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Beitrag vom 31.08.2007
Wo ist Lemberg - neue Ausstellung im Centrum Judaicum
Annegret Oehme
Vom 2. September bis zum 06. Januar 2008 präsentiert sich die faszinierende Stadt Osteuropas, in der sich lange Zeit jüdisches Leben jenseits von Ghettoisierung und Ausgrenzung entwickeln konnte.
Die neue Ausstellung in den historischen Räumen der Neuen Synagoge widmet das Centrum Judaicum der einzigartigen Stadt Lemberg, einem Schmelztiegel des Ostens vergangener Jahrhunderte.
Mit dem Namen Lemberg, auch L´viv oder Lwów, werden häufig Gräueltaten an Juden und Polen verbunden. Ohne diese Tatsache ausblenden zu wollen, hat es sich das Centrum Judaicum zur Aufgabe gemacht, etwas von dem Klima einzufangen, das in einer Stadt geherrscht haben muss, in der verschiedene Völker und Religionen gut miteinander auskamen und sich erfolgreich gegenseitig befruchteten.
Die Kuratorin der Ausstellung, Irene Stratenwerth, sieht in Zeiten, da die Frage der Integration zunehmend zu einem Problem wird, auch eine Perspektive am Beispiel Lembergs. Auch dort gab und gibt es Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit, aber immer wieder fanden sich die Menschen in vielen Bereichen, wie zum Beispiel Kultur und Wissenschaft, zusammen.
Von Joseph Roth als "Stadt der verwischenden Grenzen" bezeichnet, gehörte die Metropole, die 300 Kilometer östlich von Krakau und 600 Kilometer nordöstlich von Wien liegt, abwechselnd zum Herrschaftsgebiet Österreich-Ungarns, Polens, der Sowjetunion und der Ukraine.
Heute hat Lemberg etwa 800.000 EinwohnerInnen, die größtenteils nach 1945 zugezogen sind, und sich erst allmählich mit der Geschichte ihrer Stadt beschäftigen.
Die Ausstellung setzt einen Schwerpunkt auf das Judentum der Osteuropäischen Metropole, ohne dabei andere ethnische und religiöse Gruppen außer Acht zu lassen, und schafft so ein umfassendes Bild des Lebens in Lemberg seit dem 17. Jahrhundert. Nach einem Bausteinprinzip werden Informationstafeln, Installationen Lemberger KünstlerInnen und die Berichte ehemaliger BewohnerInnen verwoben und zu einem Gesamtkunstwerk vereint. Zu Wort kommen auch sechs Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Berlins, die von ihrem Leben in der früheren Heimat berichten.
In den vergangenen zwei Jahren haben die Kuratoren Irene Stratenwerth und Ronald Hinrichs eine enge Zusammenarbeit mit KünstlerInnen, PublizistInnen, SammlerInnen und WissenschaftlerInnen in Lemberg aufgebaut. Ihre Koordinatorin vor Ort, Sofia Onufriv, ist selbst dort geboren, studierte Germanistik und lebte zwei Jahre in Deutschland. Ihre Heimat liebt sie über alles und hofft, dass die Ausstellung auch in Lemberg gezeigt werden kann.
Der Begleitband "Lemberg. Eine Reise nach Europa" umfasst zahlreiche Abbildungen und Texte aus drei Jahrhunderten. Mit einem kleinen Reiseführer für Lemberg sollen LeserInnen ermutigt werden, sich selbst auf den Weg zu machen und Schönheiten und Widersprüchlichkeiten dieser einzigartigen Stadt zu erschließen.
Ausstellungsort:
Stiftung Neue Synagoge - Centrum Judaicum
Oranienburger Straße 28-30
10117 Berlin
Tel 030/88028316
www.lemberg-ausstellung.de und http://mysql.snafu.de/cjudaicum
Öffnungszeiten:
Montag und Sonntag 10 -20 Uhr, Dienstag bis Donnerstag 10-18 Uhr, Freitag 10-17 Uhr, Sonnabends geschlossen
Ausstellungsdauer: 02.09.2007 bis 06.01.2008
Das Buch zur Ausstellung:
Lemberg. Eine Reise nach Europa.
Hermann Simon/Irene Stratenwerth/Ronald Hinrichs (Hg.)
Ch. Links Verlag, erschienen September 2007
19,90 Euro
ISBN 978-3-86153-459-4