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Beitrag vom 29.02.2008
EU-Gleichstellungsbericht 2008
AVIVA-Redaktion
Neuer Bericht – alte Ungleichheiten: "Deutschland bleibt weiterhin Entwicklungsland für Frauen" stellt Lissy Gröner, frauenpolitische Sprecherin der SPE Fraktion im Europäischen Parlament, fest.
Der jährlich erscheinende EU-Gleichstellungsbericht wird von der EU-Kommission nach der Aufforderung des Europäischen Rates der Staats- und Regierungschefs in
Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten erstellt. Der diesjährige Bericht wird den europäischen Staats- und Regierungschefinnen und -chefs bei der Frühjahrstagung am 8. und 9. März 2008 übermittelt. In dem mittlerweile fünften Jahresbericht über die Gleichstellung von Frauen und Männern sind erstmals alle 27 Mitgliedstaaten des erweiterten Europa enthalten, dennoch (oder deshalb) ist die Beschäftigungsquote von Frauen in der EU angestiegen.
Weiterhin problematisch für Frauen ist jedoch, dass "die Qualität wie auch die Bezahlung ihrer Arbeit weit hinter der ihrer männlichen Kollegen zurück bleibt. Obwohl 59% der Universitätsabsolventen Frauen sind und diese über ein besseres Bildungsniveau verfügen, ist ihre Beschäftigungsquote um 14,4 Prozentpunkte niedriger als die der Männer." so Lissy Gröner. Durchschnittlich verdienen Frauen in der EU 15% weniger pro Arbeitsstunde, in Deutschland sogar 22% weniger - je nach Branche bis zu 30%! Dabei gilt, je höher die Einkommensklasse, desto größer die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern.
Weibliche Teilzeit-Arbeit und Vollzeit-Armut:
2007 waren 46.2 % aller erwerbstätigen Frauen in Deutschland in Teilzeit beschäftigt (2002 waren es 39.5 %), aber nur 9.5 % (2002: 5.8 %) der Männer. Von allen Erwerbstätigen, die einen Armutslohn beziehen, haben Frauen mit über 70% die absolute Mehrheit. Sie sind auf finanzielle Hilfe durch den/die PartnerIn oder den Staat angewiesen, da sie sich und gegebenenfalls ihre Kinder nicht allein ernähren können. "Frauen müssen durch eigene Erwerbstätigkeit, die angemessen entlohnt wird, ihre Existenz sichern können. Ökonomische Unabhängigkeit vom/n PartnerIn und/oder staatlichen Transferleistungen ist Grundvoraussetzung für die Gleichstellung von Frauen in unserer Gesellschaft." erklärte Harald Wolf, Berlins Senator für Wirtschaft, Arbeit und Frauen, bereits in 2007 und forderte deshalb einen bundesweiten Mindestlohn.
Der europaweite Anteil von weiblichen Führungskräften nimmt nur langsam zu, in Deutschland stagniert er bei 27,4 % (EU-Durchschnitt: 33%). Deshalb hat Lissy Gröner bereits im vergangenen Jahr die EU Kommission und speziell Präsident Barroso aufgefordert, einen Richtlinienentwurf nach dem norwegischen Gesetz zur Frauenförderung in der Wirtschaft vorzulegen. Die norwegische Quotenregelung sieht vor, dass ein Unternehmen seine Börsennotierung verliert, wenn nicht mindestens 40% der Frauen im Aufsichtsrat vertreten sind.
Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend,
engagiert sich zwar im Kampf für Gleichstellung in Deutschland, appelliert und initiiert, doch leider wenig erfolgreich. Deshalb ist es an der Zeit, "mit einem Gesetz zur Gleichstellung in der Privatwirtschaft und durch Unterstützung eines gesetzlichen Mindestlohns, der vielen Frauen endlich ein existenzsicherndes Einkommen verschaffen wird, gegen diese Diskriminierung vorzugehen", fordert Lissy Gröner.
Hier die vollständige Version des EU-Gleichstellungsberichtes 2008
Mehr zum Thema Lohnungleichheit:
Friederike Maier thematisiert in ihrem Paper "The Persistence of the Gender Wage Gap in Germany" den anhaltenden Lohnunterschied und stellt die institutionellen Rahmenbedingungen und den Stand der bundesdeutschen Forschung zu diesem Thema vor.
Sie können dieses Papier – wie zukünftig alle Discussion Papers der neuen Reihe "Discussion Papers des Harriet Taylor Mill-Instituts" - über die Homepage herunterladen: www.harriet-taylor-mill.de, Publikationen.
Weitere Infos:
Homepage von Lissy Groener: www.lissy-groener.de
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: www.bmfsfj.de
Der Frauenlohnspiegel: www.frauenlohnspiegel.de
Weiterlesen auf AVIVA Berlin:
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – Der Gleichstellungsbericht 2007