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Beitrag vom 04.05.2009
Wir sind alle erwachsen
Anna Opel
Frauen auf Fahrrädern und die großartige Landschaft der schwedischen Schären – ein leichtes Sommermärchen handelt von der dauerhaften Suche nach dem richtigen Leben
Jedes Jahr bereist die schüchterne Jeanne (Anaïs Demoustier) anlässlich ihres Geburtstags mit ihrem spleenigen Vater ein anderes europäisches Land. Zum 17. Geburtstag steht eine kleine schwedische Insel auf dem Programm, wo der bildungsbeflissene Vater Albert (Jean-Pierre Darroussin) einen Wikingerschatz zu finden hofft. Am Urlaubsort angekommen müssen die beiden feststellen, dass ihr Domizil wegen einer Fehlbuchung bereits besetzt ist. Vermieterin Annika (Lia Boysen) und ihre Freundin Christine (Judith Henry) haben selbst noch zwei Urlaubswochen vor sich und ein Ausweichquartier ist schwer zu finden. Nach einigen Turbulenzen findet die Zufallsgemeinschaft nach und nach Gefallen an ihrem Miteinander.
Die entzückende Jeanne bemüht sich, eine folgsame Tochter zu sein, sehnt sich aber vor allem nach einer ersten Liebe und bekommt nun Rückenwind von den beiden reifen Freundinnen. Diese beeindrucken das Mädchen, tragen aber jeweils ihr eigenes Los. Christine ist stolz auf ihre Karriere als Kostümbildnerin, sucht aber eine verbindliche Beziehung zu ihrem Freund und gibt sich stets als Kennerin der Spezies "Mann" aus. Annika trifft im Supermarkt ihren ehemaligen Freund Per wieder, den sie vor vielen Jahren sang- und klanglos verlassen hatte, um in Paris ein glamouröseres Leben zu beginnen. Angesichts der Gefühle, die das Wiedersehen in ihr auslöst, fragt sie sich, ob sie nicht lieber hätte bleiben sollen. Albert schließlich beginnt, sich für Christine zu interessieren, die sich nach einem Unfall auffallend nett um ihn kümmert.
Alle vier treten in Kontakt zueinander, machen neue Erfahrungen und werden sanft aus der eingefahrenen Bahn ihres bisherigen Lebens getragen. Im Zentrum der Geschichte aber steht Jeanne, die dem strengen Regiment ihres Vaters erstmalig entkommen kann und erste Erfahrungen auf dem Schlachtfeld der Liebe macht.
Zur Autorin: Anna Novion wurde 1981 als Kind einer Schwedin und eines Franzosen geboren. Sie studierte Film an der Universität Saint-Denis in Paris und machte ihren Master über Ingmar Bergmann an der Universität Jussieu, Paris. "Wir sind alle erwachsen" ist ihr erster Abend füllender Spielfilm, mit dem sie auf zahlreiche Festivals eingeladen wurde, u.a. 2008 nach Cannes (Semaine de la Critique) und auf die Hofer Filmtage. (Presseinfos Alamode Film).
AVIVA-Tipp: Mit Humor und leicht überzeichneten Figuren erzählt Anna Novion ein wunderbar leichtes Sommermärchen, in dem die Frauen mal schluchzend, mal lächelnd auf Fahrrädern unterwegs sind. Die Weite der Schärenlandschaft, Aufnahmen vom großartigen schwedischen Himmel und die felsenbegrenzten Buchten lassen die Figuren schrumpfen und tragen so zum feinen Humor des Films bei. Albert kommt als einzige männliche Hauptfigur zunächst nicht so gut weg, gewinnt aber an Sympathiepunkten, je mehr er bei der Schatzsuche und überhaupt die Kontrolle verliert.
Wir sind alle erwachsen (Les Grandes Personnes)
Buch und Regie: Anna Novion
HauptdarstellerInnen: Anaïs Demoustier, Jean-Pierre Darroussin
84 Minuten
Kinostart: 07.05.2009
Frankreich 2008
Verleih: Alamode Film
www.wir-sind-alle-erwachsen.de