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Beitrag vom 31.08.2006
Zeit ohne Eltern - Publikumsdiskussion mit der Regisseurin am 3.09. im fsk-Kino
Tatjana Zilg
Zwei junge Frauen berichten von ihrem Leben, das durch die Inhaftierung ihrer Eltern in der ehemaligen DDR abrupt verändert wurde. Dokumentarfilm von Celia Rothmund
Fast eine Millionen Familien waren von der Zwangstrennung durch Inhaftierung aus angeblichen politischen Gründen betroffen.
Jana Simon und Franziska Kriebisch erzählen stellvertretend für diese,
wie sie versucht haben, mit dem Schock und den völlig verändernden Lebensbedingungen zurechtzukommen. Nach gescheiterten Fluchtvorhaben
wurden ihre Eltern in polizeilichen Gewahrsam genommen und verschwanden
in den Stasi-Gefängnissen.
10 Jahre alt waren die beiden Mädchen, als sie vor die Tatsache gestellt wurden,
dass sie ohne ihren Eltern in veränderter Umgebung aufwachsen sollen.
Auch die Verantwortung für ihre kleineren Geschwister mussten sie übernehmen.
Jana kommt mit ihrem Bruder in ein Kinderheim. Franziska und ihr Bruder
werden den Großeltern übergeben.
Nach einem Jahr erfolgt die behördliche Haftentlassung der Eltern. Die Kriebischs werden von der BRD freigekauft. Die Simons leben, weiterhin unter Observierung durch die Stasi, bis zum Mauerfall in der DDR. Wie die Erfahrung der Fremdbestimmung das Familienleben veränderte, steht im Fokus der Interviews. Das Erlebte hinterließ Spuren, aufgrund von Schuldgefühlen und -zuweisungen bricht die Familie auseinander.
Es fiel ihnen sehr schwer, miteinander über das Erlebte und die Folgen zu sprechen.
Fast 20 Jahre später finden Eltern und Kinder wieder zueinander und reden. Den Anstoß dazu geben jeweils die Töchter. Die Filmemacherin und Autorin Celia Rothmund nutzte diese Begegnungen und die von ihnen hervorgerufenen, eindringlich erzählten Erinnerungen, um ein Zeitdokument über ein bedrückendes Kapitel deutsch-deutscher Geschichte auf Zelluloid festzuhalten.
„Zeit ohne Eltern“ ist ihr Abschlussfilm für das Aufbaustudium in Film und Fernsehen an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Zuvor studierte sie Medienkunst und Kunstgeschichte an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.
AVIVA-Tipp: Die beiden jungen Frauen stellen sich mutig der Kamera und scheuen sich nicht, die verworrenen und heftigen Gefühle zu zeigen, die ans Licht drängen, wenn sie erstmals nach so langer Zeit intensiv über das Erlebte sprechen.
Auch ihre Eltern und andere Angehörige kommen zu Wort.
Wünschenswert wären mehr Hintergrundinformationen gewesen. Bis auf kurze Momentaufnahmen in den Gefängnis-Gedenkstätten von heute und einer Rekonstruktion des Fluchtversuches im Waldgebiet an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze sind diese eher karg gehalten, die Aufzeichnungen der Interviews nehmen den größten Teil des Filmes ein.
Am Sonntag, den 3.9.2006 wird die Regisseurin Celia Rothmund ihren Film persönlich im fsk-Kino am Oranienplatz, Berlin präsentieren.
Beginn der Vorstellung: 18:15 Uhr, anschl. Diskussion.
Zeit ohne Eltern
Deutschland 2005, 67 Minuten
Regie: Celia Rothmund
Drehbuch: Celia Rothmund
Filmverleih: Yeti Film
Kinostart: 31.8.2006