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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 15.02.2008


Yissakhar Ben-Yaacov – Leben für Israel
Annegret Oehme

Die humorvollen, spannenden und bisweilen kritischen Erinnerungen eines unermüdlichen Diplomaten im Dienste das Staates Israel, erschienen im Hoffmann und Campe Verlag.




"Ich lebe nicht nur ein Leben als bewusster und traditionstreuer Jude und Bürger des Staates Israel, sondern betrachte mich zugleich als ein Bürger der Erde, der sich seiner Verantwortung gegenüber seinen Mitmenschen und Nachkommen nicht entziehen will."

Diese Wort schreibt Yissakhar Ben-Yaacov gleich zu Beginn seiner Memoiren und macht damit deutlich was für ihn die Motivation war, sein Leben als Botschafter ganz in den Dienst das Staates Israel zu geben: Verantwortung und Pflichtgefühl. Lange zögerte der in Hamburg geborene Shoahüberlebende, seine Erinnerungen niederzuschreiben, doch seine Frau drängte ihn, dies nicht zuletzt für die Enkelkinder zu tun.

1922 geboren, wurde Yissakhar nach seinem Großvater, einem orthodoxen Rabbiner benannt. Yissakhars Eltern lebten ein wesentlich weniger strenges Judentum, was zu Konflikten innerhalb der Familie führte. Der Vater, ein früherer Offizier, las Hitlers "Mein Kampf" und zweifelte keinen Moment an der wahren Absicht dieser Worte. Noch am Abend der Machtergreifung Hitlers, dem 30. Januar 1933, ging er zur "Jewish Agency for Palestine" um ein Einreisezertifikat für sich und seine Familie zu erwerben. Am 17. September 1933 schließlich verließ die Familie Jacobson Deutschland in Richtung des Britischen Mandatsgebietes.

Dort angekommen, wandelten sie ihren Familienamen bald in "Ben-Yaacov", nach der hebraisierten Form des Namens Jacobson. Yissakhar wurde auf die Handelsschule geschickt. Eigentlich wollte er Journalist werden, studierte jedoch anschließend Rechtswissenschaften. Nach der Gründung des Staates Israel am 14. Mai 1948 stellte er sich sofort in den Dienst der neuen Heimat und wurde auf Grund seiner Deutschkenntnisse zunächst ins Konsulat nach München geschickt. Von 1956 bis 1959 arbeitete er für die Israel-Mission in Köln und war anschließend als Botschafter in Nigeria, Österreich und Australien tätig.
Dazwischen wurde er immer wieder als Politikberater tätig. In dieser Funktion unterstützte er auch fünf Jahre lang den damaligen Bürgermeister Jerusalems, Teddy Kollek.

Immer wieder übernahm Yissakhar Ben-Yaacov Aufgaben in Deutschland, so auch nach seiner Pensionierung als Leiter der "ORT Deutschland e.V.", der deutschen Sektion des jüdischen Wohlfahrtsverbandes.
Für seine Verdienste um die israelisch-deutschen Beziehungen und seinen unermüdlichen Einsatz für die Völkerverständigung wurde Yissakhar Ben-Yaacov 1992 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Ben-Yaacovs Erinnerungen sind spannend und lehrreich zugleich, gibt er doch Einblick in die verschiedensten Kulturen. Seine Liebe zu und der Dienst für Israel werden deutlich an den Sorgen, mit denen der Diplomat immer wieder aus der Ferne die Entwicklungen im Staat beobachtet. So hält er auch deutliche Worte der Kritik, unter anderem an der Politik Menachem Begins und den israelischen Angriff auf den Libanon im Jahr 1980, nicht zurück.

AVIVA-Tipp: Die Memoiren des erklärten Menschenfreundes Yissakhar Ben-Yaacov sind geprägt von Hoffnung auf die Möglichkeit des friedlichen Zusammenlebens aller Kulturen und einem großen Idealismus. Er selbst tat und tut sein Möglichstes, sich für diese hehren Ziele zu engagieren.

Yissakhar Ben-Yaacov
Leben für Israel. Erinnerungen eines Diplomaten.

Hoffmann und Campe Verlag, erschienen Oktober 2007
ISBN: 978-3-455-50041-7
Preis: 22,00 Euro
336 Seiten, gebunden, Hardcover


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Beitrag vom 15.02.2008

AVIVA-Redaktion