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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 15.07.2009


Alexa Hennig von Lange - Peace
»Nana« Nicole Wenger

Witzig und temporeich sollte der neue Roman der Autorin sein. Doch außer flachen Hippie- und schlechten Feministinnen-Witzen, in Kombination eines Rundumschlags auf die ´68er – Bewegung, hat...




... dieses Buch nur sehr wenig zu bieten.

Es gibt kaum Werke, bei denen sich die LeserInnen die Frage stellen müssen: "Was will mir die Autorin dieses Buches nur sagen?" Hennig von Langes neuer Roman "Peace" könnte eine dieser Publikationen werden. Doch die Ursache für das Unverständnis der LeserInnen dürfte in diesem Fall vermutlich nicht bei ihnen, sondern bei dem Roman und seiner Autorin zu suchen sein.

"Am 26. Oktober sah ich meine Mutter in ihrer Kotze liegen.Das war der Mittag, an dem ich mit einem frischen Schmiss auf der Wange durch den herbstlichen Garten in die Küche kam."

Das Leben des 17jährigen Joshua hat ihm bereits böse mitgespielt und einige Spuren in seiner Psyche hinterlassen. Bereits im zarten Kindesalter wurde der Ich-Erzähler in der elterlichen Küche Zeuge von Selbstbefriedigungs-Seminaren und einer Baby-Kastration. In der Folgezeit durfte er dann – laut KLappentext - der Entwicklung der Mutter vom "Hippie-Groupie zur radikalen Lesbe, vom Goa-Dropout zur fernsehsüchtigen Pazifistin" beiwohnen.

Gemäß der Logik des Buches vermag es so wohl niemanden groß verwundern, dass Joshua orientierungslos durch die Welt irrt, einer schlagenden Studentenverbindung beitreten will und sich selbst in vermeintlich politische Ideologien verheddert. Schließlich wäre da ja auch noch der Yuppie-Daddy, der heimlich eine Zweitfamilie samt Retriever hält. Wenn dieser denn mal der Vater ist, schließlich bietet sich für die Vaterschaft auch der LSD-Dealer der Mutter an ...

Und da ja angeblich an Allem die Mütter schuld sind, lebt auch Joshua die eine oder andere (Gruppen-) Sex-Fantasie aus und experimentiert ein wenig mit Drogen. Seine Freundin Polly trägt zwar im Gegensatz zur bösen Mutter einen pinken und keinen violetten Overall. Aber auch sie beschallt ihre Umgebung mit semi-feministischen Parolen. Was soll da der arme Junge nur tun?

"Wir kugelten übereinander, und ich sah, wie meine zugedröhnte Pony ihre Hand auf Swantjes Brust legte, und ich sah, wie Barry Pony auf den Mund küsste, und ich fühlte, wie meine Hand in Ponys Haare griff. [...] `Willst du mich ficken?´ flüsterte sie.
Und dann war da schon wieder Barry, der seine Hand unter mein T-Shirt schob und mir seine Zunge in den Mund steckte."


Verspricht doch der Klappentext eine Vorführung der "absurden Debatten (...), die unser Rollenverständnis jahrzehntelang erschüttert wie geprägt haben...", so wird sich im Roman von einer Plattitüde zur nächsten gehangelt. Letztlich stellt sich die Frage, ob denn wenigstens die Autorin wusste worüber sie schrieb und warum. Eine Frage, die an dieser Stelle unbeantwortet bleiben darf.
Positiverweise ist "Peace" nicht nur ein zweifelhaftes und ärgerliches Buch, sondern daneben auch ein ziemlich langweiliges, so dass es wenigstens nicht all zu lang in Erinnerung bleibt.

Zur Autorin: Alexa Hennig von Lange wurde 1973 in Hannover geboren. 1997 erschien ihr Debütroman "Relax", der sie zu einer der erfolgreichsten Autorinnen ihrer Generation machte. Es folgten zahlreiche Bücher, zuletzt bei DuMont der Roman "Risiko". Sie schrieb auch eine Reihe von Jugendbüchern. 2002 wurde sie mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Alexa von Lange hat zwei Kinder und lebt in Berlin. (Verlagsinformationen)
Weitere Informationen zu Alexa Hennig von Lange finden Sie unter:
www.alexahennigvonlange.de

AVIVA-Fazit: Alexa Hennig von Lange hat mit "Peace" einen Roman geschrieben, der weder unterhaltend noch witzig ist. Auch sprachlich bewegt er sich auf einer Ebene, die allenfalls noch bei pubertierenden Jugendlichen für ein müdes Grinsen sorgt. Seine einzige Herausforderung dürfte für reflektierte LeserInnen darin bestehen, die Lektüre nicht vor seinem banalen Ende wegzulegen.

Alexa Hennig von Lange
Peace

Allein unter Frauen.
Dumont Literatur und Kunst Verlag, erschienen Februar 2009
Broschiert, 270 Seiten
ISBN: 978-3-832195021
14,95 Euro

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Beitrag vom 15.07.2009

AVIVA-Redaktion