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Beitrag vom 16.12.2017
La Mélodie. Der Klang von Paris. Drehbuch: Rachid Hami, Valérie Zenatti, Guy Laurent. Ab 26. April 2018 auf DVD und Blu-ray sowie als VoD
Tina Schreck
Mit melancholischen Klängen richtet sich das Langfilmdebut des algerischen Regisseurs und Schauspielers Rachid Hami, das bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2017 Weltpremiere feierte, gegen den sozialen Determinismus des Lebens. Ein berührendes Plädoyer für die Kraft der Musik, mit deren Hilfe Grenzen überwunden und Menschen miteinander verbunden werden.
Simon Daoud (Kad Merad), ein arbeitsloser Violinist, tritt eine Stelle als Aushilfsmusiklehrer in einer Schule in einem Vorort von Paris an, wo er sozial schwachgestellten Jugendlichen das Geigespielen beibringen soll. Schnell merkt er jedoch, dass er dieser Herausforderung nicht gewachsen ist. In dem rauen Umfeld der aufsässigen Jugendlichen droht der sensible Simon schon bald zu zerbrechen. Denn aggressives und respektloses Verhalten steht an der Tagesordnung. Doch er trifft auch auf unerwartete Talente, wie den zurückhaltenden Außenseiter Arnold (Alfred Renély), der ab der ersten Sekunde leidenschaftliches Interesse an der klassischen Musik zeigt. Der in sich gekehrte Junge ist es schließlich auch, der Simon trotz der anfänglichen Schwierigkeiten durchhalten lässt und so gelingt es ihm nach und nach, seine Schüler*innen durch Disziplin, Fleiß und Leidenschaft zu Höchstleistungen zu animieren und ihnen den Zauber der Musik näherzubringen. Mit stoischer Geduld und Strenge führt er die anfangs mäßig begabte Orchesterklasse bis hin zum musikalischen Grande Finale - einem fulminanten Auftritt in der Pariser Philharmonie.
"Dans la musique, il n´y a pas de barrière de langue, il n´y a pas de barrière sociale…juste l´âme qui parle,"
antwortet Rachid Hami in einem Interview auf die Frage, was für ihn die Kraft der Musik ausmacht. Im Film wird genau das thematisiert. Die Jugendlichen, die dem Unterricht zu Beginn noch skeptisch gegenüberstehen, wachsen mit dem gemeinsamen Ziel ihres Konzertauftritts zusammen und helfen sich gegenseitig. Der schüchterne Arnold übernimmt sogar eine leitende Position in der Gruppe ein und erfährt zum ersten Mal in seinem Leben Anerkennung und Wertschätzung. Und auch für Simon entpuppt sich seine neue Tätigkeit als großes Glück. Nicht nur die Fortschritte seiner Schüler*innen erfüllen ihn mit Stolz, auch die freundschaftliche Beziehung zu Arnold, aus der eine Art Vater-Sohn-Beziehung entsteht, bereichert den sonst eher introvertierten Geigenspieler.
Über den Dächern von Paris
Schließlich vom Ehrgeiz gepackt, proben die Jugendlichen in ihrer Freizeit unter Arnolds Anweisung auf einem Dach. Umgeben von trostlosen Plattenbauten und dem tristen Grau der Vorstadt, entfaltet sich im Zusammenspiel mit den dramatisch anmutenden Klängen von Nikolai Rimski-Korsakows "Scheherazade" eine evasorische Romantik, in die sich die Kinder hoffnungsvoll flüchten. Denn die Musik lässt sie ihre Probleme und ihre teils schwierigen Lebensverhältnisse für kurze Zeit vergessen. Von der Kamera dokumentarisch begleitet, wird deren unermüdliche Hingabe sowie ihre pubertären Zankereien gezeigt, was dem Film seinen glaubwürdigen Charakter verleiht. Die Jungdarsteller*innen wurden in den Banlieues gecastet und hatten vorher keinerlei Kameraerfahrung. Auch die Tatsache, dass keine/r von ihnen jemals zuvor Geigenunterricht hatte und die Kinder somit dasselbe Experiment wie ihre Figuren durchliefen, macht La Mélodie so authentisch.
Reales Vorbild
Seit 2010 existiert das Projekt "Démos" (Dispositif d´éducation musicale et orchestrale à vocation sociale), das von der Cité de la musique - Philharmonie de Paris ins Leben gerufen wurde. Dank dieses Förderprogramms gibt es inzwischen neun Jugendorchester, die sich aus sozial benachteiligten Kindern zusammensetzen. Durch Zuspruch und Motivation sollen sie über das Erlernen eines Musikinstruments kulturelle Bildung erfahren und trotz ihrer sozialen Herkunft am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Im Film wird diese Entwicklung auf besonders schöne Weise dargestellt, da mit zunehmendem Erfolg die Lust an der musikalischen Weiterentwicklung immer mehr wächst und die Kinder erstmals ein Ziel vor Augen haben, dass ihren Ehrgeiz und ihren Gemeinschaftssinn weckt.
