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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 23.01.2006


Und Feuer fiel vom Himmel
Sarah Ross

Die Autorin Batya Gur, sel. A., hat uns einen letzten Kriminalroman um Inspektor Ochajon hinterlassen. Diesmal erschüttert eine Serie von grausamen Morden den israelischen Fernsehsender Kanal 1.




Die israelische Erfolgsautorin Batya Gur, sel. A., verstand es von je her, nicht nur spannungsvolle und psychologische Krimis zu schreiben, sondern dabei auch die israelische Gesellschaft und ihre Politik mit ihrem einzigartigen, pathologischen Scharfsinn unter die Lupe zu nehmen.
Einen besonderen literarischen Erfolg erzielte die im Mai 2005 verstorbene Autorin mit ihren Romanen um Inspektor Ochajon, mit denen sie nicht zuletzt auch das Genre des israelischen Kriminalromans begründete. Weltweit zu einem populären Signet literarisch-intelligenter Kriminalunterhaltung geworden, verstand Batya Gur es, in ihren Romanen scheinbar gewöhnliche Mordgeschichten in die Lebenswelt des heutigen Israels mit seinen Widersprüchen und Problemen einzubetten.

In ihrem letzten Kriminalroman "Und Feuer fiel vom Himmel" spielt Inspektor Ochajon erneut die Hauptrolle. Als er gerade aus seinem Urlaub zurückkehrt, wartet in seinem Jerusalemer Büro bereits ein neuer Fall. In einem Lagerraum des israelischen Fernsehrsenders Kanal 1 wird die junge und verdiente Mitarbeiterin Tirza, die seit Jahren für die Kulisse zuständig ist, von einer Marmorsäule erschlagen, tot aufgefunden. Was ein tragischer Unfall zu sein scheint, soll sich jedoch im Laufe der Ermittlungen als der Beginn einer rätselhaften Mordserie herausstellen. Und so ereignen sich bald darauf weitere mysteriöse Todesfälle:

Der Produktionsleiter Matti Cohen, ein Kollege von Tirza und der Letzte, der sie lebend gesehen hat, stirbt wenige Stunden später während eines Polizeiverhörs an einem Herzinfarkt. Inspektor Ochajon von der Jerusalemer Kriminalpolizei, der durch die Obduktionsergebnisse erfährt, dass Cohen an einer Überdosis eines Herzmittels gestorben ist, dass man ihn in den Kaffee gemischt hat, kann spätestens dann, als auch noch der Intendant des Senders, Schimschon Zadik, auf rätselhafte Weise ums Leben kommt, nicht mehr an eine Verkettung merkwürdiger Zufälle glauben. Doch noch gibt es nicht einmal einen Hinweis auf den Täter, noch ein zu erkennendes Motiv. Ganz im Gegenteil: die Spuren führen anfangs in völlig verschiedene Richtungen.

Während Ochajon zunächst an einen möglichen Korruptionsskandal denkt und auch einen terroristischen Akt und die Veruntreuung von Staatsgeldern hinter den Morden nicht ausschließt, stößt er bald bei seinen Ermittlungen in den Korridoren und Studios des Senders auf ein dunkles Geflecht von Beziehungen und Leidenschaften.
Als die beiden Mitarbeiter von Kanal 1, Benni Mejuchas, Tirzas ehemaliger Lebensgefährte, und Arie Rubin, ihr Ex-Mann, immer mehr in Ochajons Visier rücken, wird dem Inspektor klar, dass der Lösung des Falls ein Ereignis zugrunde liegt, das weit dramatischer ist, als er es jemals vermutet hätte. Tirza wurde zur Mitwisserin eines dramatischen Vorfalls, der sich während des Jom-Jippur-Krieges ereignete. Aufgrund eines fatalen Fehlers sollte dies nicht nur sie das Leben kosten.

AVIVA-Tipp: Die israelische Kriminalautorin Batya Gur schrieb mit "Und Feuer fiel vom Himmel" einen temporeichen und fesselnden Spannungsroman, in dem sie sich auf intelligente Art und Weise mit den Wunden der Vergangenheit auseinandersetzt. Batya Gurs Gegenwartsroman ist jedoch auch eine sorgfältig recherchierte und gut beobachtete Milieustudie, die den LeserInnen einen faszinierenden Einblick in die israelische Gesellschaft von heute gewährt. Dabei scheute sie sich nicht, auch an dem von Israel selbst stets aufrecht erhaltenen Image zu kratzen.

Zur Autorin:
Batya Gur
wurde 1947 in Tel Aviv als Kind polnischer Einwanderer geboren. Sie arbeitete zunächst als Lehrerin und Journalistin, bevor sie mit ihren Kriminalromanen um Inspektor Ochajon von der Jerusalemer Polizei internationalen Ruhm erlangte. Für ihren ersten Roman "Denn am Sabbat sollst Du ruhen" erhielt sie den deutschen Krimipreis. Lesen Sie auch mehr zu "Denn die Seele ist in deiner Hand" und "Die schwarze Schatulle". In allen ihren Romanen spielt auch die Auseinandersetzung mit der israelischen Gesellschaft und Politik eine ganz wesentliche Rolle.
Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit hatte sich Batya Gur als bedeutende Literaturkritikerin einen Namen gemacht. Viele Jahre schrieb sie eine regelmäßige Literaturkolumne für die angesehene israelische Tageszeitung "Ha´aretz".
Batya Gur lebte mit ihrer Familie in Jerusalem, wo sie am 19. Mai 2005 nach langer Krankheit starb.

Batya Gur
Und Feuer fiel vom Himmel

Originaltitel: Shooting a Murder
Aus dem Hebräischen von Barbara Linner
Goldmann Verlag, Januar 2006
ISBN: 3-442-30837-2
480 Seiten, gebunden
21,90 Euro90008115&artiId=4918628&nav=5081" target="_blank">



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Beitrag vom 23.01.2006

Sarah Ross