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Beitrag vom 26.06.2015
Ãœber das Kunsterlebnis zur sinnlichen Naturerfahrung - Das Unbewertete feiern
Martina Kolarek
Kunst zum Mitmachen bei 48 Stunden Neukölln. Die Künstlerin Martina Kolarek ("DIE BODEN SCHAFFT") beteiligt sich am 26. und 28. Juni mit ihrer Aktion "Kompostieren" auf dem Karl-Marx-Platz.
Mit dem diesjährigen Motto: "S.O.S. – Kunst rettet die Welt" zeigt das Kunstfestival 48 Stunden Neukölln, dass Kunst einen Beitrag zu aktuellen gesellschaftlichen Themen leisten kann: Kunst reflektiert, verbindet, konfrontiert, kommuniziert, hat ein Anliegen und lädt zum Mitmachen ein. Die Künstlerin Martina Kolarek wird sich mit ihrer Aktion "Kompostieren" auf dem Karl-Marx-Platz beteiligen. Dort, wo 1972 Joseph Beuys mit seinem "Auskehren" auf die Nichtbeachtung sozialer Reproduktionsarbeit hinwies, wird sie mit ihrem Kompost-Werk die soziale und natürliche Reproduktionsarbeit und ihre Zusammenhänge für alle sichtbar und erlebbar machen. Als Reproduktionsarbeit wird die Leistung bezeichnet, die notwendig ist, um Gesellschaft und Natur dauerhaft zu erhalten.
"Wir wollen das Unbewertete feiern!" erklärt die Künstlerin ihr Tun. "Denn das tagtägliche Wiederherstellen von Produktivität ist unsichtbar. Die natürliche Humusreproduktion wird wie die sozialen Wiederherstellungstätigkeiten Kochen, Mülltrennen oder Kompostieren in den privaten Bereich – oder in die Kunst - verschoben, damit sie nichts kostet. Das führt zunehmend dazu, dass wir uns selbst und unsere Ressourcen erschöpfen. Darauf will ich mit meiner Aktion hinweisen und zeigen, wie schön, wichtig und produktiv Reproduktion ist." Im Internationalen Jahr des Bodens 2015 schafft sie selbst mit den Anrainern des Karl-Marx-Platzes und befreundeten Künstler*innen aus Obst- und Gemüseabfällen ein Stück fruchtbaren Boden mitten in der Stadt. Durch das gemeinsame Anlegen eines Schnell-Kompost-Haufens. Kunst zum Mitmachen, sozusagen. "Ich will den Menschen einen persönlichen Zugang zur Natur ermöglichen, sie sollen die Dinge neu sehen, selbst erfahren und verstehen. Ich will Nähe herstellen. Das ist in meinen Augen Kunst!" Der Kompost bleibt vor Ort, bis er zu fruchtbarer Erde geworden ist und kann dann Ende September käuflich erworben werden.
Alle, die mitmachen wollen, sind herzlich eingeladen, Freitagnachmittag (26. Juni) den Kompost-Haufen auf dem Karl-Marx-Platz aufzubauen. Ab 19 Uhr kann das Werk besichtigt werden. Am Sonntag (28. Juni) wird "das Unbewertete" von 17 bis 19 Uhr vor Ort mit Gesang und Musik gefeiert.
Zum Hintergrund: Martina Kolarek hat Biochemie und Angewandte Ökologie an der Universität für Bodenkultur studiert. Die gebürtige Wienerin arbeitet neben ihrer Sachverständigentätigkeit auch als Künstlerin, u.a. im Kunsthaus Bethanien mit "Matter matters: tauschen Luftschlösser gegen Bodenhaftung". Im Gemeinschaftsgarten Allmende Kontor auf dem Tempelhofer Feld erstellt sie temporäre Kunstinstallationen wie "Kompost ist aber auch nicht neu" oder "Ich werde zu Erde". Seit letztem Jahr ist sie mit "DIE BODEN SCHAFFT" auch über den Garten hinaus tätig.
Kontakt: Martina Kolarek, office@martinakolarek.com, 01714982673, Mehr Infos unter: die-boden-schafft.de und www.48-stunden-neukoelln.de
Copyright Foto von Martina Kolarek: Sharon Adler