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AVIVA-BERLIN.de im Juli 2025 - Beitrag vom 15.04.2002


Einer, dessen Herz vor Eifersucht verzehrt wird, ist niemals gerecht. George Sand
Simone Kopiec

Eifersucht ist die schwarze Schwester der Liebe. Kultur, Schicht und Bildungsgrad spielen bei der Eifersucht keine Rolle.




Eine Umfrage in Deutschland ergab, das 77 % der Frauen und 80 % der Männer an Eifersucht leiden. Eifersucht wird es geben, solange enge, emotionale Bindungen zwischen Menschen bestehen.

Das leidenschaftliche Streben nach Alleinbesitz des Partners

Sie ist kein Geheimnis, denn Eifersucht gehört zur Natur des Menschen wie alle anderen Emotionen. Sie wird dabei von verschiedenen Gefühlen begleitet: Hass, Wut, Traurigkeit, Minderwertigkeit und Angst. Eifersucht ist eine normale Angstreaktion auf einen möglichen Verlust einer nahestehenden Person, oder die Angst, nicht mehr geliebt zu werden.

Das Verhalten von Eifersüchtigen zeigt ebenfalls ein breites Spektrum von Möglichkeiten. Kontrolle, Spionieren, körperliche Gewalt, Rache, Suiziddrohung, Demütigung. Eifersüchtige rufen ständig an, verhalten sich besonders auffällig, verhindern Treffen mit anderen Personen oder vermeiden Konkurrenzsituationen. Der Einfalt sind da keine Grenzen gesetzt.

Männer und Frauen gehen mit Eifersucht aber unterschiedlich um. Männer betonen dann ihren sozialen und finanziellen Status und Frauen ihre körperliche und sexuelle Attraktivität. Sie drohen mit Verlassen, um ihren Besitzanspruch zu untermauern.

Viele behaupten, niemals eifersüchtig zu sein. Sie können ihre Gefühle gut verdrängen. Aber der Körper wird seine eigene Sprache sprechen, psychosomatische Beschwerden (Migräne, Depressionen, Allergien etc.) können die Folge sein.

Neben der "normalen" Eifersucht gibt es die krankhafte Eifersucht, die sich in unangemessen Reaktionen äußert. Die "normale" Eifersucht ist für eine Verarbeitung von Konfliktsituationen notwendig. Wenn eine Lösung erfolgt, geht die Eifersucht zurück. Die krankhafte Eifersucht bezieht sich nicht auf eine reale Situation, sie besteht permanent und dient nicht einer Lösung.

Eifersucht hat ihren Ursprung in frühkindlichen Jahren

Das Kind erlebt den Verlust der Mutter als lebensbedrohlich. Diese Kinder haben Liebe und Geborgenheit nicht erlebt und verfügen über ein schwaches Selbstwertgefühl. Der krankhaft Eifersüchtige erlebt deshalb sehr schnell Unsicherheit und fühlt sich hilflos. Um damit umzugehen, möchte er, das der PartnerIn nur für ihn da sein soll. Der Eifersüchtige will der Mittelpunkt des Universums sein und er wünscht sich die absolute Kontrolle über den PartnerIn.

Gibt es Kulturen ohne Eifersucht?

Es gibt Kulturen, in denen Eifersucht keine Rolle spielt, zum Beispiel die der Dogon in Afrika, Nayar in Indien, Stamm der Samoa. Damit Eifersucht aber keine Rolle spielt, müssen folgende Voraussetzungen gegeben sein:

- Der Besitz spielt keine große Rolle
- Eine Befriedigung auf sexuellem Gebiet ist leichter zu finden
- Eine Elternschaft hat weniger Bedeutung
- Die Ehe ist nicht Voraussetzung für das Überleben oder Anerkennung

Kann man den Umgang mit Eifersucht lernen?

Eifersucht ist ein Signal dafür, dass Bedürfnisse nach Bestätigung und Sicherheit in der Beziehung nicht befriedigt werden. Mit diesem Hintergrundwissen, ist es möglich, Unsicherheiten und Missverständnisse in einer Beziehung aufzuklären. Und damit eine bessere Beziehung erreichen.
Liebe erhebt keinen Anspruch auf Besitz. Der Partner ist kein persönliches Eigentum. Jeder muss sich in der Partnerschaft über seine eigenen Bedürfnisse klar werden. Äußern Sie Ihre Wünsche und Vorstellungen. Partnerprobleme entstehen oft durch fehlende Kommunikation. Damit entstehen Missverständnisse, die eine Beziehung belasten.

Übernehmen Sie Verantwortung für sich und Ihre Gefühle. Vorwürfe bringen keine Lösung. Sprechen Sie lieber in der ICH-Form und äußern Sie sich eindeutig, ohne dass es wie ein Vorwurf an den PartnerIn klingt.

- Ich bin eifersüchtig.
- Ich kann mit deiner Flirterei nicht umgehen, sie macht mir Angst.
- Ich fühle mich hilflos.
Akzeptieren Sie, dass Eifersucht kein persönliches Versagen, sondern ein erlerntes Gefühl ist. Sie brauchen deshalb keine Schuldgefühle zu haben. Wichtigster Faktor ist die Stärkung Ihres Selbstbewusstseins, damit die Eifersucht nicht mehr eine so bedeutende Rolle in Ihrem Leben einnimmt.
Eifersucht ist nicht der Beweis für wahre Liebe. Sie ist ein Bestandteil davon - die totale Sicherheit in einer Beziehung wird es nicht geben. Lernen Sie deshalb mit Eifersucht konstruktiv umzugehen, statt sie zu bekämpfen.


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Beitrag vom 15.04.2002

AVIVA-Redaktion