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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 31.12.2003


Goodbye Baby von Shirley Seul
Anja Kesting

Die Frau, die sich entschieden hat, ohne Kind glücklich zu werden, findet hier alle Argumente, die ihr die Vorwürfe der Familie und Umwelt vom Leibe halten. Mit der stimmt doch was nicht? Von wegen...




Wenn lebenslustige Partygängerinnen zum Muttertier mutieren, wenn sich bei gemeinsamen Treffen die Gespräche nur um Nässeschutz und Stilleinlagen ranken, dann ist es passiert: Babywahnsinn!

Es gibt kein Entkommen mehr. Nichtmütter können nur noch flüchten, wollen sie nicht in den Strudel der milchgebenden Mütterkühe geraten. Denn dann gibt es kein Entrinnen, frau muss das Kind bewundern, obwohl es aussieht, wie eine verschrumpelte Pampelmuse. Frau muss begeistert davon sein, was die Kleine schon alles kann, obwohl sie nur schreit und sabbert. Und wie aufregend das Leben einer Mutter doch ist. Kaum vorstellbar, dass frau Erfüllung in den Entscheidungen zwischen Stoffwindel und Pampers, Baby-Fertigkost oder Selberkochen, alternativem Kinderladen oder herkömmlichem Kindergarten findet.

Alle Frauen, die keine Kinder wollen und diese Muttertiermetamorphosen bei ihren Freundinnen schon miterlebt haben, oder auch nicht, finden sich in "Goodbye Baby. Glücklich ohne Kinder" von Shirley Seul wieder. Aber auch Mütter, die keine Bücher über Schwangerschaft und Schokolade verschlangen, weder zu stricken noch einen Bauchtanzkurz für Schwangere anfingen, werden bei dieser Lektüre häufig über ihre "Leidensgenossin" schmunzeln oder mit dem Kopf schütteln können.

Eingebettet in die Rahmenhandlung ihrer Geburtstags-Grillparty beschreibt die Autorin konkret den Krieg zwischen Müttern und Nichtmüttern, die es nie schaffen, sich gegenseitig zu tolerieren. Sondern jede glaubt, dass ihr gewählter Weg der Richtige ist.

Shirley Seul stellt nicht die Frage in den Raum: Will ich ein Kind, sondern versäume ich was, wenn ich keins habe? Nein! Das sagen auch die 25 Frauen, die bewusst diese Lebensform wählen und über ihre freiwillige und glückliche Kinderlosigkeit reflektieren. Beispielsweise Bärbel: "Ich will kein Kind. Okay. Meinetwegen verzichte ich darauf. Na und! Ich verzichte auch darauf Fallschirm zu springen, obwohl es mich echt weiterbringen könnte... Ich könnte stundenlang erzählen, worauf ich verzichte. Aber niemand fragt mich das. Niemand fragt: Warum verzichtest du darauf, als Entwicklungshelferin zu arbeiten? Warum verzichtest du darauf, Sport zu treiben. Sie fragen nur, warum ich auf ein Kind verzichte. Als wäre das etwas Besonderes. Sie meinen, es wäre zwingend notwendig zu gebären. Es liege in der Natur der Frau. Bin ich ein Tier? Frage ich da..."

Die Autorin und ihre Mitschwestern liefern der kinderlosen Leserin ausreichend Argumente sich auch weiterhin gegen den Einsatz als Gebärmaschine zu entscheiden und weiterhin der Frage "Wann Du?" aus dem Weg zu gehen. Auch wenn der Zeitpunkt nie günstiger und das vielleicht die letzte Chance sein könnte.



Goodbye, Baby.Glücklich ohne Kinder
Shirley Seul

Verlag Frauenoffensive
1. Auflage 2003
ISBN 3-88104-355-1
16,40 EURO




Literatur

Beitrag vom 31.12.2003

AVIVA-Redaktion