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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 30.11.2008


Initiative Neue deutsche Medienmacher gegründet
AVIVA-Redaktion

In der deutschen Medienwelt gehören JournalistInnen mit Migrationshintergrund einer Minderheit an. Die Initiative Neue deutsche Medienmacher will dies unter anderem durch Nachwuchsförderung ändern.




Am 28. November 2008 gründete sich die Initiative Neue deutsche Medienmacher, der erste bundesweite Zusammenschluss von JournalistInnen mit Migrationshintergrund. Er ist unabhängig, nationalitäten- und konfessionsübergreifend und dient als Interessenvertretung für JournalistInnen "mit dem großen M." Die Mitglieder eint das Ziel, die Vielfalt der Einwanderungsgesellschaft in der Berichterstattung besser wiederzugeben - auch in den Redaktionsräumen. Denn obwohl jede/r fünfte EinwohnerIn im Land einen sogenannten Migrationshintergrund hat, gilt das nur für jede/n fünfzigste/n JournalistIn.

"In deutschen Redaktionen herrscht eine Monokultur", sagt Marjan Parvand, Redakteurin bei der ARD-Tagesschau, "als Initiative von unten wollen wir das ändern". JournalistInnen nichtdeutscher Herkunft in den Redaktionen: das müsse endlich eine Selbstverständlichkeit und Normalität werden.

Die Neuen deutschen Medienmacher haben genug von sinnlosen Stereotypen im Medienalltag: Der Schläger Ali, die zwangsverheiratete Fatma oder der Hauptschüler Hassan, dessen Karriere als Drogenhändler vorbestimmt scheint: sie sind die tragischen Medienstars in Deutschland. Diese einseitige Darstellung von ZuwandererInnen in den Medien ist für die Mitglieder der Initiative nicht länger hinnehmbar. Die Neuen deutschen MedienmacherInnen wollen AnsprechpartnerInnen für interkulturellen Journalismus sein.

Als JournalistInnen, RessortleiterInnen, ChefredakteurInnen, BildredakteurInnen, Kameramänner und -frauen mit Migrationshintergrund wollen sie sich langfristig gegen diskriminierende und oberflächliche Berichterstattung wehren. Sie wollen sich einsetzen, nicht für eine beschönigende, sondern für eine realistische und sorgfältig recherchierte Berichterstattung über MigrantInnen in Deutschland.

Kemal Hür, freier Journalist aus Berlin, fordert außerdem, dass die Integration von JournalistInnen mit Zuwanderungsgeschichte auf Augenhöhe geschehen muss: "Wie selbstverständlich wurde ich immer als Experte für Migrationsthemen oder als `Türke vom Dienst´ behandelt. Nie wurde ich gefragt, ob ich des Türkischen überhaupt mächtig bin oder welche anderen Themengebiete ich bearbeiten will."

Damit in Zukunft mehr Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund vor und hinter der Kamera, dem Mikrophon und an Redaktions-Schreibtischen vorzufinden sind, plant die Initiative die Förderung von interkulturellem Nachwuchs.

"Ich wollte Journalistin werden, seit ich denken kann", sagt Özlem Sarikaya vom Bayrischen Rundfunk, "doch ich hätte nie daran geglaubt, das zu schaffen". Sarikaya weiter: "Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie man dahin kommt und ich kannte auch niemanden, der mir dabei hätte helfen können." Genau bei diesem ersten Schritt könnten die Neuen deutschen MedienmacherInnen heute schon helfen und Kontakte herstellen.

"Bei Jugendlichen aus Zuwandererfamilien muss man das Selbstbewusstsein stärken und ihnen klar machen, dass ihr Platz nicht automatisch am Rand der Gesellschaft ist", so Sarikaya.

Weitere Infos zur Initiative Neue deutsche Medienmacher finden Sie unter: www.neue-medienmacher.de

Lesen Sie auf AVIVA-Berlin auch das Interview mit der deutschen Journalistin türkisch-kurdischer Herkunft Mely Kiyal, Autorin von "10 für Deutschland", zum Thema MigrantInnen in der Politik und im Journalismus.


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Beitrag vom 30.11.2008

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