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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 25.11.2007


Neonazi Horst Mahler nach Hitler-Gruß verurteilt
AVIVA-Redaktion

Am 1. November 2007 veröffentlichte das Magazin "Vanity Fair" ein Interview von Michel Friedman mit Holocaustleugner Horst Mahler. Wie zu erwarten, blieb das nicht folgenlos.




Nach dem Interview von Michel Friedman, dem ehemaligen Vizechef des Zentralrats der Juden in Deutschland, mit Horst Mahler, Mitbegründer der RAF und Mitglied der NPD, folgte heftige Kritik: PolitikerInnen, jüdische Organisationen und Medien zeigten sich empört darüber, dass "Vanity Fair" dem Holocaust-Leugner eine Plattform gab. Zudem warf man dem Magazin vor, statt aufzuklären, lediglich seine Auflage erhöhen zu wollen. In dem neunseitigen Interview hetzte der 71-jährige Neonazi gegen Juden, bezeichnete Adolf Hitler als den "Erlöser des deutschen Volkes" und erklärte: "die systematische Vernichtung der Juden in Auschwitz, das ist eine Lüge".

"Heil Hitler, Herr Friedman" – so begrüßte Horst Mahler seinen jüdischen Gesprächspartner, der später Kritik erntete, weil er daraufhin das Interview nicht abbrach. Da dieser Hitler-Gruß keine Ausnahme für den Rechtsextremisten darstellt, muss dieser nun für 6 Monate erneut ins Gefängnis. Am 23.11.07 wurde er wegen Zeigens des Hitler-Grußes ohne Bewährung verurteilt. Persönlich war er nicht anwesend als das Urteil im Cottbusser Amtsgericht gesprochen wurde. Mahler, ehemaliger Jurist, meint, dass der Hitlergruß als Zeichen seiner Weltanschauung vom Grundgesetz geschützt sei. Seit 2004 darf Mahler seinen Beruf als Jurist nicht mehr ausüben. Anlass für die aktuelle Verurteilung war, dass der einschlägig vorbestrafte Neonazi den verbotenen Gruß im November 2006 beim Haftantritt in Cottbus gezeigt hatte. Da noch nicht bekannt ist, ob seine Verteidigerin und Lebensgefährtin Revision einlegt, ist das Urteil noch nicht rechtskräftig.

Laut Tagesspiegel erstattete Friedman nach dem Interview gegen Mahler Strafanzeige wegen Volksverhetzung. Der jüdische Historiker und Publizist Arno Lustiger hingegen zeigte nach dem Interview mit Horst Mahler das Magazin "Vanity Fair" an, da darin mehrfach der Holocaust geleugnet wird. Mahler und Friedman seien ihm "völlig egal", dass die Zeitschrift das Ganze aber auch noch als "Skandal" auf den Titel hebe, "dafür soll sie büßen", sagte Lustiger laut Tagesspiegel. Arno Lustiger, selbst ein Überlebender des KZ Auschwitz, stellte die Anzeige wegen Volksverhetzung (Paragraph 130) gegen Chefredakteur Ulf Poschardt und Herausgeber Bernd Runge.

Von den Angezeigten gab es keine Stellungnahme, jedoch verteidigte Ulf Poschardt das Interview in seinem Blog auf der Website des Magazins: "In einer Zeit, in der rechtes Gedankengut auch bürgerliche Schichten erreicht, muss die Auseinandersetzung mit den Feinden der Demokratie mit Mitteln der Aufklärung geschehen". In einer offiziellen Stellungnahme von "Vanity Fair" hieß es weiter: "Unser Interview zeigt, wie wenig Wahrheit der rechte Wahn enthält, selbst bei einem angeblichen Intellektuellen wie Mahler. Wir veröffentlichen dieses Interview, weil wir glauben, dass es eine bessere Bloßstellung der deutschen Rechtsextremen nie gegeben hat - auch, wenn Mahler darin Dinge sagt, die in Deutschland verboten sind: Er leugnet den Holocaust und benutzt den Hitler-Gruß."

(Quellen: Tagesspiegel, 6., 9. und 23.11.07).


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Beitrag vom 25.11.2007

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