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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 25.10.2004


Kaufen wir die Schoko
AVIVA-Redaktion

Die Schokofabrik, größtes Frauen- und Lesbenzentrum Europas, soll gekauft werden. Bis Anfang Dezember 04 müssen 30000 Euro Eigenkapital über Genossinnenbeiträge und Privatdarlehen aufgebracht werden




Zu diesem Zweck wurde im Dezember 2003 die Genossinnenschaft Schokofabrik eG gegründet. Sie brachte die Verkaufsverhandlungen mit der Eigentümerin GSW (Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft) zum Abschluss und in Kürze soll der Vertrag unterzeichnet werden. Daher der Aufruf: Werdet Genossinnen und helft mit, die Schoko dauerhaft zu erhalten.

Zum Kauf der Schoko
Der Gebäudekomplex umfasst insgesamt vier Häuser in solidem baulichen Zustand. Im Hinterhaus der Mariannenstraße 6 liegt der größte Teil des Frauenzentrums (Sportetagen, Hamam, Café, Migrantinnentreffpunkt, Möbelwerkstatt). Das Vorderhaus ist derzeit noch vermietet. Wenn MieterInnen ausziehen, entsteht dort Raum für weitere Frauenprojekte. Im Erdgeschoss der Naunynstraße 72 befinden sich der Schülerinnenladen "Schokoschnute", die Büros des Frauenzentrums und ein Seminar- und Beratungsraum. Die fünfzehn Wohnungen sind vorwiegend an Frauen vermietet.

Der Kaufpreis für die Grundstücke wird auf zwei Wegen finanziert: für die beiden Häuser in der Mariannenstraße über die Genossinnenschaft, für die Naunynstraße über die Wohnungskäuferinnen. Der Beratungs- und Seminarraum und der Schülerinnenladen im Erdgeschoss bleiben weiterhin Teil des Frauenzentrums.
Die Finanzmittel der Genossinnenschaft ermöglichen mittelfristig eine Emanzipation von Senatsgeldern und eine Entlastung der Mietkosten. Durch Genossinnen, Darlehensgeberinnen und "Schokotanten", die mit monatlichen Beiträgen helfen, das Frauenzentrum zu unterstützen, wird verstärkt auf private Förderung gesetzt. Fördermittel des Senats sollen später allein den sozialen Bereichen vorbehalten bleiben.

Durch den zukünftigen Ausbau des Zentrums wird die Attraktivität gesteigert. Die jetzt bereits bestehende Mischform aus Zweckbetrieben und sozialen Angeboten macht die Schoko stabiler als andere vergleichbare Projekte. Neu hinzu kommen sollen weitere Frauenprojekte und auch Existenzgründerinnen.

Was ist die Schoko
1980 wurde das leerstehende Fabrikgebäude der Firma Greiser & Dobritz im Berliner Stadtteil Berlin-Kreuzberg entdeckt, 1981 von einer Frauengruppe "instandbesetzt" und 1982 "legalisiert". Schnell bürgerte sich die Bezeichnung "Schoko" für die ehemalige Schokoladenfabrik ein. Nach schwierigen Verhandlungen wurden das Fabrikgebäude und ein angrenzendes Wohnhaus ausgebaut. Zuschüsse kamen vom Bund, vom Berliner Senat, der Internationalen Bauausstellung (IBA) und der IKEA-Stiftung. Das Frauenzentrum ist seit 1981 ein gemeinnütziger Verein.
Als Frauenstadteilzentrum für den Sanierungsbezirk Kreuzberg geplant, hat sich die Schoko zum größten Frauen- und Lesbenzentrum Europas entwickelt. Auf 1200 Quadratmetern wird über mehrere Etagen verteilt ein breit gefächertes Spektrum aus Beratung, Bildung, Kultur, Gesundheit und Sport für Frauen geboten. Die Bereiche sind: Treffpunkt für Frauen und Mädchen aus der Türkei, Schokosport, Möbelwerkstatt, türkisches Frauenbad "Hamam", Frauencafé und Schülerinnenladen. Rund 1000 Frauen nutzen die Schoko wöchentlich.

Die Genossinenschaft Schokofabrik eG
Ziel der Genossinnenschaft ist es, die Schoko als Frauenzentrum zu erhalten und weiter auszubauen. Ein zweiköpfiger Vorstand (Stefanie Hömberg und Ulli Schlun, Schoko-Mitarbeiterinnen) und ein fünfköpfiger Aufsichtsrat unter Leitung der Finanzberaterin Anne Wulf wickeln den Kauf ab. Die Genossinnen sind Miteigentümerinnen, ihr Anteil in Höhe von 500 Euro (Mindesteinlage) ist über die Immobilie abgesichert. Der Genossenschaftsverband kontrolliert die Finanzen.

Ein frauenpolitisches Zeichen für die Zukunft
In der Entwicklung der Schoko spiegeln sich die feministischen Debatten und Aktionen der letzten 25 Jahre. Sie haben unsere Gesellschaft entscheidend geprägt und hin zu einer größeren Geschlechtergerechtigkeit verändert. In Zeiten leerer öffentlicher Kassen können Frauenräume nur durch Eigeninitiative gesichert werden. Wenn Frauen ihre finanziellen Mittel in Frauenprojekte investieren, bleiben sie auf Dauer in Frauenhand. Die Schoko muss als Ort für frauenpolitische Diskussionen und Netzwerke erhalten werden, damit auch zukünftige Generationen dort ihre Positionen gestalten können.

Mehr Informationen:
www.schokofabrik.de


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Beitrag vom 25.10.2004

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