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AVIVA-BERLIN.de im August 2025 - Beitrag vom 08.08.2025


Offener Brief: Für die Freilassung aller Geiseln, für den Schutz jüdischen Lebens
AVIVA-Redaktion

Das "Netzwerk Zivilgesellschaft gegen Antisemitismus" und der Verein aMensch e.V. senden einen offenen Brief zur Freilassung der Geiseln an Bundeskanzler Friedrich Merz. AVIVA-Berlin unterstützt die Initiative und druckt die Open-Petition für alle, die sich als Unterzeichnende den Forderungen anschließen wollen, an dieser Stelle ab.




Für die Freilassung aller Geiseln, für den Schutz jüdischen Lebens

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Friedrich Merz,

am 7. Oktober wurden in Israel über 1.200 Menschen ermordet – hochgerechnet auf Deutschland wären das über 10.000 Tote an einem einzigen Tag. Die an diesem Tag begonnenen Geiselnahmen dauern bis heute an. Wir, die Unterzeichnenden, bitten Sie mit Nachdruck, sich entschieden für die sofortige Freilassung aller noch in Gaza festgehaltenen 50 Geiseln einzusetzen. Unter ihnen sind auch deutsche Staatsbürger – deren Familien seit Monaten in Angst und Ungewissheit leben.

● Rom Braslavski (21 Jahre):
Rom ist ein Deutsch-Israeli. Er arbeitete als Security-Mitarbeiter auf dem Nova-Musikfestival und brachte sich zunächst in Sicherheit, kehrte aber um, um anderen zu helfen – und wurde dabei selbst von Hamas-Terroristen entführt.
● Tamir Adar (38 Jahre):
Tamir ist ein Mitglied der Kibbuz-Notfalltruppe von Nir Oz. Er wurde am 7. Oktober 2023 bei der Verteidigung seines Heimatorts ermordet. Seine Leiche wurde in den Gazastreifen verschleppt. Er hinterlässt eine Frau und zwei kleine Kinder.
● Gali & Ziv Berman (27 Jahre):
Die Zwillingsbrüder Gali & Ziv aus Kfar Aza werden seit dem 7. Oktober vermisst. Laut ihrer Familie sollen beide am Leben sein, jedoch getrennt voneinander als Geiseln gehalten werden.
● Itay Chen (19 Jahre):
Itay ist ein IDF-Soldat und amerikanisch-deutsch-israelischer Staatsbürger. Im März 2024 teilte die israelische Armee seinen Eltern mit, dass Itay wahrscheinlich bereits am 7. Oktober ermordet und seine Leiche in den Gazastreifen verschleppt wurde.
● Tamir Nimrodi (18 Jahre):
Tamir ist ein 18-jähriger Soldat mit deutsch-israelischer Staatsbürgerschaft. Er wurde vom Verbindungs- und Koordinationsstützpunkt für Gaza am Erez-Kontrollpunkt entführt. Tamir hatte sich freiwillig für den Dienst am 7. Oktober gemeldet. Über seinen aktuellen Zustand gibt es keine gesicherten Informationen.
● Alon Ohel (24 Jahre):
Alon ist ein deutsch-israelischer Pianist. Er wurde beim Hamas-Angriff auf das Nova-Musikfestival schwer verletzt. Er hat Granatsplitter im Körper, und sein Augenlicht ist gefährdet.

Befreite Geiseln berichten von Hunger, Gewalt, Isolation und fehlender medizinischer Hilfe in unterirdischen Tunneln.

Als demokratische Gesellschaft dürfen wir Geiselnahmen, Terror und Hass nicht akzeptieren – ganz gleich, wo sie geschehen und wen sie betreffen.

