "Blindes Vertrauen - Versteckt am Hackeschen Markt 1941-1943" bietet das Museum wechselnde Expositionen, Führungen und Veranstaltungen an. 1998/1999 machten Museumskunde-StudentInnen die ehemalige Blindenwerkstatt Otto Weidt als Erinnerungsort zugänglich. Seit März 2000 wird das kleine Museum ideell und finanziell vom Förderverein Blindes Vertrauen e.V. unterstützt (Vorsitzende: Inge Deutschkron). Im Jahr 2001 wurde es als Dependance dem Jüdischen Museum Berlin angegliedert. "Ziel ist es, die Erforschung und die Bewahrung dieses authentischen Ortes der Judenverfolgung während der NS-Diktatur und die Ehrung "Stiller Helden" zu unterstützen". Durch Führungen, Zeitzeugengespräche und Rollenspiele für SchülerInnen soll "die Bedeutung des historischen Ortes erfahrbar" werden. Das Projekt ermöglicht es jungen Menschen ab 15 Jahren, sich mit der Biographie von Zeitzeugen der NS-Zeit auseinanderzusetzen. Zum Abschluss des dreimonatigen Projekts befragen die teilnehmenden Jugendlichen im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung Zeitzeugen für ein jugendliches Publikum. Eine Anmeldung ist erwünscht. Die Teilnahme ist kostenfrei. Das Projekt wird von CIVITAS gefördert. Ein erstes vorbereitendes Treffen findet am 5.5.2004 um 18 Uhr in der Blindenwerkstatt statt.

Programm des Museums Blindenwerksatt Otto Weidt im Mai und Juni 2004:

Dienstag, 04. Mai 2004, 19 Uhr
Buchpräsentation "Johanna Krause: Zweimal verfolgt - Eine Dresdner Jüdin erzählt" (Metropol Verlag: Berlin, 2004)
Die Herausgeberinnen Carolyn Gammon und Christiane Hemker sind bei der Veranstaltung anwesend.
"Johanna Krause wird 1935 wegen Verstoßes gegen die Rassengesetze verhaftet. Ihr Leidensweg führt sie durch drei Konzentrationslager, ehe sie nach dem Krieg nach Dresden zurückkehrt. Gemeinsam mit ihrem Mann engagiert sie sich in den 50er Jahren beim Aufbau der DDR, bis Johanna feststellt, dass der neue Parteisekretär kein anderer ist als der SS-Offizier, der versucht hatte, sie zu vergewaltigen und zu ertränken. Bei dem Versuch ihn anzuklagen wird sie abermals, diesmal von der DDR-Obrigkeit, verfolgt".
Eintritt frei

Dienstag, 11. Mai 2004, 19 Uhr
Zur Darstellungsweise des Holocausts in Führungen
- Ein Werkstattgespräch in Kooperation mit dem Landesjugendring Berlin und dem Anne Frank Zentrum.
"Welche Erzählungen gibt es über den Holocaust in Führungen in Gedenkstätten? Wie wird der Holocaust in Führungen dargestellt? Welche Geschichten werden erzählt? Was wird nicht erzählt? Christian Gudehus untersucht anhand dieser Fragen Führungen durch NS-Gedenkstätten und lädt ein zur Diskussion über Praxis und Anspruch von politisch-historischer Bildung".
Eintritt frei

Stolpersteine
Das Foto illustriert den Veranstaltungstermin mit Inge Deutschkron am 3. Juni 2004 (Verlegung von Stolpersteinen in Kooperation mit dem Bürgerverein Luisenstadt e.V. und dem Förderverein Blindes Vertrauen e.V.)
Die Rechte am Foto liegen beim Bürgerverein Luisenstadt e.V.
Donnerstag, 3. Juni 2004, 16 Uhr
Stolpersteine - Eine Gedenkveranstaltung in der Blindenwerkstatt Otto Weidt

"Das Projekt Stolpersteine des Bürgervereins Luisenstadt e.V. stellt sich vor. In einem ca. 2-stündigen Spaziergang werden Steine vor Ort eingeweiht. Der Opfer wird durch das Verlesen ihrer Biografien vor dem letzten bekannten Wohnort gedacht".
Treffpunkt: Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt

Dienstag, 8. Juni 2004, 19 Uhr
"Die besten Elemente waren es ja schließlich nicht..."

"Die "Ostjudenfrage" war eines der beherrschenden innenpolitischen Themen in der Frühphase der Weimarer Republik. Thomas Rink wird auf die antisemitische Forderungen und die Politik der preußischen Regierung gegenüber Ostjuden eingehen und einen kritischen Blick auf die momentane Renaissance ostjüdischer Kultur in Deutschland werfen.
Eintritt frei

Dienstag, 22. Juni 2004, 19 Uhr
Zeitzeugengespräch mit Prof. Wladyslaw Bartoszewski
in der Reihe "Der Angst zum Trotz"
"Wladyslaw Bartoszewski war 1995 polnischer Außenminister und gehörte im Herbst 1942 im besetzten Warschau zu den Mitbegründern der Hilfsorganisation "Zegota", die untergetauchte Juden auf der "arischen" Seite unterstützte. Das Gespräch moderiert Dr. Beate Kosmala vom Zentrum für Antisemitismusforschung.
Im Anne Frank Zentrum Berlin, Rosenthaler Str. 39, 10178 Berlin
Eintritt frei

Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt
www.blindes-vertrauen.de
Rosenthaler Straße 39
10178 Berlin (Zweite Hofdurchfahrt, linker Aufgang)
Tel.: 030/28 59 94 07, Fax: 030/25 76 26 14
Öffnungszeiten:
Montags bis Freitags: 12 bis 20 Uhr
Samstag und Sonntag: 11 bis 20 Uhr
Eintritt: 1,50 EUR


Jüdisches Leben

Beitrag vom 20.04.2004

AVIVA-Redaktion