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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 18.06.2007


Sybil Volks – Café Größenwahn
Silvy Pommerenke

Wer kennt es nicht, das Café Größenwahn, genauer gesagt das Café des Westens. Der Treffpunkt für die Berliner Boheme zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dort ist der historische Krimi angesiedelt,...




...für den Sybil Volks gewissenhaft recherchiert hat, um der Leserin ein genaues Bild dieser aufregenden Zeit zu vermitteln.

Es sind vor allem die eingestreuten Namen von Berühmtheiten, Zitate und Zeitbezüge, die das Lesen zu einer wahren Wissensreise machen lassen. Die Autorin verknüpft eine fiktive Geschichte mit realen historischen Begebenheiten und kreiert eine spannende Kriminalgeschichte um die Leitfigur des Kriminalwachtmeisters Hermann Kappe.

Wir schreiben das Jahr 1912, und der blutjunge Eugen Hofmann reist zum ersten Mal in seinem Leben nach Berlin. Die Eindrücke, die er in der Welt des Theaters, der Boheme und schlussendlich im Café Größenwahn gewinnt, bringen den Provinzler gehörig durcheinander. Er fühlt sich bald schon als einer von ihnen, schreibt heimlich an einem Theaterstück und hofft, dass ihm damit der ganz große Wurf gelingt. Von dem kleinen Vermögen seiner Erbschaft kauft er sich eine Schreibmaschine, die zu dieser Zeit noch als Wunderwerk der Technik gilt. Ob ihm die Theaterwelt bald zu Füßen liegen wird, sei hier nicht verraten.

Der Protagonist des Romans erscheint mal unter dem Namen Eugen Hofmann, dann unter Georg Hartmann oder als Friedrich von Lauritz. Eugen wechselt seine Identitäten wie andere Menschen ihre Unterwäsche, und glaubt, er müsse dies tun, um seine zu scheitern drohende Existenz irgendwie in die aufwärtssteigende Richtung zu bringen. Dass er dabei seine Freunde hintergeht, Diebstähle verübt und auch vor Leichen nicht zurückschreckt, ist keine wirklich gute Lösung, um dem Desaster der Randexistenz und der Armut zu entgehen. Aber lesen Sie selbst, wie der Krimi endet...

Die Idee, die hinter der Krimireihe "Es geschah in Berlin" steckt, ist eine Art Kettenroman. Im Mittelpunkt jedes Krimis steht immer der Ermittler Hermann Kappe und die Berliner Hauptstadt zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Wie bei einem Staffellauf übergibt jede AutorIn die Stafette an die nächste VerfasserIn, und dabei wird die Figur des Kriminalkommissars stetig weiter entwickelt. Begonnen durch die Krimi-Ikone Horst Bosetzky, hat sich Sybil Volks des zweiten Falls Kappes angenommen und wird abgelöst von Jan Eik.

Zur Autorin: Sybil Volks, geboren 1965, lebt als freie Lektorin und Autorin in Berlin und ist eine der "Mörderischen Schwestern" im Verband der deutschsprachigen Krimiautorinnen. Sie veröffentlichte bisher Kurzgeschichten und Lyrik (in so renommierten Verlagen wie DuMont, dtv/Hanser oder Haffmans), nahm mehrmals erfolgreich am Wettbewerb "Open Mike" teil und war 2006 Preisträgerin des Buchjournal-Literaturwettbewerbs.

AVIVA-Tipp: Dieser Krimi ist für jeden Berlin-Fan und vor allem für die kulturhistorisch interessierte Leserin, die das angenehme gerne mit dem nützlichen verbindet. Ein spannungsreiches Buch, das unter anderem an der Seite von George Grosz, Gottfried Benn und Else Lasker-Schüler spielt.

Sybil Volks
Café Größenwahn

Jaron Verlag, erschienen Mai 2007
ISBN: 3897735552
7,95 Euro
Broschiert - 192 Seiten


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Beitrag vom 18.06.2007

Silvy Pommerenke