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AVIVA-BERLIN.de im Oktober 2024 - Beitrag vom 16.01.2003


Seit einem Jahr in der Gewalt der Guerilla
Anja Kesting

Ingrid Betancourt - Sie kämpfte gegen die Korruption in Kolumbien, für die Einhaltung der Menschenrechte, trat für die Gleichberechtigung der Frauen ein, engagierte sich gegen den Krieg im Land.




Sie ließ sich auch dadurch nicht abschrecken, dass sie an oberster Stelle auf den Todeslisten stand. Die Vorsitzende der Partei "Partido Oxigeno Verde" (grüner Sauerstoff) und Präsidentschaftskandidatin wurde im Februar des vergangenen Jahres während einer Wahlkampfreise durch Kolumbien entführt. Das Ultimatum für Verhandlungen, das die linksgerichtet Guerillagruppe "Farc" der kolumbianischen Regierung gestellt hat, läuft jetzt im Februar 2003 ab.

Die Entführer wollen Ingrid Betancourt und ihre Wahlkampfhelferin Clara Rojas gegen inhaftierte Gesinnungsgenossen austauschen. Doch die kolumbianische Regierung zeigt sich wenig kompromissbereit, hat kein Interesse daran, dass die unbequeme Politikerin wieder aktiv in die Politik eingreift.

Kein Wunder - ging Ingrid Betancourt entschlossen gegen Korruption in den eigenen Reihen vor und schuf sich so Gegner unter den Politikern und bei der Drogenmafia. Todesdrohungen gehörten zu ihrem Alltag, was sie auch dazu bewog, ihre beiden Kinder ins sichere Ausland zu bringen.

Das Engagement für die Minderheiten und Sozialschwache wurde Ingrid Betancourt in die Wiege gelegt. Die heute 40 jährige wuchs in Kolumbien und Frankreich auf. Ihr Vater war Diplomat und Bildungsminister. Ihre Mutter, einst Schönheitskönigin, engagierte sich später für die Sozialschwachen, gründete in den Elendsvierteln von Bogota Heime für Straßenkinder und ließ sich ins Parlament wählen.

In Paris studierte Ingrid politische Wissenschaft und heiratete einen französischen Diplomaten. Der Wendepunkt in ihrem Leben ist die Ermordung des liberalen kolumbianischen Präsidentschaftskandidaten Luis Carlos Galán, dessen Wahlkampf 1989 ihre Mutter organisierte. Sie entkam dem Attentat nur knapp.
Für Ingrid Betancourt war das der Auslöser, sich in ihrem Heimatland politisch zu engagieren. Sie verließ ihren Mann, nahm ihre beiden Kinder, und trat in die liberale Partei ein. Fünf Jahre später wurde sie ins Parlament gewählt.
Als frischgebackene Abgeordnete enthüllte sie vor Journalisten die Namen der korruptesten Politiker des Landes. Legte Beweise vor, dass Präsident Ernesto Samper seinen Wahlkampf mit Drogengeldern des Cali-Kartells finanziert hatte.
Ab diesen Zeitpunkt stand sie auf den Todeslisten, erhielt Drohungen von den Todesschwadronen, sie mußte ihre Kinder in´s sichere Ausland bringen. 1997 verließ sie die liberale Partei und gründete ihre eigene: Partido Oxigeno Verde. In deren Namen sie auch als Präsidentschaftskandidatin antrat.

Das Schicksal von Ingrid Betancourt ist ungewiss, denn Terror und Korruption bestimmen seit Jahrzehnten die politische Kultur des Landes. Entführungen sind an der Tagesordnung. Mord bestimmt das Tagesgeschäft. Journalisten werden bedroht, eine kritische Berichterstattung ist lebensgefährlich. Die Regierung fördert die Kriminalität, denn 94 Prozent aller Verbrechen bleiben straflos.

In Berlin hat sich jetzt eine UnterstützerInnengruppe für Ingrid Betancourt gegründet. Es sind Aktionen geplant, die internationalen Druck auf die kolumbianische Regierung ausüben sollen. Wer Interesse an einer Mitarbeit hat, kann Kontakt aufnehmen mit:




Anneliese Dombrowski,
Telefon 030/79740714
,
mail: A.Dombrowski@t-online.de.
Weitere Infos unter www.betancourt4free.de
oder auf der internationalen Website www.betancourt.info



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Beitrag vom 16.01.2003

AVIVA-Redaktion