Wir bitten Sie daher, sich einzusetzen für:
die bedingungslose Freilassung aller Geiseln als höchste Priorität der deutschen Außenpolitik und die öffentliche Benennung ihrer Namen und Schicksale
die Verstärkung des diplomatischen und politischen Drucks auf die Hamas, gemeinsam mit anderen Staaten wie Frankreich und mit arabischen Ländern.
die eindeutige Forderung nach einer vollständigen Entwaffnung und bedingungslosen Kapitulation der Hamas.
ein Ende des Missbrauchs von Zivilisten und zivilen Einrichtungen durch die Hamas. Setzen Sie sich dafür ein, dass humanitäre Hilfe in Gaza ausschließlich die Bevölkerung erreicht.

Die Familien der verbliebenen 50 Geiseln leben seit fast zwei Jahren in ständiger Ungewissheit, viele ohne gesicherte Informationen über den Gesundheitszustand oder das Leben ihrer Angehörigen.
Vor wenigen Tagen veröffentlichte die Hamas Videos von zwei Geiseln. Sie zeigen Rom Braslavski schwer verletzt, fast erblindet und körperlich völlig entkräftet. Evyatar David wird in einem Tunnel tief unter der Erde festgehalten und von der Hamas gezwungen, sein eigenes Grab zu schaufeln. Rom und Evyatar sind abgemagert und verzweifelt. Ihr Zustand ist lebensbedrohlich.

Wir appellieren eindringlich an Sie, alles zu tun, um das Leben der verbliebenen Geiseln zu schützen – bevor es zu spät ist.

Das Schicksal der Familie Bibas mahnt: Shiri Bibas und ihre Söhne Kfir (9 Monate) und Ariel (4 Jahre) wurden entführt, misshandelt und ermordet. Erst nach über einem Jahr wurden ihre Leichen im Rahmen eines Geiselabkommens übergeben. Im Gegenzug entließ die israelische Regierung über 600 palästinensische Häftlinge (Anm.d.Red. Es handelt sich um verurteilte Terroristen, die in israelischen Gefängnissen für ihre Taten einsaßen). Yarden Bibas überlebte – er wurde nach mehr als einem Jahr Gefangenschaft freigelassen. Auch Deutschland ist betroffen – durch Hass, Hetze und Angst.

Auch in Deutschland zeigt die Propaganda Wirkung: Antisemitische Vorfälle haben sich verfünffacht.
Viele jüdische Menschen leben in Angst oder sehen hier keine Zukunft mehr. Der Terror wird auf unseren Straßen gefeiert, radikale Parolen rufen zur Gewalt auf, und selbst Kinder werden für diese Hetze instrumentalisiert. In Schulen, Universitäten und öffentlichen Räumen spürt die jüdische Gemeinschaft eine zunehmende Feindseligkeit. Solidarität mit den Geiseln wird häufig mit Anfeindungen beantwortet – Übergriffe auf Menschen, die die gelbe Schleife tragen, sind keine Ausnahme. Wer jüdisch ist oder sich mit jüdischem Leben solidarisiert, ist in Deutschland längst nicht mehr sicher. Das ist ein alarmierender Zustand, den wir nicht hinnehmen dürfen.
Bitte gehen Sie entschieden gegen jede Form von Antisemitismus vor und sichern Sie das friedliche Miteinander in Deutschland.

Mit unserer Unterschrift setzen wir ein Zeichen: gegen Terror, gegen Antisemitismus und für die Unantastbarkeit der Menschenwürde – in Israel, in Gaza, in Deutschland und weltweit.

Hochachtungsvoll,
aMensch e.V.
Netzwerk Zivilgesellschaft gegen Antisemitismus

Hinweis von AVIVA-Berlin:

Wenn auch Sie den offenen Brief unterzeichnen möchten, verweisen wir auf die Open-Petition unter: www.innn.it/fur-freilassung-aller-geiseln

Den offenen Brief und die Liste mit den Erstunterzeichner/-innen finden Sie hier: amensch.de/stellungnahmen

Bring them home Now. All of them!


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Beitrag vom 08.08.2025

AVIVA-Redaktion