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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 01.05.2010


Eileen Chang - Das Reispflanzerlied
Sabine Grunwald

Eine Liebesgeschichte im China der 50er Jahre erzählt vom harten Landleben der Kleinbauern, die um ihr Überleben kämpfen. Der Roman überzeugt durch seine klare Sprache und poetischen Bilder.




"Das Reispflanzerlied" spielt in den 50er Jahren und schildert das karge Leben der Bauern und Bäuerinnen auf dem Lande. Nach der Landreform haben die chinesischen Kleinbauern ein Stück Land zur eigenen Bewirtschaftung erhalten. Doch trotz dieser Maßnahme hat sich an ihrem kargen Leben kaum etwas geändert. Die tägliche Ernährung besteht aus der obligatorischen Reissuppe mit Wildkräutern.
Im Mittelpunkt der Handlung steht Yuexiang, die in der Stadt als Dienstmädchen arbeitet.
Obwohl ihr Ehemann sich inzwischen Grundbesitzer nennen kann, sind sie auf den kargen Verdienst angewiesen, den sie als Entlohnung erhält. Als sie nach Jahren wieder in ihr Heimatdorf zurückkehrt, wo ihr Mann Jin´gen und die Tochter A Zhao warten, muss sie feststellen, dass die Versorgungslage auf dem Lande noch schlechter als in der Stadt ist.

Die Situation spitzt sich dramatisch zu, als die Bauern zum Neujahrsfest gezwungen werden, den Familien, deren Söhne als Soldaten im Koreakrieg kämpfen, Schweine und Reiskuchen zu schenken. Diese Zwangsabgabe bringt die Bauern an den Rand der Hungersnot. Sie versammeln sich wütend vor den gefüllten Lagern, um Reis für das Neujahrsfest zu fordern. Aus der spontanen Versammlung entwickelt sich eine Revolte und die Milizen eröffnen das Feuer auf ihre Leute.

Eileen Chang erzählt die tragische Geschichte der kleinen Familie in einer schlichten Sprache und eindrucksvollen Bildern. Der Roman ist von einer tiefen Traurigkeit durchzogen und steuert unaufhaltsam auf das tragische Ende zu, das einen tief bewegt zurücklässt. Eingebunden in das Dorfleben und den geschichtlichen Kontext, erzählt die Autorin von der Diskrepanz zwischen dem starren staatlichen Apparat und dem entwurzelten Individuum anhand der Liebesgeschichte eines Ehepaares, deren Schwierigkeiten und Missverständnisse, durch die tradierten Rollenbilder und die bittere Armut entstehen.

AVIVA-Tipp: Der Roman erzählt die anrührende Liebesgeschichte zwischen Yuexiang und Jin´gen, deren unausgesprochene Zuneigung an den harten Verhältnissen zugrunde geht. Ein literarisches Kleinod, einfühlsam und dramatisch komponiert.

Zur Autorin: Eileen Chang, eigentlich Zhang Ailing, 1920 geboren, ist eine der wichtigsten Erzählerinnen der Moderne. Ihr literarischer Ruhm begann im von Japan besetzten Shanghai. 1952 zog sie nach Hongkong, da ihre Texte nicht dem kommunistischen Literaturverständnis entsprachen. 1955 wanderte sie in die USA aus und veröffentlichte Das Reispflanzerlied. Sie starb 1995 in Los Angeles.

Zur Ãœbersetzerin: Susanne Hornfeck ist Sinologin, Autorin und Ãœbersetzerin. 2007 wurde sie mit dem C.H.Beck-Ãœbersetzungspreis ausgezeichnet. (Verlagsinformation)

Eileen Chang
Das Reispflanzerlied

(Originaltitel "The Rice Sprout Song")
Aus dem Englischen unter Berücksichtigung des Chinesischen und mit einem Nachwort von Susanne Hornfeck
Claasen Verlag, erschienen 2009
ISBN 978-3-546-00431-2
222 Seiten, Gebunden
19,90 Euro


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Beitrag vom 01.05.2010

Sabine Grunwald