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Beitrag vom 25.02.2008
Feministisches Magazin an.schläge wird 25
Anna Tremper
an.schläge - Das feministische Magazin aus Österreich feiert 25 Jahre jenseits des Malestreams. Monat für Monat erscheint das Magazin mit Artikeln zu Politik, Arbeit, Gesellschaft und Kultur
Die an.schläge sind nach wie vor das einzige feministische Monatsmagazin im gesamten deutschsprachigen Raum. 1983 als vierteljährliches Magazin gegründet, erscheinen sie seit 1988 monatlich. Berichtet wird nicht nur über "Frauenthemen", sondern über das aktuelle politische, gesellschaftliche und kulturelle Geschehen aus feministischer Perspektive. "Feministische Medien waren immer eines der wichtigsten Mittel im Kampf um Gleichberechtigung", sagt Redakteurin Lea Susemichel. "Und sie sind nach wie vor ein unverzichtbarer Bestandteil einer kritischen Medienöffentlichkeit", ergänzt Saskya Rudigier, die gemeinsam mit Susemichel die Redaktionsarbeit koordiniert.
Medien sind ein zentraler Ort gesellschaftlicher Auseinandersetzung. Es ist nicht zuletzt kontinuierlicher feministischer Medienarbeit zu verdanken, dass sich die Situation von Frauen im letzen Vierteljahrhundert entscheidend verbessert hat. Das feministische Magazin berichtete von Anfang an über Themen, die mittlerweile auch im Mainstream-Journalismus angekommen sind: Gewalt in der Familie, Sexismus in der Werbung, Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt, Frauengesundheit etc. Neben diesen notwendigen Analysen von Ungleichheit ging es den Feministinnen aber immer auch um positive Gegenentwürfe. Zu allen Zeiten wurden erfolgreiche Frauen porträtiert, feministische Etappensiege gefeiert, die Ergebnisse von Geschlechterforschung und die neuesten Gender-Theorien diskutiert.
Viele wichtige Frauen des politischen und kulturellen Lebens Österreichs zählen die an.schläge zu ihren Abonnentinnen: Johanna Dohnal beispielsweise ebenso wie Elfriede Jelinek. Das Magazin und die Leistung seiner Journalistinnen wurden mehrfach ausgezeichnet, wie etwa mit dem Claus-Gatterer-Preis und dem renommierten Concordia-Preis.
Das Heft in die Hand nehmen
Anfang der 1980er wollten die an.schläge-Gründerinnen nicht "ob der Tristesse des alltäglichen Sexismus und Antifeminismus resignieren", sondern wortwörtlich "das Heft in die Hand nehmen", so Mitgründerin Brigitte Mayr über ihre damalige Motivation. Als Do-it-Yourself-Projekt von einigen engagierten Frauen mit viel Herzblut auf die Beine gestellt, wurde die Zeitung schnell "auf ein Niveau gebracht, dass niemand uns geglaubt hat, unter welchen Umständen wir damals gearbeitet haben", erinnert sich die ehemalige Redakteurin Angela Heissenberger. Mit Schreibmaschinen und einigen Riesencomputern samt Floppy-Disks wurden die ersten Jahrgänge produziert, das Layout wurde noch per Hand auf Leuchttischen gesetzt. Vom Schreibmaschinenanschlag hat die Zeitschrift bis heute ihren Namen behalten, die Assoziation eines - wenn auch gewaltlosen - Anschlags auf das Patriarchat war daneben durchaus ebenso gewollt.
Die finanzielle Situation der Zeitschrift hat sich im Laufe der Zeit nie wesentlich und immer nur für kurze Perioden verbessert. Die wichtige feministische Forderung nach einer angemessenen Honorierung der Leistung von Frauen kann damit auch vom Projekt selbst nicht erfüllt werden: Ein Großteil der Arbeit wird weiterhin unbezahlt verrichtet.
Neben einem umfangreichen Politik- und Kulturteil, einem Schwerpunktthema sowie Artikeln zu Arbeit und Wissenschaft wurde die Zeitschrift mit Kommentaren, Kolumnen, Musik- und Buchrezensionen, Veranstaltungstipps und Terminen im Laufe der Jahre inhaltlich stetig erweitert. Wichtig war dabei immer die internationale Ausrichtung. Reportagen und Berichte von den unterschiedlichsten Schauplätzen und Kampffeldern spannen dabei auch thematisch den größtmöglichen Bogen: Vom Abtreibungsgesetz in Nicaragua zum lesbisch-queeren Pornofilmfestival in Deutschland. Von der Frauenbewegung im Kaukasus über die Genderaspekte des Klimawandels bis zu New Yorker Performancekunst.
Medienwelten
Das Erscheinungsbild wurde ebenfalls in regelmäßigen Abständen erneuert, auch anlässlich des Jubiläums wurde das Heft nun einem gründlichen Relaunch unterzogen.
Neben der Herausgabe des Magazins produzieren die an.schläge-Redakteurinnen Saskya Rudigier und Lea Susemichel seit 2005 auch das Fernsehmagazin an.schläge tv. Ausgestrahlt wird es vom partizipativen Fernsehkanal OKTO in Wien, mittlerweile auch vom Hamburger Fernsehsender "Tide". "Mit an.schläge tv soll die feministische Gegenöffentlichkeit der an.schläge einen weiteren wichtigen Teil der Medienwelt erobern und feministische Perspektiven jenseits des Malestreams auch im niederschwelligen Medium Fernsehen präsentieren", so die Macherinnen Rudigier und Susemichel.
Auch die mehrmals im Jahr erscheinende Rezensionszeitschrift "Weiberdiwan" ist ein sehr erfolgreiches Projekt des Magazins.
Anlässlich des Jubiläums werden die an.schläge im Herbst 2008 einen Sammelband über feministische Medien im deutsprachigen Raum herausgeben. Außerdem ist eine Tagung zum Thema mit feministischen Medienmacherinnen geplant.
Viele Gesichter
Die an.schläge bezogen zwar immer deutlich Position, verfolgten aber anders als ihr deutsches Pendant "Emma" nie eine rigide Blattlinie. Die Themen und Meinungen spiegelten vielmehr die verschiedenen Lebensrealitäten und Feminismen ihrer Autorinnen. Das feministische Magazin hatte auch nie eine Galionsfigur wie Alice Schwarzer, der Feminismus der an.schläge hatte in jeder Hinsicht viele Gesichter. Es hat mehrere Generationenwechsel in den vergangenen 25 Jahren gegeben, gearbeitet wurde immer im Kollektiv. Ein wichtiges Ziel der an.schläge bestand überdies immer in der Ausbildung des journalistischen Nachwuchses. Viele ehemalige Mitarbeiterinnen arbeiten inzwischen bei großen Medien - und machen diese ein bisschen feministischer.
Weitere Infos finden Sie unter:
www.anschlaege.at