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Jüdisches Leben
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Beitrag vom 10.02.2003
Der Dokumentarfilm A City With No Pity
Natasa Konopitzky
Regisseurin Tsipi Reibenbach besucht ihre Heimatstadt Lydda, heute das Zentrum der Drogendealer in Israel. Sie findet eine ruinierte urbane Stadt mit gewalttätigen und feindlichen Menschen vor
Prolog. Lydda, Israel. Eine Kleinstadt in der Nähe von Tel Aviv, direkt beim internationalen Flughafen. 2001 wird eine 5.000 Jahre alte urbane Ansiedlung entdeckt, Tonscherben vom Nil mit Signaturen der Könige der ersten Dynastie Ägyptens werden freigelegt. Eine der wichtigsten archäologischen Funde Israels! Monate später findet man an der gleichen Stelle eine Müllhalde: Es war kein Geld mehr für die Ausgrabungen vorhanden, die Arbeiten wurden eingestellt und die antike Stadt wieder zugeschüttet …
Die Filmemacherin Tsipi Reibenbach ist in Lydda (biblischer Name: Lod) aufgewachsen. Auf der Suche nach Kindheits- und Jugenderinnerungen kehrt sie als Regisseurin in ihre Heimatstadt zurück. Doch das einzige, was sie noch an früher erinnert, sind die Flugzeuge, die die Stadt überfliegen. Sie findet eine Stadt voller Trostlosigkeit und Resignation vor: Triste Straßen, verfallene Häuser, Kriminalität, Aggression, Hass zwischen Juden und Arabern. Einst bekannt für die Olivenölherstellung und den Flughafen, hat die Stadt heute eine traurige Berühmtheit erlangt: Lydda ist das Zentrum des Drogenhandels in Israel.
Mit Misstrauen und teilweiser offener Gewalt wird Tsipi Reisenbach empfangen. Die Menschen haben Angst, wollen nicht gefilmt werden. Das Filmteam wird mit Steinen beworfen und der Kameramann zusammengeschlagen.
In Bildern voller eindringlicher Details zeigt sie Resignation und Zukunftslosigkeit von Lydda. Doch Tsipi Reibenbach klagt nicht an, sucht nicht nach Schuldigen. Einfühlsam lässt sie die Einwohner von ihrem Alltagsleben erzählen. Trotz der emotionalen Nähe zu ihrer Heimatstadt und der Enttäuschung, die Stätten ihrer Kindheit verfallen vorzufinden, behält sie eine respektvolle Distanz zu den Menschen.
Eine eindrucksvolle und sehenswerte Dokumentation, die den Verfall einer Stadt und symptomatisch für ganz Israel, den Hass und die gegenseitige Ausgrenzung zwischen Juden und Arabern zeigt. Hoffnungslosigkeit nicht nur für Lydda …
Tsipi Reibenbach, geb. 1947 in Polen. 1950 Emigration mit ihren Eltern nach Israel. Studium Mathematik/Physik und Film/Fernsehen/Animation. Filme seit 1978. Mehr unter www.tsipi-reibenbach-films.com
A City with No Pity (Israel, 2003)
Regie, Produktion, Buch: Tsipi Reibenbach
Originaltitel: Eer lelo rahamim
Sprache: Hebräische Originalfassung mit englischen Untertiteln
Länge: 65 Minuten
Uraufführung: Februar 2003, Internationales Forum, Berlin
Weltvertrieb: Tsipi Productions Ltd.