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Beitrag vom 27.03.2009
Bis später, Max
Alexandra Kasjan
Regisseur Jan Schütte verfilmte nach Erzählungen des Literaturnobelpreisträgers Isaac Bashevis Singer einen in die Jahre gekommenen jüdischen Schriftsteller, der mit seinem Charisma reihenweise..
...Frauenherzen erobert, und das sowohl in der Realität als auch in seiner ausgeprägten Fantasie. Seine sympathische und liebevolle Lebensgefährtin Reisel (Rhea Perlman) hat damit nicht zu Unrecht ein Problem.
Die Werke des bekannten jüdisch-österreichischen Schriftstellers Max Cohn (Otto Tausig) werden nicht nur in den Vereinigten Staaten, wo er lebt, sondern auch von Gelehrten und Bewunderern seiner Bücher und Geschichten überall auf der Welt geschätzt. Auf Lesereisen präsentiert er an verschiedenen akademischen Einrichtungen seine Veröffentlichungen vor einem euphorischen Publikum, das von dem leidenschaftlichen, vor Energie sprühenden Mann wie magisch angezogen wird.
Besonders seine weiblichen Leserinnen schätzen an ihm seinen Charme, seine Lebenserfahrung, seinen Humor, seine Intellektualität und natürlich auch sein Talent als Schriftsteller. Sie fühlen sich bei ihm geborgen und verstanden. Frauen spielen in Cohns Leben, aber auch in seinen Liebesgeschichten eine zentrale Rolle. Sie inspirieren ihn, sind sein Lebenselixier. Mit geradezu telepathischem Instinkt wird Cohn von seiner Lebensgefährtin Reisel immer dann angerufen, wenn er sich während seiner Lesereisen erneut auf ein Techtelmechtel eingelassen hat. Cohn verstrickt sich dabei in Lügen und enttäuscht Reisel immer wieder aufs Neue.
Max und die Frauen
Die Frauen, mit denen Cohn eine Romanze beginnt, sind meist vom Leben enttäuschte und einsame Persönlichkeiten, die ihr eigenes (Liebes-)leben nicht in den Griff bekommen. Da kommt ihnen Max gerade recht.
Nach einer Lesung begegnet Cohn seiner früheren Studentin Rosalie (Barbara Hershey). Sie lehrt Hebräische Literatur und steht kurz davor, ihre Dissertation zu schreiben. In ihrem Liebesleben hat sie jedoch kein Glück. Nach mehreren Affären und gescheiterten Romanzen sucht sie nun Trost bei ihrem ehemaligen Dozenten. Cohn lässt sich auf ein Liebesabenteuer mit Rosalie ein. Am nächsten Morgen verschwindet er, ohne sich von ihr zu verabschieden.
Die verwitwete Ethel (Tovah Feldschuh) verwirrt den Schriftsteller mit ihren direkten Annäherungsversuchen. Der große Altersunterschied verunsichert ihn. Doch Ethel beruhigt Max und erzählt ihm, dass ihr verstorbener Ehemann ebenfalls viel älter war als sie. Die gemeinsamen glücklichen Jahre kann sie einfach nicht vergessen, so dass sie abweisend und verstört auf Cohns Avancen reagiert. Später erfährt der Schriftsteller, dass sich Ethel vom Balkon gestürzt hat, um ihrem Ehemann näher zu sein.
In Florida flirtet Max zunächst mit der attraktiven Rachel (Caroline Aaron), bis er auf die schweigsame Esperanza (Elizabeth Pena) trifft, mit der er jedoch - und das ist neu für Max - keine gemeinsame Nacht verbringen will.
"Bis später Max!" zeigt in heiter-melancholischer Manier, wie der Schriftsteller sein Älterwerden durchlebt und empfindet. Dass Max Cohn trotz seiner Erfolge nicht frei ist von Zweifeln, verdeutlicht eine Schlüsselszene: Max ist im Zug unterwegs und vertieft in seinen Gedanken, bis ihn ein Zugschaffner aufschreckt. Beinahe inquisitorisch verlangt dieser zu wissen, ob Cohn in seinem Alter noch immer Geschlechtsverkehr hat, worauf Cohn wütend und fassungslos reagiert und schließlich schweißgebadet aus seinem Albtraum aufwacht...
Ob es sich bei Cohns Liebesgeschichten immer um wahre Erlebnisse handelt, ist fraglich. Auch durch den Einsatz bewusst eingesetzter filmischer Mittel erhalten die ZuschauerInnen den Eindruck, dass Traum und Wirklichkeit, tatsächliches Erleben und literarische Einbildungskraft zunehmend verschwimmen.
"Bis später, Max!" lief 2007 auf dem Filmfest Toronto und 2008 auf dem Sundance Festival und feierte seine deutsche Erstaufführung auf dem 16. Filmfest Hamburg (25.09.-02.10.2008).
AVIVA-Tipp: "Bis später Max!" lebt durch seine tragikomischen Elemente und die großartige schauspielerische Leistung aller DarstellerInnen. Streckenweise verwirrend jedoch ist der sprunghafte Wechsel der Schauplätze und die fehlende Einführung der Charaktere. Der Film basiert auf den drei Kurzgeschichten "Aktentasche" (The Briefcase), "Allein" (Alone) und "Späte Liebe" (Old Love) von Isaac B. Singer, doch lassen sich gravierende Abweichungen zwischen der literarischen Vorlage und deren filmischer Umsetzung feststellen. Dennoch ist Jan Schütte mit der Verfilmung von "Bis später Max!" eine charmante Interpretation der Werke Singers gelungen. Was die Figur "Max Cohn" betrifft, so müssen sich die ZuschauerInnen ein eigenes Bild von ihm machen. Es wäre zu einfach, ihn lediglich als einen gemeinen Ehebrecher abzustempeln. Gerade die facettenreiche Persönlichkeit des Schriftstellers macht den Film so besonders.
Bis später, Max!
Die Liebe kommt, die Liebe geht. Nach Erzählungen des Literaturnobelpreisträgers Isaac B. Singer.
Deutschland 2007
Originaltitel: Love Comes Lately
Drehort: USA (New York, Florida, Los Angeles u. a.)
Regie: Jan Schütte
Drehbuch: Jan Schütte
Buchvorlage: Drei Kurzgeschichten des Nobelpreisträgers Isaac Bashevis Singer (The Briefcase, Alone, Old Love)
DarstellerInnen: Otto Tausig, Rhea Perlman, Barbara Hershey, Tovah Feldschuh, Elizabeth Pena, Caroline Aaron, Olivia Thirbly, Brian Doyle-Murray
Filmlänge: 85 Min.
Kinostart: 09.04.2009
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.bisspaetermax.3rosen.com
In folgenden Berliner Kinos wird der Film ab 9.4.09 laufen: Filmkunst 66, Filmtheater am Friedrichshain und Cinemaxx am Potsdamer Platz.
Literatur zum Film:
Isaac B. Singer
Späte Liebe
Drei Geschichten
Aus dem Englischen von Ellen Otten
detebe 23773
Broschur, 128 Seiten
ISBN 978-3-257-23773-3
Diogenes Verlag, erschienen im Juni 2008
Euro 7.90
Isaac Bashevis Singer
Wahnsinns Geschichten
Aus dem Amerikanischen von Ellen Otten
464 Seiten
Nördlingen: Greno Verlagsgesellschaft, erschienen September 1986
ISBN: 3891902212
Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:
Biographie Isaac B. Singers zu seinem 100. Geburtstag von Stephen Tree.
"Massel und Schlamassel" von Isaac Bashevis Singer.