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Beitrag vom 01.02.2007
Cowboy Junkies – At The End Of Path Taken
Tatjana Zilg
Seit 1985 spielen die drei kanadischen Geschwister und ihr Jugendfreund in der weltweit erfolgreichen Band zusammen. In Referenz zu Folk, Nu Country, Blues und Jazz entwickelten sie ...
... ihren ganz eigenen Sound.
Die ausdrucksstarke, manchmal hauchzarte, dann wieder raumgreifend-kraftvolle Stimme von Margo Timmins zur vollen Geltung zu bringen, gelang den Cowboy Junkies auf all ihren Alben mit spielerischer Leichtigkeit, hinter der sich ein hoher Grad an musikalischer Professionalität und künstlerischer Kreativität verbirgt. 1988 spielten sie an einem einzigen Tag in dem Schallraum einer Kirche "The Trinity Session" ein – das Album, das ihnen den wohlverdienten internationalen Durchbruch einbrachte. Noch heute werden die Songs "Misguided Angel", "I´m So Lonesome I Could Cry" und das Velvet Underground Cover "Sweet Jane" immer wieder gern auf den Konzerten gehört.
Melancholie ist das Gefühl, das oft sofort mit dem Werk der Cowboy Junkies verbunden wird. Dunkel, bitterzart und besinnlich ist das Gewand, das sich um viele der Songs aus den über 20 Jahren Schaffenszeit legt. Margo Timmins gibt den lyrischen Texten mit ihrem magisch schönen Gesang eine sehr einprägsame, melodische Gestalt, während ihre beiden Brüder Michael und Peter Timmins gemeinsam mit Alan Anton für eine facettenreiche, oft akustisch orientierte Instrumentalisierung sorgen.
Beständigkeit, Auseinandersetzung und Konfliktfähigkeit – das alles braucht eine Band, die schon so lange zusammenhält. Im Studio, auf den Tourneen und nicht nur aufgrund der Geschwisterbindung auch in der Privatsphäre. Da war es naheliegend, sich für ein Konzeptalbum zu entscheiden, das sich mit dem Themenkomplex Familie und Beziehungen beschäftigt.
"Ich setze mich selten hin, um ein ganzes Set an Songs zu einem einzigen Thema zu schreiben. Normalerweise entstehen die Themen von selbst während ich an den Songs arbeite. Aber für dieses Album habe ich mich ganz bewusst dafür entschieden, ein in sich geschlossenes Set an Songs zu schreiben, die sich mit dem Thema Familie beschäftigen. Beziehungen und wie sie sich innerhalb von Generationen entwickeln sind etwas, das mich als Vater von drei Kindern und als Sohn von älter werdenden Eltern in den letzten Jahren mehr und mehr gedanklich bewegt hat. Beim Schreiben selbst begannen die Songs sich in eine komplexere Richtung zu entwickeln. Familie blieb das Kernthema, aber die Geschehnisse auf der ganzen Welt und die Frage, wie diese Geschehnisse - auf subtile oder auf weniger subtile Weise - die Familienbeziehungen beeinflussen, fanden Eingang in die Songtexte", erzählt Michael Timmins (Songwriter, Produzent und Gitarrist der Cowboy Junkies).
"Am Ende eingeschlagener Pfade" nannten sie ihr Album. Ein Titel, der einen Rückblick andeutet und die Möglichkeit neuer Anfänge ankündigt. Im Bezug auf familiäre Bindungen betont er die Bereitschaft, sich tief aufeinander einzulassen, dabei eingefahrene Verhaltensweisen zu hinterfragen und bestehende Beziehungen immer wieder neu mit Leben zu füllen.
Diese intensive Auseinandersetzung mit den eigenen biographischen Wurzeln ist vielleicht mit ein Grund dafür, dass auf dem neuen Album auch Songs mit einer optimistischeren Stimmung als bisher von den Cowboy Junkies gewohnt zu entdecken sind. Da wären zum Beispiel "Blue eyed saviour" mit hellen, fröhlich anmutenden Percussion-Klängen oder das minimalistisch angelegte "Someday Soon", das von Michael und Margo gemeinsam als Duett gesungen wird.
Mit ungewohnt laut-krachenden E-Gitarren Töne und hypnotischen Schlagzeug-Beats wartet "Cutting Board Blues" auf, rockiger klingt hier die Stimme Margo Timmins, rebellisch und erdverbunden.
Die traditionelle Kraft der Cowboy Junkies zur düster-melancholischen Stimmung, die den ganzen Körper in Gänsehaut-Schwingung versetzt, trägt insbesondere "It Doesn´t Really Matter Anyway" in sich – im Widerspruch zum Titel. Teils geflüstert, teils gesummt, teils markant gesungen dringen die Lyrics in jede Pore und laden ein zum Schwelgen in bluesigen, sehnsüchtigen Gedanken nach tiefen Erfahrungen.
Im Hörspielkino-Gewand zeigt sich das siebenminütige "Mountain" mit eingesprochenen maskulinen Backgrounds. Gesang und leicht orchestral angelegter Grundrhythmus werden mit einer Lesung von dem Vater der Timmins-Geschwister aus seiner kürzlich vollendeten Biografie musikalisch verwoben, wodurch der Song eine dramatische Komponente erhält, die für ein hohes Spannungspotential sorgt. Etwas schade, dass die Geschichte, die von einem weihnachtlichen Familienereignis erzählt, nicht in ihrem narrativen Zusammenhang zu verstehen ist.
AVIVA-Tipp: Ein sehr rundes, ausgewogenes Album, das von langen, erlebnisreichen Pfaden im MusikerInnenleben zeugt, dabei viele neue Impulse enthält und aus dem erdigen Boden von Lebenserfahrungen mit allen Höhen und Tiefen zeitlos schön gewachsen ist.
Die Cowboy Junkies im Web: www.cowboyjunkies.com/
Cowboy Junkies
At The End Of Paths Taken
Label:Cooking Vinyl, VÖ April 2007
EAN: 0711297480122
18,99 Euro
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