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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 11.05.2012


Xenia Hausner - Damage
Ulrike Wagener

Die österreichische Künstlerin präsentiert uns einen Band, für den der Titel Programm ist. Neben den oft verstörenden Werken geben die begleitenden Texte Aufschluss über die Arbeitsweise Hausners...




... und mögliche Interpretationsansätze.

Die Werke der österreichischen Künstlerin sind aufwendig inszenierte Bildkompositionen. Häufig integriert sie Fotografien collagenartig in ihre Gemälde und bricht damit den traditionellen Rahmen der Malerei. Ebenso, so scheint es, ist dieses Buch entstanden: Die Anordnung ihrer Bilder in Verbindung mit den enthaltenen Essays auf englisch, chinesisch und deutsch ähnelt einer Collage. Immer wieder wird mensch überrascht im Lesefluss unterbrochen und daran erinnert, dass der Schwerpunkt auf Hausners Werken liegt.

Die abgebildeten Arbeiten sind auf den ersten Blick schon in ihrer Materialität sehr präsent. Mit ihrem Sinn für Details lässt die experimentierfreudige Künstlerin realistische Welten entstehen, ohne explizit zu portraitieren. Hausner sieht sich selbst nicht als Feministin. Auf die Frage, warum sie überwiegend Frauen male, antwortet sie in Interviews häufig: Frauen sind einfach das schönere Geschlecht.. Doch die von ihr dargestellten Frauen signalisieren aktives Erleben und Ausdrucksstärke.

Die von ihr verwendeten Farben sind ausnahmslos durchdringend und ausdrucksstark. Doch ist deren Wirkung dabei keineswegs eine fröhliche. Ganz im Gegenteil. Im Zusammenspiel mit den Gesichtsausdrücken ihrer Figuren entfalten sie eine geradezu verstörende Wirkung.

Sie verarbeitet überwiegend literarische Themen wie Einsamkeit, Verletzung und Liebe und vermittelt den RezipientInnen ein Gefühl der Ohnmacht: "Dabei hatten wir uns doch so daran gewöhnt, schalten, walten und gestalten zu dürfen, Herrscher über Leben und Tod zu spielen." so schreibt die ehemalige Kulturredakteurin Clarissa Stadler in ihrem Essay, "Ein Vermögen machen, ein Kind machen, ein Kind wegmachen, das Alter hinauszögern, den Tod wegschieben, den Krebs in seine Schranken weisen, den Hunger bekämpfen, Stammzellen züchten, Kerne spalten, alles so kreativ, weil von uns geschaffen." In Hausners Bildern wird diese menschliche Schöpfermacht in Frage gestellt.

Gleichzeitig spricht die gelernte Bühnenbildnerin unsere Kreativität an, indem sie dramatische Szenen schafft, die Filmstills ähneln und die Imagination eines "Davor" und "Danach" provozieren. So entsteht ein Spiel mit dem "filmischen Blick" der Betrachtenden.
Während ihrer Arbeit erzeugt sie fiktive Biographien von Frauen unserer Zeit, die bewusst nie mit den realen Biographien ihrer Modelle übereinstimmen. Zwischen Individualität und Gemeinschaft, Alleinsein und der Sehnsucht nach Liebe analysiert sie feinsinnig alltägliche und außergewöhnliche Katastrophen.

AVIVA-Tipp: Wer das beklemmende Gefühl in der Magengrube überwunden hat bekommt eine interessante Zusammenstellung ihrer Werke und deren Interpretation durch die enthaltenen Essays an die Hand. Wer sich auf Hausners Werke einlässt, sieht sich der Herausforderung gegenüber, deren Undurchdringlichkeit zu brechen. Keine leichte Aufgabe, doch auf jeden Fall einen Versuch wert.


Zur Künstlerin: Xenia Hausner, 1951 in Wien geboren, arbeitete viele Jahre als Bühnenbildnerin, bevor sie sich ausschließlich ihrer Kunst widmete. Ihr Wissen über Kulissen setzt sie in ihren künstlerischen Arbeiten ein. Sie konstruiert ihre Modelle in eng begrenzten Räumen und beobachtet sie durch das Objektiv einer Kamera. Die Fotos, die dabei entstehen, dienen nicht nur als Vorlage. Riesig vergrößert, bilden sie meist den überdimensionalen Hintergrund der Arbeiten. Xenia Hausner kombiniert in "Damage" Malerei mit Fotografie. Ihre überlebensgroßen Figuren inszeniert sie auf gewaltigen Hartfaser- oder Aluminiumplatten. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Wien und Berlin. (Quelle: Verlagsinformationen)


Xenia Hausner. Damage.
Mit Essays von Essays Peter Assmann, Rainer Metzger, Clarissa Stadler und Xiao Xiaolan
Hirmer Verlag, erschienen 2011
Gebunden, 152 Seiten, 54 Farbtafeln und 56 Abbildungen in Farbe
ISBN: 978-3-7774-4281-5
39,90 Euro

Ebenfalls im Hirmer Verlag erschien eine Xenia Hausner SammlerEdition

Weitere Informationen unter:

www.xeniahausner.de

Ein Interview mit Xenia Hausner in Berlin


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Beitrag vom 11.05.2012

AVIVA-Redaktion