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Beitrag vom 09.04.2008
Israel. Ein Staat sucht sich selbst
Sharon Adler
Der Journalist und Deutschland-Korrespondent für verschiedene israelische Zeitungen, Igal Avidan, liefert zum 60. Jahrestag mit "Israel. Ein Staat sucht sich selbst" eine kritische Bestandsaufnahme
"Wenn ihr wollt, ist es kein Traum." Die Vision von Theodor Herzl
Igal Avidan nimmt das Jubiläum am 14. Mai 2008 zum Anlass für eine Inventur: Durch Interviews und Gespräche mit 80 unterschiedlichsten Menschen – darunter arabischen Israelis, einer christlichen Abgeordneten des israelischen Parlaments, der Knesset, einem Geschichtslehrer in einem Kibbutz-Gymnasium, oder PolitikerInnen, WissenschaftlerInnen, LiteratInnen, AktivistInnen verschiedener Generationen, Einwanderern und Sabres – hat der Journalist mit " Israel. Ein Staat sucht sich selbst" dem Land und seinen Menschen ein bittersüßes Geburtstagsgeschenk gemacht.
Road Map für Israel
1962 in Tel Aviv geboren und seit 1989 in Berlin lebend skizziert Igal Avidan ein Land im ständigen Ausnahmezustand: täglich bedroht von äußeren Feinden, die es sich zum öffentlich erklärten Ziel gesetzt haben, die Juden ins Meer zu werfen und gebeutelt von ungelösten inneren Konflikten. Im melting pot Israel, in dem Straßenschilder in Englisch, Hebräisch und Arabisch beschriftet sind, war schon die Wiederbelebung einer Sprache, die 2000 Jahre ausschließlich als Sakral- und Schriftsprache benutzt wurde, eine unglaubliche Leistung derer, für die der "Judenstaat" keinen Traum darstellte. Und doch ging der Begründer des politischen Zionismus, Theodor Herzl, ursprünglich davon aus, dass die Landessprache Deutsch sein würde: "Wir können doch nicht hebräisch miteinander reden. Wer von uns weiß Hebräisch genug, um in dieser Sprache ein Bahnbillet zu verlangen?" (Tagebucheintag vom 15. Juni 1895).
Bis 120 – so lautet der jüdische Geburtstagsgruß
Das Jubiläum ist ein Grund zum Feiern, ist aber auch geprägt von Ängsten: Wird Israel bis zum 120. Geburtstag noch existieren? Und wenn ja, wird Russisch die Landessprache sein oder wird das ganze Land eine Art Massada, eine isolierte Festung, deren BewohnerInnen noch weniger als heute eine Chance auf ein normales Leben haben werden? Können die Menschen in Frieden und gegenseitigem Respekt miteinander leben, und wird es klar definierte geographische Grenzen geben? Der Autor skizziert die vielfältigen Probleme, am Rande aber auch die Chancen dieses vielschichtigen Landes, ergänzt durch solide recherchierte Informationen. Die Interviewten berichten konstatierend-emotional von historisch wichtigen Meilensteinen, individuellen Projekten und Alltagssituationen, vor allem aber auch von ihren Hoffnungen und Ängsten.
Zum Autor: Igal Avidan, geboren 1962 in Tel Aviv, studierte Englische Literatur und Informatik in Ramat Gan sowie Politikwissenschaft in Berlin. Er arbeitet seit vielen Jahren als freier Journalist und Deutschland-Korrespondent für verschiedene israelische Zeitungen wie zum Beispiel Maariv, Tel Aviv. Igal Avidan lebt seit in Berlin und schreibt als freier Autor und Kolumnist zum Thema Nahost u.a. für die Süddeutsche Zeitung, die NZZ, Der Tagespiegel, Die Welt, Cicero und die Frankfurter Rundschau. Für verschiedene Organisationen wie die Bundeszentrale für politische Bildung, die Deutsch-Israelische und die Christlich-Jüdische Gesellschaft sowie für mehrere Stiftungen hält er Vorträge über Israel und den Friedensprozess im Nahen Osten. "Israel. Ein Staat sucht sich selbst" ist seine erste Buchveröffentlichung.
AVIVA-Tipp: "Israel. Ein Staat sucht sich selbst" liefert gute Ansätze für Diskussionen, indem es den Blick auf Schwachstellen lenkt. Es ist jedoch schade, dass dabei der Blick auf das bisher Erreichte ein wenig zu kurz kommt.
Weiterlesen auf AVIVA-Berlin: "Die Israelis" von Donna Rosenthal.
Israel
Ein Staat sucht sich selbst
Igal Avidan
ISBN: 3-7205-3046-9
Diederichs Verlag, erschienen März 2008
Hardcover, 214 Seiten
19,95 Euro