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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 08.08.2005


Dank meiner Mutter von Schoschana Rabinivici
Sabine Grunwald

Die 11jährige Susie ist zu jung, um bei der Selektion über Leben und Tod zu bestehen. Doch mit List und Geistesgegenwart gelingt es ihrer Mutter, ihr Überleben im Konzentrationslager zu sichern.




Den ersten Einschnitt in ihre behütete Kindheit erfährt die kleine Susie Weksler, als die Mutter den geliebten Vater verlässt, um Julek Rauch, einen gebürtigen Polen, zu heiraten. Das Bekleidungsgeschäft der Eltern wird von den Russen beschlagnahmt und Susie zieht mit ihrer Mutter Raja in die geräumige Wohnung des Stiefvaters. Julek und seine Tochter Dolka versuchen die verstörte Susie zu versöhnen. Sie erhält das schönste Zimmer und wird von allen Seiten verwöhnt.
Julek, ein glühender Patriot weigert sich, als es noch möglich ist, Wilna zu verlassen und die Stadt wird für die jüdischen BewohnerInnen zur Falle.
1941 beginnt die russische Verwaltung, Wilnaer BürgerInnen zur Zwangsarbeit nach Sibirien zu verschleppen. Die Familie kann sich, dank einflussreicher Freunde freikaufen, als die Deutschen Wilna besetzen.

Die Wohnung wird beschlagnahmt und alle ziehen zum Großvater um. Die Verhältnisse werden immer beengter, da sich nach und nach immer mehr Familienmitglieder dort einfinden. Die Verfolgungen und Plünderungen nehmen zu und die Familie fürchtet um ihr Leben. Bald werden alle jüdische Menschen gezwungen, in das Ghetto umzuziehen. Immer wieder kommt es zu "Aktionen" und mehrere tausend Menschen werden deportiert und umgebracht.

Im Ghetto wird vom Widerstand ein Versteck, die sogenannte "Maline" gebaut. Auch die Familie Weksler verbringt dort vier qualvolle Nächte, als wieder eine "Aktion" angekündigt wird.
Im Sommer 1943 beginnen die Transporte. Alle Juden wurden aufgefordert, die Häuser zu verlassen und sich für eine "Umsiedlung in Arbeitslager in Estland" zu sammeln.
Durch Bestechung eines Soldaten gelingt es der tapferen Raja, die Tochter Susie bei der Selektion, die über Leben und Tod entscheidet, auf die lebensrettende rechte Seite zu schmuggeln. In Güterzüge gepfercht landen Mutter und Tochter im Lager Kaiserwald.

AVIVA-Tipp: Der tägliche Überlebenskampf in den Lagern Kaiserwald und Stutthof wird in aller Härte beschrieben. Der Mutter gelingt es mit unglaublicher Findigkeit, ihr Kind vor dem sicheren Tod zu retten und ihm das Überleben zu ermöglichen. Ein Zeitzeuginnenbericht aus der Hölle, der von Mut und Lebenswillen berichtet.

Ãœber die Autorin:
Schoschana Rabinovici
, 1932 in Paris geboren, kehrte 1937 mit ihren Eltern in das heimatliche Wilna zurück, das 1941 von der deutschen Wehrmacht besetzt wird. 1943 wird sie zusammen mit ihrer Mutter in das Konzentrationslager Kaiserwald bei Riga verschleppt, 1944 nach Stutthof bei Danzig. Schoschana Rabinovici überlebt zusammen mit ihrer Mutter im Februar 1945 den Todesmarsch von Stutthof nach Tauentzien, wo sie im April 1945 von der Roten Armee befreit werden. 1950 verlassen Mutter und Tochter Polen und emigrieren nach Israel. Dort heiratet Schoschana Rabinovici, bekommt zwei Söhne und arbeitet als Physiotherapeutin. Heute lebt sie mit ihrem Mann in Wien.

Die Originalausgabe erschien 1991 im Verlag der Gedenkstätte Yad Vashem, Jerusalem, Tel Aviv und Wien.

Lesen Sie auch das Interview mit Schoschana Rabinivici.




Schoschana Rabinovici
Dank meiner Mutter

Fischer Taschenbuch Verlag, erschienen Februar 2005
ISBN 3-569-80571
7,90 Euro90008115&artiId=3087059&nav=1"


Literatur

Beitrag vom 08.08.2005

Sabine Grunwald