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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 11.09.2010


Leonie Swann - Garou. Ein Schaf-Thriller
Jana Muschick

Die Schafe von Glennkill ermitteln wieder: Mit detektivischem Spürsinn, der jeder dummen Hundeschnauze etwas vorzumachen scheint, sind die klugen, kriminalistisch veranlagten Tiere unterwegs. Mäh!




Schaf-Thriller, die Zweite

Weit weg von den irischen Gefilden wartet die Herde auf den Beginn des Frühlings, denn auf der Weide im Schatten eines französischen Schlosses macht das Grasen keinen Spaß. Dicke Schneeflocken fallen vom Himmel, es gibt nur Kraftfutter und sogar die Schäferin Rebecca scheint keine Zeit für ihre Schutzbefohlenen zu haben. Als sich ungewöhnliche Dinge um die Weide herum häufen, machen sich das klügste Schaf der Herde, Miss Maple, der schwarze Widder Othello und das Gedächtnisschaf Mopple the Whale mit der gesamten Herde erneut auf detektivische Erkundungstour.

Vorspann

Berühmt wurde die wollige Herde durch Leonie Swanns ersten Schaf-Thriller Glennkill. Dort mussten die Schafe den Mord an ihrem Schäfer George aufklären, der eines Tages mit einem Spaten im Bauch auf ihrer Weide lag. Die ganze Herde, die sich nach dem Verschwinden ihres Schäfers sehr vor dem Schlachter gefürchtet hatte, wurde später testamentarisch an Georges Tochter Rebecca vererbt. Die Aufgabe der neuen Schäferin ist es nun, die Herde auf die schönsten Wiesen Europas zu führen und ihnen dabei, so wie die Wollknäule es gewohnt waren, stets etwas Genussvolles vorzulesen.

Die Story: Der Garou

Rebecca kann sich auf ihre Pflichten als Schäferin und Vorleserin nicht konzentrieren, denn merkwürdige Dinge geschehen. Die BewohnerInnen des Schlosses erzählen ihr die Geschichte vom Garou, nach der vor einigen Jahren erst viele Rehe, dann ein Kind und schließlich eine Herde von … Schafen (!) von dem vermeintlichen Werwolf ermordet wurden. Rebecca kann diese Geschichte nicht glauben, doch die Schafe wollen nur noch eines: weg! Als sie aber merken, dass sich ein Auto nicht zum Fahren überreden lässt, auch wenn man ihm die Futterration einer ganzen Woche anbietet, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich der Gefahr zu stellen und den Mord aufzuklären.

Der besondere Witz

War es in "Glennkill" noch eine vorlaute Krähe, die den Roman durch ihre gekrächzten Kommentare mit besonderem Witz gewürzt hat, so sind es in "Garou" eine Herde Ziegen, die auf der Nachbarweide grasen und den Schafen mehr oder weniger bei ihren Ermittlungen helfen. Denn, wie jedes Schaf weiß, sind Ziegen dumm! Genialer Weise erscheinen Swanns Ziegen nicht dumm, sondern verrückt und autistisch – geben sich doch mehrere der Ziegen als eine einzige aus, erteilen falsche Ratschläge und haben nur skurrile Erklärungen für die Geschehnisse im Schloss und um die Weide – was die Schafe mehr als einmal in die Irre führt. Die wunderbaren, aus tierischer Perspektive gesprochenen Aufklärungsversuche und die verschiedenen Charaktere wie Schaf, Ziege, Rebecca und ihre Mutter oder ein dummer Hund, machen "Garou" zu einem extravaganten Leseerlebnis.

Gut geblökt ist halb gewonnen – Besser, Gefahren annehmen, als davonlaufen

In Grüppchen erkunden die VierbeinerInnen Wald, Schloss und Ziegenweide und machen dabei die Entdeckungen ihres Lebens. Als auf ihrer Weide auch noch eine menschliche Leiche liegt, sind sie sich sicher: sie müssen den Garou mit allen Mitteln vertreiben, um selbst am Leben bleiben zu können. Da der Werwolf offensichtlich vor Silber Angst hat, hängen sie Alu-Folie in einen Baum – leider wird dieser Schutzversuch immer wieder von Rebecca zerstört, da sie das silberne Papier stets in die nächste Mülltonne trägt. Es kostet die Schafe unheimliche Anstrengung, diese Folie wieder und wieder auf dem Baum zu befestigen – bis Mrs. Maple eines Tages auf die Idee kommt, dass der Mensch in Wolfsgestalt vielleicht auch eine Kopfgeburt sein könnte.

In größer werdenden Schritten galoppiert die Herde auf die Lösung des Falles zu. Doch bis dahin sind noch viele Ungereimtheiten zu klären und es soll noch einiges geschehen, bevor sie den kommenden Frühling genießen können.

AVIVA-Tipp: Auch mit dem Roman "Garou" ist der deutschen Autorin Leonie Swann ein spannender Schafskrimi gelungen. Schneller als beim ersten Teil kann man sich die vielen Namen merken, da die Charaktere viel besser ausgestaltet sind, als noch in "Glennkill". Doch so, wie die Schafe nicht immer hinter die menschliche Logik steigen, verschließt sich auch der LeserIn ab und an der merkwürdige Gedankengang der kuscheligen Wiederkäuer. Dennoch ist das tierische Abenteuer ein Lesespaß, ideal für lange Herbst- und Winterabende, an denen auch wir nur noch das eine tun: auf den Frühling warten.

Zur Autorin: Leonie Swann wurde 1975 in der Nähe von München geboren. Sie studierte Philosophie, Psychologie und Englische Literaturwissenschaft in München und Berlin. Mit ihrem ersten Roman "Glennkill" gelang ihr auf Anhieb ein sensationeller Erfolg: Das Buch stand monatelang ganz oben auf den Bestsellerlisten und wurde bisher in 25 Länder verkauft. Leonie Swann lebt und arbeitet heute in Berlin.

Leonie Swann
Garou

Goldmann Verlag, erschienen: Juni 2010
Gebunden, 416 Seiten
ISBN-13: 978-3442312245
19,95 Euro


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Glennkill von Leonie Swann



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Beitrag vom 11.09.2010

AVIVA-Redaktion