AVIVA-Tipp: Mit wenigen Worten, dafür aber in subtilen, kraftvollen Bildern erzählt "La Mélodie" die Geschichte von verhaltensauffälligen Jugendlichen, die durch die Musik ihre sanfte Seite entdecken. Ein ergreifender Film, der gerade durch seine zurückhaltende Inszenierung mit Glaubwürdigkeit punktet und zeigt, dass sich Talent und Leidenschaft genauso auch in unteren Gesellschaftsschichten finden lässt.
Zum Regisseur: Rachid Hami: wurde 1985 in Algerien geboren und lebt und arbeitet in Frankreich als Schauspieler und Regisseur. 2002 gab er in Abdellatif Kechiches "L´esquive" sein Schauspieldebüt. Zwei Jahre später war er in Arnaud Desplechins "Rois et Reine" (2004) zu sehen und 2008 realisierte er seinen ersten mittellangen Film, für den er sowohl Regie führte, als auch selbst vor der Kamera stand. Zuletzt spielte er in Louis Garrels "Les deux amis" mit. "La Mélodie" ist sein erstes Langfilmprojekt.
Weitere Infos zu Rachid Hami unter: www.imdb.com
LA MÉLODIE feierte seine Weltpremiere am 2. September im Rahmen der Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2017 im offiziellen Wettbewerb "außer Konkurrenz".
La Mélodie – Der Klang von Paris
Originaltitel: La Mélodie
Internationaler Titel: ORCHESTRA CLASS
Frankreich 2017
Regie: Rachid Hami
Drehbuch: Rachid Hami, Valérie Zenatti, Guy Laurent
Darsteller_innen: Kad Merad, Samir Guesmi, Alfred Renély, Zakaria-Tayeb Lazab, Tatiana Rojo, Slimane Dazi
Filmmusik: Bruno Coulais
Verleih: Prokino
Lauflänge: 102 Minuten
Kinostart: 21.12.2017
DVD
Technische Infos:
Laufzeit: Hauptfilm ca. 102 Min.
Sprachen: Deutsch, Französisch. Untertitel: Deutsch (ausblendbar)
Bild: 2,40:1 (16:9 anamorph)
Audio: DD 5.1
FSK: Freigegeben ab 0 Jahren
Extras: Zusätzliche und erweiterte Szenen, Castingaufnahmen Alfred Renély (Arnold), Wendecover
Blu-ray
Technische Infos:
Laufzeit. Hauptfilm ca. 106 Min.
Sprachen: Deutsch, Französisch. Untertitel: Deutsch(ausblendbar)
Bild: 2,40:1 (1080/24p)
Audio: DTS-HD Master Audio 5.1
FSK: Freigegeben ab 0 Jahren
Extras: Zusätzliche und erweiterte Szenen, Castingaufnahmen Alfred Renély (Arnold), Wendecover
Filmwebsite und Trailer: la-melodie.de
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Miss Kiet´s Children. Kinostart 7.12.2017.
Regie Petra Lataster-Czisch und Peter Lataster. Ausgezeichnet mit dem KINOKINO PUBLIKUMSPREIS DOK.fest MÃœNCHEN
Miss Kiet bringt ihren Schulkindern nicht nur Rechnen und Schreiben bei, sondern auch gleich ihre neue, die niederländische Sprache. Für ein Jahr begleitete das renommierte Dokumentarfilmpaar Petra Lataster-Czisch und Peter Lataster die Schüler*innen der Willkommensklasse in einem kleinen holländischen Dorf und schuf damit einen klugen Beitrag zur aktuellen Flüchtlings- und Integrationsdebatte. (2017)
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Der Musikkindergarten Berlin wurde initiiert von Daniel Barenboim, Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden, und den Musiker*innen der Staatskapelle Berlin. Idee und Auftrag, die Daniel Barenboim seiner Gründungsinitiative mitgegeben hat, lauten: "Nicht Musikerziehung, sondern Bildung durch Musik".
Mehr Infos unter: www.musikkindergarten-berlin.de
Cateura ist ein Armenviertel in Paraguay, in dem die größte Müllkippe des Landes existiert.
Dort gründeten der Umwelttechniker und Musiker Favio Chávez und der Müllsammler Nicolas Gomez das "Orchester von Cateura". In ihrer Musikschule unterrichten sie die Kinder des Elendsviertels auf Instrumenten, die aus Fundstücken aus dem Müll hergestellt sind: Celli, Gitarren oder Geigen.
Mehr Infos unter: www.recycledorchestracateura.com